Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

178 Die staatswissenschaftliche Theorie der Griechen 
Vergleicht man nämlich den volkswirthschafllichen Inhalt der 
Werke des Aristoleles mit den obigen Sätzen, so ist es kaum 
zweifelhaft, wie sich zu seiner Zeit diese Frage verhält, naınent-, 
lich wenn man herbeizicht, wie Xenophon die Sache auffasst. 
Es war ganz offenbar zur Zeit dieser Männer bereits der Zustand 
eingetreten, in welchem thatsächlich das gewerbliche Capital 
das Grundeigenthum als besondere Besitzform der Geschlechter- 
herrschafi schon vollständig bewältigt hatte, während man im 
Geiste der gesellschaftlichen Ordnung noch an der äussern Vor- 
stellung festhiell, dass nur der Grundbesitz zu der Theilnahme 
an der herrschenden Classe berechtige und dass daher auch nur 
die landwirthschaftliche Arbeit die eines Freien sei, dagegen die 
gewerbliche Arbeit durch ihre eigene Natur den Menschen tiefer 
stellen müsse. Legle man nun dieses Verhältniss einem Werke 
zum Grunde, das wie Xenophons oixovogux sich ausschliesslich 
auf den Grundbesitz und seine Bewirthschaflung bezog, so war 
natürlich die Sache für den Schriftsteller sehr einfach, und nichts 
war leichter, als diese Landwirthschaft als die einzig treffliche 
und dem Wesen des Menschen entsprechende Wirthschaftsform 
darzustellen. Dabei fand man stets viel Anklang, weil die 
Menschen es lieben, frühere Zustände im Lichte der reinen 
Menschlichkeit zu erblicken, und das Gegenwärlige weniger zu 
achten; geringen Widerspruch aber, weil es Keinem einfiel, die 
praktische Gültigkeit solcher volkswirthschaftlichen Idyllen an- 
nehmen zu wollen. — Wollte dagegen ein scharfer und syste- 
matischer Kopf, wie namentlich Aristoteles, aus diesen sehr 
divergirenden Elementen nun Eine Theorie bilden, in welcher 
beide zur gleichen Gültigkeit kommen sollten, damit die Dar- 
stellung der Landwirthschaft als der wahren Form des Güter- 
lebens die gesellschaftlichen Ideale, die Darstellung der xonue- 
tıorıxn dagegen als der eigentlichen Bewegung der Güter die 
praktischen Forderungen der Menschen zugleich befriedige, 
so musste natürlich eine grosse Verwirrung der Begriffe im 
Ganzen, und eine fast unauflösliche Masse von Widersprüchen 
im Einzelnen entstehen, in denen zwar einzelne Begriffe klar 
und gut, aber die Harmonie der Begriffe untereinander desto 
unklarer und unfertiger erscheinen müssen. Und wirft man nun
	        
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