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nimmt England nichts von dem Gewicht, das es hat. Nichts
leichter als den kleinen vorübergehenden Druck der Selbstbeschei-
dung zu ertragen: der Erfolg ist lohnend genug, er besteht in
der Einmütigkeit vor der „Welt“.
Ein wichtiger Teil der Antwortnote ist schon damit herge-
stellt. Die Mittelmächte boten der Welt den Frieden an, die
Mächte des Zehnverbandes zeigen ihr ihre Einmütigkeit. Auch
darin liegt kein Tadel. Die „Welt“ mag bewundern. Die Einmütig-
keit von Zehn ist ja ein größeres Kunststück als die von Vieren.
Je größer die Zahl, desto bewundernswerter ihr Zusammenhalten.
Gibt es nicht schon solche in der Welt, die so einfach denken,
daß sie sagen, 10 ist mehr als 4, folglich haben die 10 recht?
Man muß mit allen rechnen, also auch mit den einfachsten, wenn
man mit einer Sache, die alle Welt angeht, vor sie hintritt. So
war denn schon eines gewonnen. Die den Frieden anboten, waren
nur vier, die ihn nun ablehnen sollten, waren ihrer zehn, zehn ganz
gleiche, freie Völker, deren jedes die Ehre hatte, in alphabetischer
Ordnung mit England, dem weltbeherrschenden England, vor die
„Welt“ zu treten.
Nun freilich, das allein genügte nicht, obgleich es schon viel
war. Indes die Sache, die man im Vierverband anzubieten hatte,
war von schwerem Gewichte, der Friede! Nach 2!/, Jahren Krieg
hatte das Wort Friede einen besondern Klang.
Die Völker lauschten: Friede heißt Ende des Blutvergießens,
Wiederherstellung von Sicherheit, Arbeit, Wohlstand, Trocknen
von Tränen, Heilen von Wunden, Friede heißt Wohltat und Ge-
nesung. So in den Herzen der Lauschenden rings um den Erd-
ball, im Vierbunde wie im Zehnverband und bei den Neutralen
und bei den Menschen in den okkupierten Landesteilen, denen der
Krieg auf dem Nacken sitzt.
Es ward beschlossen im Rate der Zehn, das Angebot des
Friedens abzulehnen. Die Völker mußten es sich sagen lassen
und schwiegen. Mit alledem, was Friede heißt, ist es nichts;
denn Friede ist nur möglich, wenn beide ihn wollen, die