Vorwort zur siebenten Auflage.
Was ich dem kurz nach Ausbruch des Krieges erschienenen
ersten Teil der nunmehr vollendeten siebenten Auflage dieses
Buches mit auf den Weg gab, sei hier wiederholt. Ich sagte damals:
„Georg Meyers Lehrbuch des deutschen Staatsrechts wird
hiermit zum siebenten Male in einer neuen Auflage der Öffehtlich-
keit übergeben. Die erste und selbstverständliche Aufgabe des
Herausgebers bestand auch diesmal darin, die durch die fort-
schreitende Entwicklung des Rechts, der Rechtsanwendung und
der Rechtswissenschaft bedingten Änderungen vorzunehmen. Solche
Änderungen sind nicht besonders kenntlich gemacht. Weiterhin
aber habe ich mich diesmal, im Unterschied von der Vorauflage
entschlossen, in ziemlich erheblichem Umfange Korrekturen und
Zusätze im Text wie in den Anmerkungen anzubringen, um solche
Ansichten des Verfassers, die mir nach dem jetzigen Stande der
Wissenschaft nicht mehr haltbar erschienen, durch die meines
Erachtens richtigen Meinungen zu ersetzen. Hier war, im Interesse
der Klarstellung der Autorschaft, eine äußerliche Kennzeichnung
geboten. Diejenigen Partien und einzelnen Sätze des Buches,
welche ich als mein geistiges Eigentum, als Ausdruck meiner von
G. Meyer abweichenden Ansichten aufgefaßt zu wissen wünsche,
sind in eckige Klammern gesetzt, die ganz von mir herrührenden
Anmerkungen mit kleinen Buchstaben bezeichnet. Das Buch wird
in drei Teilen ausgegeben werden, die zusammen einen Band
bilden.“ —
Die Bearbeitung des zweiten und dritten Teils hat sich länger
hingezogen als es erwünscht und vorauszusehen war. Der Krieg
stellte mancherlei politische und publizistische Anforderungen an
mich, welehe die Arbeit an dem „Meyer-Anschütz“ immer wieder,
oft auf Monate hinaus, zurückdrängten. Dazu kam, als weitere
Hemmung, meine Versetzung von der Berliner an die Heidelberger
Universität, und auch die Drucklegung des Buches konnte, infolge
der stets steigenden technischen Schwierigkeiten, nicht so schnell
fortschreiten als es in friedlichen Zeiten möglich gewesen und
geschehen wäre. So vergingen die Jahre 1915 und 1916 bis zum
Erscheinen des zweiten Teils (ausgegeben im Frühjahr 1917). Als
die Bearbeitung des dritten zur größeren Hälfte fertiggestellt war
wendeten sich unsere Geschicke auf dem Kriegsschauplatz, un
der Niederlage auf den Schlachtfeldern folgte der Zusammenbruch
unseres Staatswesens im Innern. Die Revolution brach aus und