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Unsere Kriegsbeute von Antwerpen läßt sich auch heute noch nicht
übersehen. Die Zahl der in Holland Entwaffneten ist auf annähernd
28 000 Mann gestiegen. Nach amtlichen Londoner und niederländischen
Nachrichten befinden sich hierbei auch 2000 Engländer. Scheinbar haben
sich viele belgische Soldaten in Zivilkleidung nach ihren Heimatsorten
begeben. Der Gebäude= und Materialschaden in Antwerpen ist gering.
Die Schleusen= und Fährenanlagen sind vom Feinde unbrauchbar gemacht
worden. Im Hafen befinden sich 4 englische, 2 belgische, 1 französischer,
1 dänischer, 32 deutsche und 2 österreichische Dampfer sowie 2 deutsche
Segelschiffe. Soweit deutsche Schiffe bisher untersucht worden sind,
scheinen die Kessel unbrauchbar gemacht worden zu sein.
Auf dem ostpreußischen Kriegsschauplatz verlief der 11. Oktober im
allgemeinen ruhig. Am 12. Oktober wurde ein erneuter Umfassungs-
versuch der Russen bei Schirwindt abgewiesen, sie verloren dabei 1500 Ge-
fangene und 20 Geschütze.
In Südpolen wurden die russischen Vortruppen südlich von Warschau
durch unsere Truppen zurückgeworfen. Ein Uebergangsversuch der Russen
über die Weichsel südlich Jwangorod wurde unter Verlusten für die
Russen verhindert. Oberste Heeresleitung.
Kämpfe bei Brügge.
Der deutsche Einmarschin Gent.
W.T. B. Rotterdam,, 13. Oktober. Die deutsche Vorhut kämpft
augenblicklich zwischen Brügge und Ostende. (Berl. Tagebl., 14. Okt.)
W.T. B. Amsterdam,, 13. Oktober. Der „Telegraaf“ meldet aus
Sas van Gent von gestern: Die Besetzung von Selzaete verlief ruhig, nur
gegen Abend wurden einige Schüsse auf Leute abgegeben, die an der
Eisenbahn entlang schlichen. Ueber den Einzug der Deutschen in Gent
erfahrt man, daß er mit klingendem Spiel erfolgte, nachdem die letzten
Engländer die Stadt verlassen hatten. Sofort wurden das Stadthaus,
die Postämter und Stationen in Besitz genommen, die Postkasse beschlag-
nahmt und die beutsche Flagge statt der belgischen, französischen und eng-
lischen gehißt. Durch eine Proklamation wurde bekanntgemacht, daß, wer
wollte. Montag und Dienstag die Stadt verlassen dürfe, später würde
leine Erlaubnis zur Abreise erteilt werden. Viele Hundert Belgier ver-
ließen die Stadt.
Einmarsch einer Afghanenarmee in Indien?
Attentate gegen englische Beamte.
Wien, 13. Okt. Die „Südslawische Korrespondenz“ meldet aus
Konstantinopel: Auf Grund von Meldungen türkischer Blatter in Teheran
berichtet die Zeitung „Schems“ aus Aschkabad in Indien, daß der Sohn
des Emirs von Afghanistan mit einer Armee die indische Grenze angriffs-
weise überschritten habe. Das gleiche Blatt meldet aus Simla, daß das
Erscheinen des Kreuzers „Emden“ vor Madras große Bewegung unter
den dortigen nationalistischen Parteien hervocgerufen hat. Gegen eng-
lische Beamie wurden Attentate verübt, als deren Veranlasser man An-
gehörige der indischen Unabhängigkeitspartei, der stärksten revolutio-
nären Vereinigung Indiens, bezeichnet. Unter den kriegerischen Sikhs in