Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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hafter, wiederholter Beifall.) Wie vor einer Zaubergewalt sind die 
Schranken gefallen, die eine öde und dumpfe Zeit lang die Glieder des 
Volkes trennten, die wir gegeneinander aufgerichtet hatten in Mißwer- 
stand, in Mißgunst und in Mißtrauen. Eine Befreiung und eine Be- 
glückung ist es, daß nun einmal dieser ganze Wust und Unrat weggefegt 
ist (Lebhaftes Bravol), daß nur noch der Mann gilt, einer gleich dem 
andern die Hand reichend für ein einiges, heiliges Ziel. (Stürmisches 
Bravol) Ich wiederhole noch einmal das Wort, das beim Ausbruch des 
Krieges der Kaiser gesprochen hat: Ich kenne keine Parteien mehr, ich 
kenne nur noch Deutsche. Wenn der Krieg vorüber ist, werden die Par- 
teien wiederkehren. Denn ohne Parteien, ohne politischen Kampf kein 
politisches Leben, auch für das freieste und einigste Volk. (Sehr richtig!) 
Aber kämpfen wollen wir dafür — und ich an meinem Teile verspreche 
es Ihnen — kämpfen wollen wir dafür, daß es in diesem Kampfe nur 
mehr Deutsche geben darf. (Lebhaftes Bravol) 
Meine Herren, ich schließe meine Ausführungen. Es ist nicht die 
Zeit für Worte. Nicht über alle Fragen, die das Volk und die auch mich 
im Tiefsten bewegen, kann ich sprechen. Nur noch eins! In Treue und 
mit heißem Danke gedenken wir der Söhne Deutschlands, die auf den 
Schlachtfeldern in Ost und West, auf hoher See, an den Gestaden des 
stillen Ozeans und in unseren Kolonien für die Ehre des Vaterlandes 
ihr Leben gelassen haben. (Der Reichstag erhebt sich.) Vor ihrem jetzt 
verstummten Heldenmute einigen wir uns in dem Gelöbnis, auszuharren 
bis zum letzten Hauche, damit Kinder und Enkel in einem stärkeren 
Deutschland frei und gesichert gegen fremde Drohung und Gewalt an der 
Größe des Reiches weiter bauen können, und dieses Gelöbnis soll hinaus- 
schallen zu unseren Söhnen und Brüdern, die weiter kämpfen gegen den 
Feind, zu dem Herzblut Deutschlands, das in zahl- und namenlosem 
Heldentum aufwallt, für das wir bereit sind, alles herzugeben, was wir 
haben, hinausschallen auch zu unseren Landsleuten im Ausland, den 
draußen für uns Sorgenden, den von der Heimfahrt Abgeschnittenen und 
Gefährdeten, den widerrechtlich Gefangenen und Mißhandelten. 
Wir halten durch, meine Herren! Und ich bitte Sie, durch die An- 
nahme unserer Vorlagen es zu bekräftigen: wir halten durch, bis wir 
Sicherheit haben, daß keiner mehr wagen wird, unseren Frieden zu 
stören — einen Frieden, in dem wir deutsches Wesen und deutsche Kraft 
entfalten und entwickeln wollen — als freies Volk! (Stürmisches, lang- 
anhaltendes Bravo und Händeklatschen auf allen Seiten des Hauses und 
auf den Tribünen.) 
Abg. Haase-Königsberg (Soz.): Im Anschluß an die Ausfüh- 
rungen des Herrn Reichskanzlers über Belgien will ich namens meiner 
Fraktion feststellen, daß die nachträglich bekanntgewordenen Tatsachen 
nach unserer Ueberzeugung nicht ausreichen, um von unserem Standpunkt 
am 4. August abzugehen. Die sozialdemokratische Fraktion steht auch 
heute noch auf dem Standpunkt ihrer Erklärung vom 4. August über 
den Krieg, dessen tiefere Ursache ökonomische Gegensätze bilden. Noch 
sind die Grenzen unseres Landes von feindlichen Truppen bedroht. Daher 
muß das deutsche Volk auch heute noch seine ganze Kraft für den Schutz 
des Landes einsetzen. Die Sozialdemokratie billigt deshalb die gefor- 
derten neuen Kredite. In dankbarer Erinnerung gedenken wir aller
	        
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