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Erfreulicherweise sind in den letzten Tagen auch amtliche Nachrichten
vom Gouverneur Schnee in Berlin eingetroffen. Handelt es sich dabei
auch nur um Telegramme in denkbar knapper Fassung, so vermögen wir
daraus doch wertvolle Anhaltspunkte für die Beurteilung der Lage im
Schutzgebiet und der kriegerischen Ereignisse — wenigstens während der
ersten zweieinhalb Monate des Krieges — zu entnehmen. «
Die auf Umwegen hierher gelangten Berichte des Gouverneurs
beginnen mit dem 24. August und enden mit dem 16. Oktober. Wir
geben die betreffenden Telegramme — soweit erforderlich mit Erläute-
rungen versehen — nachstehend wieder.
Nr. 1 vom 24. August: „Bisher bein Landangriff auf Ostafrika er-
folgt. Starke Truppenansammlungen an den Grenzen. Englische Kreuzer
beschossen Funkenturm Daressalam, beschlagnahmten dort und in Tanga
Handelsschiffe, bombardierten Bagamojo ohne erheblichen Schaden.
Offene Küstenplätze nicht verteidigt, Besetzung nicht erfolgt. Wir haben
nach geringem Widerstand Taveta besetzt. Diesseits tot Förster Bröker.
Belgischer Dampfer auf Tanganjika-See zerstört. Funkenturm Dares-
salam von uns zerstört.“
Keine Besetzung beuiest Küsten-
tädte.
Im Anschluß hieran möge gleich bemerkt werden, daß über eine
Besetzung deutsch-ostafrikanischer Küstenstädte durch die Engländer auch
bis heute nichts bekannt geworden ist.
Nr. 2 vom 29. August: „Oberleutnant v. Oppen hat etwa 36 be-
rittene Engländer in der Nähe von Moschi zurückgeworfen. Sechs Eng-
länder und zwei Schwarze tot. Diesseits keine Verluste gemeldet.“
Nr. 4 (ohne Datum): „Bezirksamt Moschi drahtet: Detachement
Hauptmann Schulz stieß am 7. September nach mehrtägigem Avantgar-
dengefecht kurz vor der Station Tsavo der Ugandabahn auf sehr über-
legene Gegner. Nach zweieinhalbstündigem heftigen Gefecht zog sich De-
tachement Schulz zurück, da Versuch Umgehung Gegners auf eineinhalb
Kilometer erkannt. Diesseits verwundet: Freiwilliger v. Hollwedel
(wohl Holwede), vier Askari. Auf Gegenseite viele Verluste an Euro-
päern und indischen Truppen. Englische Wasuheli-Askari sollen sich
weigern, gegen uns zu fechten.“
Nr. 6 (ohne Datum): „Vom Bezirksamt Neu-Langenburg ist Nach-
richt am 10. September eingegangen, daß Sturm der 5. Kompagnie auf
Karonga am Nijassa-See am 9. September von Engländern abgeschlagen.
Auf unserer Seite mehrere Europäer und eine Anzahl Askari tot und
verwundet. Hauptmann v. Langen verwundet. Im übrigen liegen über
Namen der Toten und Verwundeten noch keine sicheren Nachrichten vor.
Arzt Dr. Gotheim soll gefangen sein. Kompagnie über Grenze auf
deutsches Gebiet zurückgezogen.
Hauptmann Braunschweig aus Muansa-Viktoriasee: Der Hilfs-
kreuzer „Muansa“ hat den englischen Dampfer „Sybill“, als er im Be-
griff war, 150 indische Soldaten und zwei Geschütze nördlich Schirati
an der Karungubucht zu landen, angegriffen. Das Schiff „Sybill“ ist
durch mehrere Granatvolltreffer schwer beschädigt. Die Besatzung hatte
anscheinend viele Verluste durch unser Maschinengewehrfeuer. „Sybill“