232 Studien über
nisse gegenüber von der vollen Freiheit im Verkehr mit Grund
und Boden für unser Volk hat, nur indirekt, nur aus einigen
Erscheinungen versucht worden, welche sich in den verschiedenen
Theilen des Landes zeigen und statistisch erfassbar sind.
Aber auch ganz direkte Zeugnisse für die Gefahr, welche
für die südlichen und nordöstlichen Landestheile aus den nach
Aufhebung der Lehen bestimmt zu erwartenden Gütertheilungen
zu befürchten ist, stehen uns in Menge zu Gebot in den Erfah-
rungen, welche bisher schon. in den Fällen gemacht wurden,
wo in Gemeinden mit vorherrschend geschlossenen Höfen das
System der Theilung einriss und überhandnahm.
Einige Beispiele dieser Art sind bereits in dem Eingangs
erwähnten Fallati’schen Aufsatz berührt worden. Andre Zeug-
nisse sind in den offiziellen Beschreibungen der einzelnen Würt-
tembergischen Oberämter enthalten.
So versichert die Beschreibung des Oberamts Welzheim,
welches dadurch besonders merkwürdig ist, dass es in seinem
einen Theil das Hofsystem aufrecht erhalten hat, in seinem
andern Theil das System der Gütertheilung besitzt, die gerade
hier, wo der Boden im Ganzen wenig fruchtbar und das Klima
rauh ist, ihre schlimmen Folgen sehr schnell zeigen musste:
der Wohlstand des Amts sei im Ganzen miltelmässig; doch gebe
es auch sehr wohlhabende Orte. Zu den letzteren gehörten
alle Waldorte, wo Primogenitur und Geschlossenheit der Güter
bestehe. Besonders wohlhabend sei Pfahlbronn , wo die Bauern
ängstlich ihre Höfe zusammenhielten, und Arme nicht vorhanden
seien. Nur zwei Waldorte machten von der Regel der Wohl-
habenheit eine Ausnahme, namentlich einige Theile von Kaisers-
bach und Kirchenkirnberg, wo „in Folge der Güterzerstückelung
der Wohlstand gesunken“ sei. Dagegen bilde in den am öst-
lichen und südlichen Abhang des Waldes befindlichen Orten „in
Folge der Güterzerstückelung und der Uebervölkerung eine ge-
drücklere Lage die Regel“; am übelsten stünden die Orte im
untern Wieslaufthal, deren Einwohnerzahl sich in den letzten
siebzig Jahren theils verdoppelt, theils verdreifacht hätte. Unter
den letztern ist auch die im Jahr 1851 wegen ihrer grenzen-
losen Noth vielfach genannte Gemeinde Rudersberg.