Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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derer, die ihr Leben und Gesundheit für das Wohl des Vaterlandes hin- 
gegeben haben. Wie am 4. August stehen wir auch heute noch in Ueber- 
einstimmung mit der Internationalen auf dem Standpunkt, daß ein jedes 
Volk ein unvergängliches Recht auf Integrität und Unabhängigkeit hat. 
Diese bei fremden Nationen anzutasten, hieß den Keim zu neuen Kriegen 
zu legen. Wir bleiben deshalb dabei, was wir am 4. August gesagt 
haben. Wir fordern, daß dem Kriege, sobald das Ziel erreicht ist und 
der Gegner zum Frieden geneigt ist, ein Ende gemacht wird durch einen 
Frieden, der geeignet ist, zur Kreundschaft mit den anderen Völkern zu 
führen. Wir verlangen, daß für alle Angehörigen und Hinterbliebenen 
der Kriegsteilnehmer in ausreichendster Weise gesorgt wird und daß den 
Arbeitslosen und wirtschaftlich in Bedrängnis Geratenen Arbeitsgelegen- 
heit und Hilfe zuteil wird. Ferner muß dafür Vorsorge getroffen werden, 
daß das Volk hinreichend mit Nahrungs= und Gebrauchsgegenständen 
versorgt wird. Die Anregungen der Gewerkschaften über soziale Mah- 
nahmen sind ja bei der Reichsregierung zum Teil auf guten Boden 
gefallen. Aber es muß noch mehr geschehen. Wir bedauern bei dem ein- 
mütigen Zusammengehen aller Volksgenossen die Beschränkung der ver- 
fassungsmäßigen Rechte. Ganz besonders die Einschränkung der Presse 
ist durch nichts gerechtfertigt. Sie ist geeignet, Zweifel an der Reife und 
Entschlossenheit des deutschen Volkes zu legen. Die Zensur führt zu 
Mißgriffen und wirtschaftlichen Schädigungen. Wir fordern schleunigst 
Abhilfe im Interesse der geschlossenen Verteidigung des Ansehens und der 
Wohlfahrt des deutschen Vaterlandes. 
Abg. Dr. Spahn (gZentr.): Namens sämtlicher übrigen Parteien 
des hohen Hauses (lebhafter Beifall) habe ich folgende Erklärung abzu- 
geben. Auch wir haben zahlreiche Wünsche der Gesetzgebung zu unter- 
breiten. Wir sind fest entschlossen, die soziale Fürsorge für alle Kriegs- 
teilnehmer und für die durch den Krieg Geschädigten sorgsam auszu- 
bauen. (Beifall.) Dankbar gedenken wir auch derer, die durch den 
Feind schwere Wunden erlitten haben. (Beifall.) Aber heute kommt 
es darauf nicht an, heute gilt es in Rücksicht auf das Wohl des deutschen 
Vaterlandes alles andere hintan zu stellen. (Beifall.) In dem uns 
freventlich aufgedrungenen Kriege wollen wir durchhalten, bis ein Sieg 
errungen ist, der den ungeheuren Opfern entspricht und der uns dauernden 
Schutz für alle Zeit gewährleistet. Zu unseren braven Soldaten in Heer 
und Flotte, die Schulter an Schulter mit den verbündeten Truppen 
kämpfen, haben wir das dankerfüllte Vertrauen, daß der Kampf bis zu 
diesem Ziele geführt wird. 
Der Nachtragsetat wird hierauf in zweiter Lesung ohne Debatte 
im einzelnen angenommen. 
Auf Antrag des Abg. Dr. Spahn (Zentr.) tritt das Haus sofort 
in die dritte Lesung ein und nimmt in ihr unter lebhaftem Beifall und 
Händeklatschen den gesamten Nachtragsetat debattelos an. 
Auf Antrag des Abgeordneten Dr. Spahn (Zentr.) tritt das Haus 
auch sofort in die Beratung des inzwischen eingegangenen Antrages auf 
Vertagung des Reichstags bis zum 2. März ein. 
Der Antrag auf Vertagung des Reichstags wird einstimmig ange- 
nommen.
	        
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