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geliefert würde, und ist deshalb auch die bestimmte Aussicht, dass diese
Nachlieferung wirklich erfolgen, und hiedurch das entschieden werthvollste
literarische Erzeugniss von Göriz der Wissenschaft werde gesichert werden,
ungemein tröstlich und erfreulich.
Eine weitere, die lehramtliche und schriftstellerische noch ergänzende
allgemeine Wirksamkeit, wie sie von Göriz zu Hohenheim in besonders
ausgedehntem Maasse noch ausgieng, konnte von ihm in Tübingen in gleicher
Weise und Ausdehnung nicht mehr geäussert werden. Eines Theils war ihm
hier, zufolge der an der Hochschule, einer land- und forstwirthschaftlichen
Anstalt gegenüber, mehr zurücktretenden Bedeutung seines Lehrfaches für
die Studierenden, und der in Vergleichung mit den Zöglingen einer solchen
Specialschule, besonders der zu Hohenheim, wesentlich verschiedenen Stellung
jener zu den Lehrern, eine ähnliche Einwirkung auf seine Zuhörer nicht
möglich; anderntheils aber war ihm ein ähnlicher, mannigfacher, reger und
in stetem Wechsel sich erneuernder Verkehr mit Männern vom Fach nicht
mehr vergönnt, und beides hat er wohl bei seinem lebendigen Sinne für
gegenseitige Mittheilung oft schmerzlich vermisst. Nur die Betheiligung an
vaterländischen und auswärtigen Vereinen und Versammlungen für landwirth-
schaftliche Zwecke im weitesten Sinne, und die hier sich darbietende Ge-
legenheit zum Austausch von Kenntnissen und Erfahrungen blieb ihm, wie
früher, und diese wurde denn auch von ihm nicht allein für sich nach
Kräften benützt, sondern auch noch durch ziemlich regelmässige, häufig
daran sich anschliessende Verwendung der Ferien zu landwirthschaftlichen
Reisen, welche ihn im Laufe von einigen Jahren nach Oestreich, Tirol, Mähren,
der Lombardei, und Ungarn führten, und theilweise wenigstens durch unmit-
telbare Anschauung mit der dortigen Landwirthschaft bekannt machten, be-
$rächtlich erweitert,
Uebrigens eröffnete sich ihm in der eben bemerkten Richtung wirklich
auch noch ein neues Feld wohlthätiger Wirksamkeit durch die Uebernahme
der Vorstandschaft bei dem landwirthschaftlichen Bezirksvereine zu Tübingen,
dessen Thätigkeit unter seiner Leitung durch eifrige und sachgemässe An-
wendung aller ihm zu Gebot stehenden Mittel, als mündlicher Verhandlungen,
der Verbreitung guter Schriften, besonderer Veröffentlichung landwirthschaft-
licher Angelegenheiten, Preise u. s. w. nach allen in seinem Bereiche lie-
genden Richtungen, wie namentlich zu Gunsten der Einführung und richtigen.
Behandlung zweckmässiger und vortheilhafter Culturmittel, insbesondere
Geräthe, Culturgegenstände, und Culturarten im Gebiete der Pflanzenproduktion,
sowie einer nachhaltigen Verbesserung der Hauptzweige der Viehzucht, sich
mehr und mehr verstärkte und erweiterte 1), und durch eine zunehmende, dem
anfänglichen Bestande gegenüber, endlich beinahe aufs Doppelte gestiegene
Zahl von Mitgliedern immer lebhafter unterstützt und anerkannt wurde.
4) Umfassende Belege hievon lieferte schon der von Göriz als Vorstand des Tübinger
landwirthschaftl. Bezirksvereines im December 1850 veröffentlichte Rechenschaftsbericht
über die drei Jahre 1847—1850.