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Mittel. Es breitet die Beine aus, streckt den zweiteilig behaarten, buschigen
Schwanz als Fallschirm und Schwebstange gerade aus und wagt den Riesen-
sprung von der höchsten Tannenspitze hinunter auf den Erdboden. Das fürchter-
liche Wagestück gelingt. Aber, o wehl Auch der Marder macht den Sprung.
In seiner Todesangst saust das Eichhörnchen einen anderen Baum hinauf. Aber
schnell wie der Blitz folgt ihm der Marder. Endlich, fast zu Tode gehetzt, muß
sich das Eichhörnchen ergeben und endet unter den Klauen seines Mörders. —
Andere Feinde des Eichhörnchens sind Uhu, Habicht, Fuchs usp. Im Tannen-
walde wird es von ihnen wegen seines rotbraunen Pelzes nicht so leicht er-
kannt. Dagegen vermag es selbst den Feind leicht zu entdecken. Mit den großen,
klugen Augen kann es scharf zwischen dem Gezweige umherblicken, und die
aufrecht stehenden, mit langen Haarbüscheln (Hörnchen) versehenen Ohren ver-
künden ihm jedes kleine Geräusch.
3. Nahrung. Will es den Tannenzapfen plündern, so setzt es sich auf seine
Hinterbeine und hält ihn mit den Vorderfüßen geschickt vor das Maul. Dann
pflückt es mit den scharfen Nagezähnen eine Schuppe nach der anderen ab und
läßt sich den darunter liegenden Samen trefflich munden. Die gespaltenen
Lippen erleichtern ihm das Nagen. Solche abgenagte Tannenzapfen finden sich
in den Wäldern sehr häufig. Auch Hasel- und Walnüsse, die es unter schnellem
Hin= und Herdrehen mit den scharfen Nagezähnen zernagt (nicht aufknackt), speist
das Eichhörnchen gern. Aber damit begnügt es sich nicht. Der kleine Bösewicht
plündert leider auch Vogelnester, schält von den Waldbäumchen ringsum die
Rinde ab und frißt die jungen Zweige und Knospen — häufig sogar die Gipfel-
knospen — von den jungen Fichten, so daß diese verkrüppeln müssen. Kein
Wunder also, daß der Förster das Eichhörnchen haßt und oft genug niederschießt.
Für den Winter sammelt es sich einen Vorrat von Nüssen und Eicheln.
4. Nest. Wo die meisten Kiefern- oder Fichtenzapfen reifen, da legt das
Eichhörnchen oben im Baume sein Nest an. Die Grundlage wird aus Reisern
hergestellt, darüber aber aus Moos, Heu, Flechten u. dgl. ein kegelförmiges Dach
gewölbt. Das enge Eingangsloch liegt gewöhnlich nach unten zu, außerdem ist
aber nach oben wenigstens noch ein kleines Fluchtloch vorhanden, woraus es ent-
wischt, wenn ein Feind naht. Gewöhnlich hat es mehrere Nester. Oft benutzt
es auch verlassene Krähen= und Raubvögelnester. Jedoch nur eins seiner Nester
ist gut und fest ausgebaut. In diesem verbringt es die Nacht, huscht aber auch
am Tage hinein, um Schutz vor Unwetter zu suchen.
15% Der Bübnerbabicht.
1. Ein Räuber. Der Habicht ist der schlimmste Räuber unter unseren
Vögeln. Fast kein Vogel ist vor ihm sicher. Besonders hat er es auf die Sing-
vögel und Tauben abgesehen. In seiner Frechheit stößt er aber auch mitten auf
dem Bauernhofe zwischen die Küchlein. Das weiß die Henne. Deshalb lockt
sie die Kleinen mit ängstlichem „Gluck, gluck, gluck!“ unter ihre Flügel, wenn
sie den Habicht hoch oben erspäht. Flieht eine Taube vor ihm, so wagt er
sich zuweilen bis in den Taubenschlag mit hinein. Aber auch kleinere Säuge-
tiere verschont er nicht. Einst gewahrte ein Habicht im Baume ein Eichhörnchen-