Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

672 Der statistische Congress 
wird. Die Wissenschaftlichkeit würde sicherlich nicht darunter gelitten 
haben, wenn man den gewöhnlichen Sprachgebrauch beibehalten und ein- 
fach von Ackerbau, Bergbau, Industrie und Handel gesprochen hätte. Auch 
hat man sich offenbar nicht verhehlt, dass Industrie agricole und Industrie 
commerciale ungewöhnliche Weitschweifigkeiten sind, und hat deswegen die 
verbannten Ausdrücke Agriculture und Commerce inconsequenterweise mit 
einem „oder“ zur Hinterthüre wieder eingeführt. 
Von diesen Haupterwerbszweigen ist für die Landwirthschaft am 
wenigsten die Gleichförmigkeit als erreichbar betrachtet worden. Man hat 
demnach die ganze Hinweisung auf eine bestimmte Methode der Aufnahme 
einer landwirthschaftlichen Statistik mittelst Vertheilung von Fragezetteln an 
alle, welche irgend einen Fleck Erde bauen, unter Controlirung ihrer An- 
gaben durch eine Hierarchie von Prüfungsbehörden, wie sie nach dem 
Muster der belgischen Aufnahme von 1846 !) im Programm Platz gefunden 
hatte, gestrichen. Der Berichterstatter über diese Partei, Herr Cogels aus 
Antwerpen machte geltend, dass man theils über die besten Methoden der 
Agriculturstatistik noch sehr wenig Erfahrungen gesammelt habe; dass theils 
auch durch die Verschiedenheit der landwirthschaftlichen Verhältnisse der An- 
wendbarkeit einer allgemeinen Methode grosse Hindernisse in den Weg ge- 
legt werden. Was nun aber insbesondere die vorgeschlagene belgische 
Methode der Aufnahme mit Fragezetteln für jeden einzelnen Landbauenden 
betreffe, so sei sie schwierig bei sehr grosser Vertheilung des Grundeigen- 
thums durchzuführen. Auch die Frage nach dem passenden Zeitpunkt der 
Anfnahme lasse sich nicht allgemein beantworten und sei von der ge- 
wählten Methode abhängig. Sende man Einzelbülletins aus, so sei offenbar 
die geeigneste Zeit hiezu diejenige nach der Ernte, weil hier der Land- 
mann die genauesten Angaben zu machen vermöge; lasse man aber die 
Aufnahme durch Commissionen vornehmen, so müsse sie geschehen, so 
lange die Ernte im Felde stehe, damit diese durch den Augenschein sich 
von dem Stande der Dinge überzeugen können. Aus solchen Gründen 
glaubte die Section die Methode der Aufnahme und was damit zusammen- 
hängt, nicht fixiren zu dürfen, und ihr Beschluss stiess in der allgemeinen 
Sitzung auf keinen Widerspruch. 
Wohl aber gab es Anstoss, als das nämliche Prinzip so weit ausgedehnt 
ward, dass die Section auch alle nähere Bezeichnung der Gegenstände be- 
seitigte, welche das Programm als gleichmässig bei der Agriculturstatistik 
ins Auge zu fassende aufgezählt hatte. Es waren diess alle Thatsachen, 
welche sich beziehen auf den Boden für sich selbst betrachtet; auf die Na- 
turerscheinungen, welche der Bauer bei seiner Arbeit in Rechnung zu ziehen 
nicht umhin kann; auf die zum Anbau des Bodens nöthigen Kräfte und 
Werkzeuge; auf die Besserungsmittel des Bodens; auf das Vieh und was 
unmittelbar damit zusammenhängt; auf den speciellen Anbau der nutzbaren 
4) Vgl. diese Zeitschrift IV (1847), 421.
	        
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