Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

in Hinblick auf den Anschluss an den Zollverein. 373 
der Interessen einzelner Orte oder specieller Geschäftszweige 
zurückführen und konnten allgemeine Gültigkeit schon deswegen 
nicht in Anspruch nehmen, weil ihnen andere Petitionen gegen- 
überstanden, welche im Interesse anderer Orte oder anderer 
Geschäftszweige für die Handels- und Zolleinigung sich aus- 
sprachen. Aber bei vielen achtungswerthen Männern aller Stände 
war doch die Slimmung gegen den Anschluss nicht in ihrer Sorge 
für die eigenen Interessen, sondern in ihrer Theilnahme an der 
für gefährdet erachtelen Lage ihres Landes und Volkes zu suchen. 
Und läugnen lässt sich nicht, dass, als die Stände zur Berathung des 
September-Vertrages zusammentraten, die öffentliche Meinung im 
Königreiche überwiegend gegen die Genehmigung des Vertrages 
war, welche denn auch vielerwärts mit grossem Unwillen auf- 
genommen worden ist. 
Die Hannoveraner sollen aus der Abgeschlossenheit ihres 
niedrigen Zollsystems in die Gemeinschaft eines höheren Zoll- 
systems und eines grossen Binnenmarkles treten. 
Man kennt und übersieht die bisherigen volkswirthschaftlichen 
Zustände, in denen man sich grösstentheils ganz leidlich befand. 
Was die Zukunft unter ganz anderen Umständen bringen wird, 
weiss man nicht. In solcher Ungewissheit lassen sich die meisten 
Menschen mehr von Furcht als von Hoffnung beherrschen. Die 
möglichen Nachtheile im Einzelnen sieht man schärfer, als die 
wahrscheinlichen Vortheile im Ganzen, und vorübergehende Störun- 
gen während der Uebergangsperiode erscheinen vor den Augen 
der Betheiligten als dauernde Calamiläten. 
Das Gewirre laut gewordener Besorgnisse lässt sich im Vor- 
wege kaum anders widerlegen, als durch Hinweisung auf die 
constante Erfahrung, dass all dieses Angst- und Nothgeschrei 
den successiven Anschlüssen der einzelnen Zollvereinsstaaten fast 
durchgängig vorausgegangen ist und dass nachher wenige Jahre 
hinreichten, um das Grundlose oder Uebertriebene der Befürch- 
tungen darzuthun, die überwiegenden Vortheile zur Geltung ge- 
langen zu lassen, die bleibenden Nachtheile auf ein möglichst 
geringes Maass zu beschränken. 
Opponirt gegen den Anschluss, und zwar immer in angeb- 
licher Wahrnehmung der allgemeineren Landes-Interessen, wurde
	        
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