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Vom galizischen Kriegsschauplatz.
(W.T. B.) Wien, 11. November. Amtlich wird verlautbart 11. No-
vember mittags. Die Operationen auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz
entwickeln sich planmäßig und ohne Störung durch den Feind. In dem
von uns freiwillig geräumten Gebiet Mittelgaliziens sind die Russen über
die untere Wisloka, über Rzeszom und in dem Raum von Lisko vorgerückt.
Przemysl ist wieder eingeschlossen. »
Im Stryj-Tale mußte eine feindliche Gruppe vor dem Feuer eines
Panzerzuges und überraschend aufgetretener Kavallerie unter großen Ver-
lusten flüchten. Der stellvertretende Chef des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
Die türkische Offensive im Kaukasus.
(W.T. B.) Konstantinopel, 11. November. Aus dem Haupt-
quartier der kaukasischen Armee wird amtlich mitgeteilt: Unsere Armee
greift die zweite Linie der russischen Stellungen an. Nach Angaben mehre-
rer Gefangener und russischer Deserteure befinden sich die Russen moralisch
in einem schlechten Zustande. Ein französischer Kreuzer und ein franzö-
sischer Torpedojäger gaben einige Schüsse auf die Küste bei Phokia und
Deirmendagh (2) und Smyrna ab. Als ihnen Widerstand entgegengesetzt
wurde, entfernten sie sich. Es wurde kein Schaden angerichtet.
Bevorstehende Entscheidungskämpfe in Serbien.
„Az Est“ veröffentlicht einen Armeebefehl, den Feldzeugmeister
Potiorek am 5. November ausgegeben hat und in dem er seinen Entschluß
ausdrückt, den Feldzug gegen Serbien noch vor dem Eintritt des Winters
zum Abschluß zu bringen. Der Armeebefehl lautet:
„Soldaten der fünften und sechsten Armeel!
Wieder ist der Augenblick gekommen, um den uns gegenüberstehenden
Feind mit vereinten Kräften anzugreifen, unsere bisherigen Erfolge mit
einem entscheidenden Angriff zu krönen und damit das Kriegsziel: die
vollständige Niederwerfung des Feindes, zu erreichen.
Mit frischer Kraft, von einem ausgezeichneten Geiste durchdrungen,
durch einen fast dreimonatigen Feldzug an Körper und Seele gestärkt, stehen
wir einem erschöpften Feinde gegenüber, der seinen Leichtsinn, mit dem er
uns zwang, das Schwert zu ziehen, schon längst bereut hat. Brechen wir
nunmehr die letzte Kraft des Feindes und beendigen wir diesen Feldzug,
der euch so schwere Folgen auferlegt, noch vor Einbruch des Winters.
Soldaten! Eure von unserm Obersten Kriegsherrn so oft anerkannte
Tapferkeit bietet die Gewähr, daß ihr alle auch bei dieser Gelegenheit eures
Eides und eurer Soldatenpflicht eingedenk, getreu dem Beispiel unserer ge-
fallenen Helden zur Ueberwindung des Feindes alles aufbieten und Blut
und Leben opfern werdet. Mit Gott für Kaiser, König und Vaterland!
, 5. November 1914. Potiorek, Feldzeugmeister.“
(Dtsch. Tagesztg., 12. Nov.)
Neue Erfolge der Buren.
Haag, 11. November. Das Reuter-Bureau meldet nach Privat--
depeschen: Nachdem de Wet mit einer 2000 Mann starken Abteilung die