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vollzieht sich in und nach großen weltgeschichtlichen Ereignissen
immer wieder in einer Weise, die Ueberliefertes und Hinauf-
drängendes, Gegebenes und Neues in oft ununterscheidbarer Mi-
schung enthält. Sodann geht es nicht nur um diese Grundbestimmung
zwischen Gemeinschaft und einzelnen, sondern auch um einen solchen
organisatorischen Ausbau des Staates, der sich funktionell mög-
lichst denjenigen Idealen und Anforderungen gemäß erweist, die
aus dem Gesamtcharakter eines seine Wesenszüge der weltge-
schichtlichen Wandlung anpassenden Gemeinwesens notwendig
folgen.
Die fehlende Teilnahme anderer als engster Fachkreise an
gesetzgeberischen und Verwaltungsproblemen führte bis jetzt nur
dazu, daß die in den wichtigsten Lebens- und Berufsäußerungen
durch das Walten der staatlichen Organe getroffenen Staatsange-
hörigen zwar klagen und schelten, sich aber nicht zu verständnis-
voller Mitarbeit (die auch im Mitdenken und Mitraten in Oeffent-
lichkeit, Presse, Selbstverwaltungskörpern erfolgen kann) in größe-
rem Maßstabe entschließen wollen. Daher kommen jene zahl-
losen Fälle der Unzufriedenheit mit der Regelung und praktischen
Durchführung von wirtschaftlichen, erzieherischen, Sittlichkeits-
maßnahmen, mit der Handhabung staatsbürgerlicher Rechte, z. B.
auf dem Gebiete des Vereins- und Versammlungswesens. Die
Verwaltungswissenschaft als Kulturwissen-
schaft, befruchtet durch die Teilnahme verinnerlichter und geistig
reifer Interessierter in Wissenschaft und Praxis: dies muß das
Ziel sein. Die Verwaltungswissenschaft steht in engster Beziehung
zu den größten irdischen Problemen, zu Strömungen und Welt-
auschauungsfragen, die mit den Worten: Staat und Persönlich-
keit, Sozialismus und Kapitalismus, Liberalismus und Demokratie
in das Bewußtsein ungezählter Millionen Menschen getreten sind
und weltbewegende Mächte darstellen.