Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

382 Die volkswirthschaftlichen Zustände des Königreichs Hannover 
müssen, wenn sie Genossen der grossen Verbindung sind, als 
wenn sie diesen Tarif für sich allein annehmen wollten. 
Es ist oft genug die Bemerkung geäussert worden, dass 
jede Erfindung oder Entdeckung, welche praktischen Eingang 
fand, jede Erleichterung der Produktion und des Verkehrs be- 
stehende Interessen: Einzelner, theils dauernd, theils wenigstens 
in der Uebergangsperiode verletzt hat. Wie durch die Erfindung 
der Buchdruckerkunst Tausende von Abschreibern ausser Brod 
gesetzt wurden, so machte die Einführung des Schiesspulvers 
ganze Zünfte mit Beseitigung der herkömmlichen Waffen über- 
flüssig. Das Maschinenwesen hat die Handarbeit, die Dampf- 
schifffahrt hat die Segelschifffahrt beeinträchtigt. Durch die Ver- 
wandlung schlechter Landstrassen in Chausseen ist der Verdienst 
mancher Schmiede und Rademacher geschmälert worden. Noch 
tiefer haben die Eisenbahnen in gewohnte Verkehrsverhälltnisse 
eingegriffen; manche Chaussee ist verödet und damit Spediteuren, 
Frachtfuhrleuten, Gastwirthen u. s. w. der bisherige Erwerb ent- 
zogen worden; auch nimmt das plalte Land den Handwerksbetrieb 
und Detailhandel der kleinen Städte weniger in Anspruch, nach- 
dem es durch die Eisenbahnen mit den grössern Städten in un- 
mittelbare Berührung gekommen. 
In ähnlicher Weise haben die allmähligen Anschlüsse an den 
Zollverein mancherlei Erwerbsstörungen und Verluste in der 
Uebergangsperiode bereitet. So lilt der rheinpreussische Wein- 
bau durch die hinzutretende Concurrenz erst der rheinhessi- 
schen, später auch der rheinbaierischen, fränkischen, nassauischen 
Weine, während die Concurrenz der rheinpreussischen Fabrikate 
den einen und anderen Gewerbszweig süddeutscher Länder em- 
pfindlich berührte. 
Derarlige Folgen. des Anschlusses werden auch in Hannover 
nicht ausbleiben. Einzelne für das englische Manufacturgeschäft 
etablirte Handlungshäuser werden eingehen, wenn sie sich nicht 
zu einer gänzlichen Umgestaltung ihres Betriebes entischliessen. 
Mehrere Städte, namentlich Hannover und Lüneburg werden 
ihren Geschäftsverkehr mit den östlichen Gegenden des Landes
	        
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