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„Mit dem erhebenden Bewußtsein, daß deutscher Heldenmut auch im
fernen Osten sich zu betätigen weiß, sind die Bliche des deutschen Vaterlandes
auf das Häuflein tapferer Krieger gerichtet, die Kiautschou gegen den Raub-
anfall der Japaner verteidigen. Nur spärliche Nachrichten dringen zu uns
erüber, aber was wir hören, beweist, welcher Taten unsere in deutscher
flichttreue auf ihrem Posten ausharrende Wacht im fernen Land fähig ist.
Alle Versuche des an Zahl weit überlegenen Feindes, unsere Stellungen zu
erstürmen, sind gescheitert. Bereits liegen 2500 Japaner tot oder verwun-
det vor den Wällen Tsingtaus. Wohl ist auch schon mancher unserer dort
kämpfenden Helden gefallen, aber unerschüttert ist der Mut der Besatzung,
die getreu dem schlichten Versprechen ihres tapferen Führers bis zum
Aeußersten ihre Pflicht tun wird. Es ist wohl kaum anzunehmen, daß Japan
noch in letzter Stunde einsehen wird, welch verhängnisvollen Frrtum es
begeht, wenn es glaubt, nach Verdrängung Deutschlands aus China dort
Rußland und England gegenüber seine Hegemonie errichten zu können. Die
Ernüchterung wird nur zu bald kommen, und zwar in dem Augenblick, wo
Japan versuchen wird, dem jetzigen Bundesgenossen nach geleistetem Va-
sallendienst die Rechnung zu präsentieren.
Nachdem Japan einmal in seiner Verblendung der englischen Politik
Opfer an Gut und Blut gebracht, nachdem es die chinesische Neutralität
unter aktiver Beihilfe der sonst für die Erhaltung der Neutralität der am
Kriege nicht beteiligten Staaten vorgeblich so besorgten Engländer ge-
brochen hat, wird es auf dem Wege fortschreiten, auf den es sich von seinem
Verbündeten hat drängen lassen. Sollte im Laufe der Ereignisse die kleine
Schar unserer braven Verteidiger der Ueberzahl der Feinde und dem Ueber-
gewicht ihrer schweren Artillerie [schliehlich erliegen, so wird ihr Ende ruhm-
voll sein, und in dem Gedanken des deutschen Volkes werden die Braven
von Tsingtau ewig fortleben. Schon jetzt ist die Verteidigung von Kiautschou
ein Ruhmesblatt in der deutschen Kriegsgeschichte, auf das wir stolz sind.
Aber Deutschland wird es auch nie vergessen, wer der Anstifter und der Aus-
führer des heimtückischen Ueberfalles war, dem seine Söhne im fernen Land
zum Opfer fielen und der die Früchte langjähriger deutscher Kulturarbeit
vernichtete.“ · —
Dem wird das deutsche Volk aus tiefstem Herzen zustimmen; es weiß,
was es den Helden von Kiautschou schuldig ist, und wird es nicht vergessen.
Ein englisches Torpedoboot aufgelaufen.
London, 23. Oktober. „Times“ meldet: Das britische Torpedo-
boot „Dryaden“ ist an der Nordküste Schottlands auf Grund gelaufen. Die
Mannschaft wurde gerettet. «
Das Schiff selber scheint demnach verloren zu sein, und die ganze
Meldung erinnert lebhaft an die früheren Fälle, in denen englische Schiffe
in ihren eigenen Gewässern, an ihren eigenen Küsten „auf Klippen“ auf-
liefen und sanken.
Erfolge der Oesterreicher gegen die Serben und Montenegriner:
Siegreiche dreitägige Schlacht in Bosnien.
(W.T. B.) Wien, 24. Oktober. Amtlich wird verlautbart: 23. Ok-
tober. Die starken serbischen und montenegrinischen Kräfte, welche seiner-
zeit über die von Truppen entblößten südöstlichen Grenzteile im östlichen