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im Rat der Drei, der mit Frankreich zusammen jederzeit den
schwierigen Dritten zu überstimmen vermag, mußte seine höchste
Kunst anrufen, um das zitternde Gebäude des Zehnverbandes —
es zitterte, weil die Völker vom Frieden gehört hatten und sich
regten — in seinen Fugen festzuhalten. Mit gekühlter Miene
trat es hervor und machte sich klein, wie es die Großen immer
tun, wenn sie jemand brauchen, es machte sich so klein wie der
Kleinste unter den Zehn, wie Montenegro. Hier galt es eine Be-
ratung nicht nur mit den beiden andern im Rat der Drei, sondern
mit dem Rat der Zehn. England setzte sich mit ihnen allen auf
eine Bank und zwar in der bescheidenen Reihenfolge des Alpha-
beths: Hast du es mit 9 andern in gemeinsamer Sache zu tun,
so streichle zuerst den Kleinsten, nimm ihn auf deinen Schoß und
laß ihn zuerst stimmen; es genüge dir, daß du es bist, der diese
Reihenfolge bestimmt. Dies lohnt sich bei dir. Der Kleinste
frägt dich leise ins Ohr, wie er stimmen soll — er braucht dich
nicht zu fragen, er weiß es schon von vorher, er liest dir die Ant-
wort auf die stumm gestellte Frage von den redenden Augen ab.
Er stimmt dann „frei“, wie du willst und die andern der Reihe nach
desgleichen. Du hast die Stimme deines engern Freundes im
Dreirate schon gewonnen, wenn die 7 Kleinen in deinem Sinne
gestimmt haben und dann folgt — vielleicht brummend aber doch
„frei* auch der schwierige Dritte.
Sind das Hirngespinnste eines müßigen Träumers? Vielleicht!
Mag sein, daß die psychologische Synthese der Einmütigkeit im
Zehnverbande ein wenig anders sich vollzieht, sehr viel anders
schwerlich.
In alphabetischer Reihe also treten die zehn Mächte in der Ant-
wortnote vor die Welt. Im besten Falle sagt diese Reihenfolge
für sich allein nichts, vor der „Welt“ aber erscheint England
nicht als das, was es ist, als Führer im Rat der Drei und als
Seilhalter ım Rat der Zehn, sondern als Einer unter Zehn, so
klein wie der Kleinste unter ihnen. Das gibt den Kleinen ein
hebendes Gefühl und ein Gewicht, das sie nicht haben, und es
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