im Königreich Sachsen. 277
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das Bureau zwei sehr umfängliche Lieferungen über die Statistik der Bevöl-
kerung veröffentlicht worden, die eine 31 Bogen, die andere 50 Bogen gross
Quart (Format der Augsb. Allg. Zeitung). Wie daraus zu entnehmen unter-
scheidet das Bureau strenge. zwischen dem Stande der Bevölkerung und der
Bewegung derselben; es vergleicht diese beiden Theile dieses Zweiges der
Statistik, den ersten mit der periodisch zu wiederholenden Inventuraufnahme
der Bevölkerung, den andern mit der Contenführung der Elemente der Be-
wegung derselben, als welche es betrachtet: die Geburten und Sterbefälle,
Trauungen und Ehescheidungen, Zu- und Weggang. Indem bei diesem
letzteren in der That jedem Credit ein Debet gegenüber steht, und indem
es durch Bilancirung dieser Conten alljährlich zu einem Abschlusse kömmt,
der mit der jährlichen Inventur, wäre sie eine alljährliche, übereinstimmen
muss, so verwirklicht das Bureau hierin gewissermaassen die Napoleonische
Anschauung der Statistik, dem bekanntlich die Statistik das „Budget des
choses“ war.
Abgesehen von der imposanten Ausstattung dieser Lieferungen ist auch
der Inhalt derselben mindestens ein sehr reichhaltiger und er geht in man-
cher statistischen Frage von grussem Interesse weiter, als irgend eine der
bis jetzt erschienenen statistischen Veröffentlichungen, gleichviel welchen
Landes ; in vielen andern bleibt er freilich auch hinter solchen zurück.
Es kann weder der Zweck dieser historischen Bemerkungen, noch die
Absicht ihres Verfassers sein, der zu jenen Veröffentlichungen in näherer
Beziehung steht, als für einen Referenten über dieselben schicklich sein
möchte , diese grösseren literarischen Productionen hier zu besprechen, was
wohl ungleich besser von unpartheiischen sachkundigen Beurtheilern ge-
schehen wird. Allein für diejenigen, die aus den dem Publikum vorliegenden
umfänglichen Lieferungen über die Statistik der Bevölkerung des Königreichs
Sachsen (denen wie die Vorreden besagen, im Laufe dieses Jahres noch eine
dritte Lieferung folgen soll) auf eine allzu grosse Einseitigkeit in der Rich-
tung des nunmehrigen statistischen Bureaus des Ministeriums des Innern zu
schliessen geneigt sind, dürfte die Bemerkung nicht überflüssig sein, dass es
die erste und wichtigste Aufgabe jedes rationell verfahrenden Bureaus ist,
die Bevölkerung des Landes genau zu studiren, denn diese ist der Mittel-
punkt um welchen sich alles bewegt, welche mit tausend Fäden an alle
übrigen im Staate und in der Gesellschaft zur Erscheinung kommenden Ver-
hältnisse geknüpft ist. Eine Justizstatistik z. B. bleibt nichts als eine Sta-
tistik der Justizpflege, sobald sie die Personen auf welche sie sich erstreckt,
nur der absoluten Zahl nach kennt, nicht mit den Classen der Gesellschaft,
welchen sie specifisch angehören, zu vergleichen, nicht die eigentlichen
Verhältnisse unter welchen diese Gesellschaftsclassen leben, in Betracht zu
ziehen vermag. So ists mit allen übrigen Zweigen.
Indessen diese Einseitigkeit ist nur eine scheinbare, scheinbar deshalb, weil
die finanziellen Mittel dem statist. Bureau nicht gestatten, mehr als bis jetzt ge-
schehen alljährlich für Druckkosten auszugeben, Auch existirt sie nur nach aussen