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aus der sie ohne die indischen Hilfstruppen sich nicht hätten befreien
können.
Mit dem 16. Oktober endete die Berichterstattung des Gouver=
neurs. Ueber die weiteren Ereignisse sind wir nach wie vor auf das
Material angewiesen, was unsere Gegner darüber zu veröffentlichen
für gut befinden. Ein einwandfreies und klares Bild der Ereignisse
haben auch diese Veröffentlichungen noch nicht ergeben. Das eine geht
jedoch aus ihnen Hervor, daß nämlich trotz der gegnerischen Bemühungen,
die Ereignisse in einem für sie selbst günstigen Lichte darzustellen, von
Erfolgen ihrerseits gegenüber unseren Truppen keine Rede sein kann,
daß vielmehr unsere Gegner sich trotz des Aufgebots an indischen und
sogar regulären europäischen Truppen beim Versuche, in unser Gebiet
einzudringen, blutige Köpfe geholt haben.
Kriegsschauplätze waren wiederum ausschließlich die Grenzgebiete,
und zwar in erster Linie die an der Grenze zwischen Deutsch= und
Britisch-Ostafrika liegenden Landesteile. Ueber die dortigen Ereignisse
liegen nachstehende Mitteilungen vor. Nach Londoner Telegrammen
vom 24. November landeten auf die Meldung, daß eine „wichtige
deutsche Eisenbahnendstation“ nur schwach besetzt sei, die Engländer am
2. November zwei Meilen von dieser Station entfernt eine Truppen-
abteilung in Stärke von 1½ Bataillonen, bestehend aus indischen und
curopäischen Truppen. Diese Kräfte rückten sofort vor. Die „kleine“
Streitmacht wurde außerhalb der Stadt in ein heftiges Gefecht ver-
wickelt und mußte, da die deutschen Truppen sich als überlegen erwiesen,
zurückgehen und Verstärkungen erwarten. Am 4. November früh wurde
dann der Angriff erneuert. Nachdem sie auf eine Entfernung von 800
BYards (730 Meter) an den Feind herangekommen waren, gerieten die
englischen Truppen in ein heftiges Feuer. Trotz schwerer Verluste ge-
lang es den auf dem linken Flügel vorgehenden Mannschaften des
101. Grenadier-Regiments, in die Stadt einzudringen und den Feind
mit dem Bajonett anzugreifen, während auf dem rechten Flügel die
Mannschaften des Nordlancashire-Regiments und die Kashmir-Rifles
(Inder) die Stadt erreichten. Dort sahen sie sich jedoch einem derart
heftigen Feuer ausgesetzt, daß sie gezwungen waren, 500 Yards zurück-
zugehen. Die Stellung der Deutschen war so stark, und die Verluste der
englischen Truppen waren so schwer, daß es für zwecklos erachtet wurde,
den Angriff zu erneuern. Die Abteilung wurde daher wieder einge-
schifft und kehrte zum Ausgangspunkte zurück. Der Gesamtverlust betrug
795 Mann, darunter 141 europäische Offiziere und Mannschaften.
Danach haben also die Engländer bei diesem Versuch, in deutsches
Gebiet einzudringen, eine schwere Niederlage erlitten. Das spricht sich
auch in den Erklärungen aus, die Lord Crewe im englischen Unterhause
am 18. November abgegeben hat.
Ueber den Ort des Ausgangs des englischen Unternehmens, den
Ort der Landung auf deutschem Gebiet und den Namen der deutschen
Eisenbahnstation schweigt sich der englische Bericht aus. Anscheinend
handelt es sich um die an der Küste liegende Stadt Tanga, den Aus-
gangspunkt der Usambarabahn.