Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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Das Schicksal der „Königsber“. 
Ein eigenartiges Schicksal erreichte Ende Oktober unseren kleinen 
Kreuzer „Königsberg", der den Engländern bis dahin an der Ostküste 
Afrikas viel zu schaffen gemacht hatte, und dessen etwaiges Erscheinen 
vor Mombassa daselbst längere Zeit hindurch ein Gegenstand lebhafter 
Beunruhigung gewesen war. Um die „Königsberg“ unschädlich zu 
machen, ordnete die englische Admiralität die Zusammenziehung von 
drei schnellen Kreuzern in den ostafrikanischen Gewässern an. Dies 
waren die Schiffe „Goliath“ (13600 Tonnen), „Chatam (5330 Tonnen) 
und „Weymouth“ (5490 Tonnen). Nach dem Bericht der englischen 
Admiralität entdeckte der Kreuzer „Chatam“ am 30. Oktober die 
„Königsberg" vor der Mündung des Rufijiflusses gegenüher der Insel 
Mafia. Daraufhin sei die „Königsberg“ in den Rufiji eingelaufen, und 
da „Chatam“ wegen ihres größeren Tiefganges ihr dorthin nicht zu 
folgen vermochte, sei englischerseits ein Kohlenschiff in der Mündung 
des Flusses versenkt worden, um der „Königsberg“ wenigstens den 
Rückweg abzuschneiden. Hierauf habe mit der an Land gesetzten Be- 
satzung des deutschen Schiffes, die sich daselbst verschanzt hatte, ein GEe- 
fecht stattgefunden, bei dem die Engländer einige Verluste an Offizieren 
und Mannschaften erlitten. Die Stellung der gelandeten Besatzung und 
der Kreuzer „Königsberg" selbst wurden von der „Chatam“ aus be- 
schossen, jedoch habe ein Erfolg infolge der dichten Bewachsung des Ge- 
ländes nicht festgestellt werden können. 
Betrachtet man die Nachrichten des Gouverneurs über die Kämpfe 
während der ersten 2½ Monate und die späteren Meldungen aus London 
über die schwere englische Niederlage, die wir vorläufig nach Tanga ver- 
legt haben, so kann man sich von der jetzigen Lage au fdem ostafrika- 
nischen Kriegsschauplatz bereits ein annähernd zuverlässiges Bild machen. 
Und dieses Bild ist überaus erfreulich! 
Denn es zeigt, daß unsere Schutztruppe unter ihrer tapferen Führung 
bis jetzt Außerordentliches geleistet hat. Sie hat es verstanden, unter 
heldenmütiger Anspannung aller Kräfte, oftmals gegen große Ueber- 
macht kämpfend, den Feind aus dem Schutzgebiet fernzuhalten und ihn, 
wann und wo er die Grenzen überschritt, zum schleunigen Rückzug zu 
zwingen. Dabei hat die Schutztruppe keineswegs — wie Lord of Crewe 
im britischen Oberhaus angegeben — irgendwelche Verstärkungen durch 
Reservisten aus anderen-Teilen der Welt erhalten. Die einzigen Ver- 
stärkungen lieferten vielmehr die weiße Bevölkerung des Schutzgebiets 
selbst, die dortige farbige Polizeitruppe und auch die ehemaligen, aus- 
gedienten Askari, die sich in großer Zahl sofort nach Kriegsausbruch 
freiwillig zum Dienst gemeldet hatten. 
Die Engländer dagegen waren in der vorteilhaften Lage, sich indische 
Streitkräfte heranholen zu können, wodurch ihnen von vornherein ein 
großes numerisches Uebergewicht sicher war. Um so höher sind die bis- 
herigen Leistungen unserer ostafrikanischen Truppe zu veranschlagen, auf 
die wir mit Stolz und mit froher Zuversicht für die weitere Zukunft 
des Schutzgebiets herüberschauen.
	        
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