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auch die letztere, mit Ausnahme der nun mit dem Weinbau verbundenen
Weinbereitung, hievon ausgeschieden, dagegen hatte Göriz sofort das ganze
Lehrfach der landwirthschaftlichen Betriebslehre zu seinen übrigen Fächern
zu übernehmen.
Dieser neue Wirkungskreis, so wesentlich verschieden von dem früheren
durchaus praktischen, nahm nun aber auch, bei seinem soeben dargelegten
nicht geringen Umfang, und bei dem Wechsel, der mit der Zeit darin ein-
trat, die Thätigkeit von Göriz in vollem Maasse in Anspruch; es waren, wie
nach seiner eigenen Erklärung anderwärts schon bemerkt worden ist 1);
„Jahre des Stubensitzens, Studirens und Docirens, die er damit verlebte, und
die gegen .das frühere frische und rührige Leben eines Verwalters und Gü-
teradministrators stark abstachen,“ dafür aber auch für die Landwirthschaft
in weiten Kreisen viele gute Früchte trugen.
In seinem Unterricht ergab sich Göriz, getreu dem von seinem Meister
Schwerz angenommenen ersten Grundgesetz landwirthschaftlichen Strebens
und Wirkens, einem geläuterten Empirismus.
Die Pflanzenproduktionslehre trug er nach eigenen Heften, ohne Zu-
grundlegung eines bestimmten Lehrbuchs, unter sehr angemessener folge-
richtiger und methodischer Eintheilung des Lehrstoffes vor 2), und wenn er
sich hiebei mit richtigem Takte den hewährtesten Vorgängern in diesem
Zweige der Wissenschaft, vor Allem Schwerz anschloss, so war er den-
noch immerhin eifrig bemüht, hiebei nicht allein. von seinen eigenen Erfah-
rungen und unmittelbaren Anschauungen fruchtbare Anwendung zu machen,
sondern auch alle sonstige neuere und wohlbeglaubigte Erfahrungen aufzu-
suchen, so weit möglich zu prüfen, und innerhalb der hiedurch gesteckten
Gränzen zu Berichtigung und Ergänzung des bisher als richtig Erkannten zu
benützen. Durch die Aufnahme des Weinbaus als speciellen, obwohl ganz
abgesonderten Zweiges der Pflanzenproduktionslehre, füllte er, zumal bei der
besonderen und seltenen Sachkenntniss, mit welcher er denselben behandelte,
eine früher schmerzlich gefühlte Lücke auf das Vollständigste aus. Neben-
dem war eine möglichste Bereicherung und Vervollständigung der bei diesem
gesammten Unterrichtsgegenstande zur Veranschaulichung zu benützenden
eigenthümlichen Hülfsmittel, insbesondere der Bodensammlung, welche beinahe
ausschliesslich sein Werk ist, und von ihm in ihrer Anlage, wie in ihrer
Benützung auf richtige geognostische Grundlagen gestützt wurde, sowie der
Modellsammlung, in der er vornehmlich auch eine möglichst vollständige
Aufstellung der einheimischen landwirthschaftlichen Geräthe anstrebte, Ge-
genstand seiner eifrigsten und uneigennützigsten Vorsorge. Mit der ent-
schiedensten und einer für den Mann der Wissenschaft wohl allzu schroffen
Abneigung hielt er sich aber — den Grundsätzen seines Lehrers nur zu
1) S. o. a. Nekrolog von Göriz.
2) S. die Uebersicht in der Schrift: Die K. W. Lehranstalt für Land - und Forst-
wissenschaft in Hohenheim. Stuttgart 1842. S. 8 ff.