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wundet. Die Filiale der Russischen Bank für auswärtigen Handel geriet
in Brand. Um 10½ Uhr dampfte der Kreuzer nach Südwesten ab.
In Noworossijsk ist der türkische Kreuzer „Hamidie“ angekommen
und hat die Stadt aufgefordert, sich zu ergeben und das Staatseigentum
auszuliefern, mit der Drohung, im Falle der Ablehnung die Stadt zu
bombardieren. Der türkische Konsul und seine Beamten wurden verhaftet.
Der Kreuzer ist wieder abgefahren.
Die neuen Taten der „Emden“".
(Ein russischer Kreuzer, ein französischer Torpedobootszerstörer versenkt.)
Leipzig,. 30. Oktober. Die „Leipziger Neuesten Nachrichten“ ver-
breiten folgendes Extrablatt:
Kopenhage n. Nach einer amtlichen Petersburger Meldung aus
Tokio wurde der russische Kreuzer „Schemtschug" und ein französischer
Torpedojäger auf der Reede von Pulo Pinang durch Torpedoschüsse des
deutschen Kreuzers „Emden"“ zum Sinken gebracht. Der Kreuzer hätte
sich durch Anbringung eines vierten falschen Schornsteins unkenntlich ge-
macht und konnte sich auf diese Weise den vernichteten Schiffen unerkannt
nähern. „Tägl. Rdsch.“, 30. Oktober.
Die Heeresleitung über die Kriegslage.
Großes Hauptquartietr, 30. Oktober.
Unsere Angriffe südlich Nieuport und östlich Dpres wurden erfolg-
reich fortgesetzt. Acht Maschinengewehre wurden erbeutet und 200 Eng-
länder zu Gefangenen gemacht.
Im Argonner Wald nahmen unsere Truppen mehrere Blockhäuser
sid Stützpunkte. Nordwestlich Verdun griffen die Franzosen ohne Er-
olg an.
Im übrigen ist im Westen und ebenso auf dem östlichen Kriegsschau-
platz die Lage unverändert. (W.1. )
Die Stärke von Tsingtau.
Wie die „Deutsche Japan-Post“ aus VYokohama meldet, kommt den
Japanern doch allmählich zum Bewußtsein, daß es sich bei der Eroberung
von Tsingtau keineswegs um einen „militärischen Spaziergang“ handelt.
So schreibt die japanische „Nitschi-Ritschi“ unter anderem:
„Die Deutschen haben Tsingtau während der 17 Jahre seines Be-
sitzes zu einer uneinnehmbaren Festung verstärkt. Die ganze Küste wird
durch eine Reihe Forts, von denen das Iltis-, Bismarck= und Moltke-
Fort die stärksten sind, gegen die See geschützt. Die starken Geschütze nach
der See zu bestreichen alle Zugänge zum Hafen vollständig. Ebenso
sind die Verteidigungswerke nach der Landseite, die Forts unmittelbar
bei der Stadt, die erste Verteidigungslinie vor ihnen so gut wie unein-
nehmbar. Auch die zweite Verteidigungslinie vor ihnen ist recht stark,
und von elektrisch geladenen Drähten, Minen und verdeckten Batterien
hinter völlig schußfreiem Gelände ist reichster Gebrauch gemacht. Die
Garnison ist auf 8000 Mann verstärkt, und Proviant und Munition
keichen länger als ein Jahr. Die Japaner haben also eine außerordentlich
schwierige Aufgabe vor sich.“ „Voss. Ztg.“, 30. Okt.