Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 43 (43)

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den kategorischen und disjunktiven Normen (Band XXXIV, 1915, 
S. 162 ff. dieser Zeitschrift) einzugehen und es sei gestattet, die 
Behandlung dieses Themas einer anderen Gelegenheit vorzube- 
halten. 
Noch klarer wird der Einfluß der Subjektivität im Falle der 
Stellungnahme des Juristen zu einer eben ausgebrochenen Revolu- 
tion, zu einem eben erfolgten Staatsstreich oder zu der Bildung 
neuen Gewohnheitsrechtes im Widerspruch mit bisherigem posi- 
tivem Recht, welch letzterer Fall meines Erachtens theoretisch wie 
eine Revolution oder ein Staatsstreich im Kleinen behandelt werden 
muß. Auch diese Sätze erfordern keine nähere Erörterung. 
Mit der „Objektivität“ der dogmatischen Jurisprudenz ist es 
also nichts. Die neuere T'heorie hat denn auch vielfach gefühlt, 
daß dasjenige, was man Rechtsdogmatik nennt, auf schwankendem 
Boden steht. Viele suchen ihre „Objektivität“ zu retten, indem 
sie zu kausaler, „soziologischer“ Rechtswissenschaft, andere, indem 
sie zur Logik, „juristischen Logik*, „Rechtslogik*, zu streng formal- 
methodologischen Studien, ihre Zuflucht nehmen. Von der ersten 
dieser Richtungen ist noch zu sprechen. Die zweite bewahrt die 
Allgemeingültigkeit, aber nur gerade so weit, als sie die Rechts- 
wissenschaft opfert. Mit Logik allein, ohne zu dem materiellen 
Inhalt der Prämissen Stellung zu nehmen, kann man die Probleme 
der Spezialwissenschaften nicht lösen. Nicht, daß Logik und 
Studium der Logik für den Juristen wertlos wären. Sie sind ihm 
unentbehrlich wie dem Klavierspieler die Technik. Aber wehe 
dem Klavierspieler, der nichts als Technik zu bieten hätte! Die 
Frage, was ist Recht, was ist Inhalt des rechtlichen Sollens, heischt 
wissenschaftlich und praktisch Antwort. Wer sich jedoch auf lo- 
gische Studien über die Rechtswissenschaft beschränkt, ohne den 
Inhalt der Prämissen zu erörtern, der kann nie zu einer Antwort 
auf diese Frage gelangen, der treibt daher noch keine Rechts- 
wissenschaft, der bewegt sich, vom Standpunkt der Spezialwissen- 
schaft, auf dürrer Heide, und ringsumher liegt schöne grüne Weide.
	        
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