Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

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(ũber 2 Mill. gedruckte Werke). Paris birgt auch 
eine Reihe ansehnlicher Kunstsammlungen (Louvre, 
Luxembourg u. a.); Theater und Presse haben 
hier ebenfalls ihren Mittelpunkt. Anfang 1907 
erschienen in Frankreich 8548 Zeitungen und 
Zeitschriften, davon 3218 in Paris, 5067 in der 
Provinz, 263 in den Kolonien. 
V. Volkswirtschaft. In Frankreich hat die 
Landwirtschaft auch bei der neuzeitlichen Ent- 
wicklung der Industrie eine größere Bedeutung be- 
halten als in Deutschland und Großbritannien. 
Charakteristisch ist das Überwiegen des kleinen 
Grundbesitzes, der infolge der gleichmäßigen Erb- 
teilung noch zunimmt und vielfach aufs äußerste 
zerstückelt ist, was aber im allgemeinen die inten- 
sive Bebauung befördert. 1892 gab es 5,7 Mill. 
land= und forstwirtschaftliche Betriebe mit einer 
Gesamtfläche von 49,56 Mill. ha, einer land- 
wirtschaftlich benutzten Fläche von 34,7 Mill. ha 
und 125,2 Mill. Parzellen. Nach der Größe zer- 
fielen die Betriebe folgendermaßen: 
  
  
  
  
  
  
r 3 2 3 
-- Gesamt- Z2523— Prozent 
Größe Zahl der stäche * der Be- 7 
in ha etriebe 2 triebe 5 
ha ha 
0— 11235 4050|32y2 0,50 38.2 2,2 
1—10 2617 11311244 750 4,31 46.5 22,9 
10—40 711 118 14 813 417 20,41 12,8 29,9 
über 40 138 67122 493 393 16,71 2,5 45,0 
5 702 307 49 378 81313,83 61.8 97,8 
  
  
Von der landwirtschaftlich bebauten Fläche steht 
etwa die Hälfte (52,7 %) in freiem Eigentum der 
Landwirte, 36,5 % gehören zu fermages und lo- 
cations verbales (d. h. Geldpachtgüter), 10,8 
zu métayages und colonats (zu Pachtungen auf 
Anteil). Die Zahl der Besitzer hat sich nach den 
Erhebungen von 1882 und 1892 vermehrt, die 
der Pächter, Halbpächter und des Gesindes ver- 
mindert. Von der Bodenfläche des Landes sind 
56,3 %%/ Acker-, 3,1 % Weinland, 10,5 % Wiesen 
und Weiden, 15,8 % Wald, 14,3% Od= und 
Unland. Anbaufläche und Ertrag der wichtigeren 
Bodenprodukte 1905: 
WeiJzgeen 6509 711 ha 118 212 850 bl 
Gerst 706 664 14 392 390 „ 
Hafer 3 812 191 „ 94 999 902 
Noggen 1269 450 20 480 0680, 
Buchweizen 22949 „ 8 029242 „ 
Maauauas 502 371 „ 8 468 181 „ 
Mengekon 150 301 „ 2518 896 „ 
Kartoffeln 1487 313 6 101 935 t 
JZuckerrübden 271936 „ 3831 040 „ 
Andere RKüben 596 067 „ 9457 995 „ 
Taback 16 239 „ 9 
le 1 081 881 „ 2 058 712 „ 
Wiesen und Weiden 5 963 697 „ 9897966 „ 
Weizen ist die herrschende Brotfrucht, die nur 
in wenigen mittleren Departements durch Roggen 
ersetzt wird. Gerste wird hauptsächlich in den 
Departements Manche, Mayenne, Eure-et-Loire, 
Sarthe, Somme und Pas-de-Calais, Hafer am 
stärksten in den nördlichen und mittleren, Mais 
Frankreich. 
  
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in den südlichen Landesteilen, Buchweizen in der 
Bretagne und der nordwestlichen Normandie, 
Zuckerrüben namentlich im Norden, Kartoffeln 
überall gebaut. Die Oliven= (1905: 42590 
Tonnen) und Maulbeerbaumkultur (106 867 t 
Blätter, 8 809 398 kg Seidenkokons) sind auf 
die Niederungen der Provence des Languedoc 
und Rhönetals beschränkt. An Mostbirnen und 
Apfeln wurden 1905: 233 514 t, an Kastanien 
144 833 t geerntet. 
Im Weinbau behauptet Frankreich, nachdem 
die Verwüstungen der Reblaus überwunden sind 
(ausgedehnte Anpflanzungen von amerikanischen 
Setzlingen), unter allen europäischen Staaten wie- 
der den ersten Platz 1907:1649 157 ha; 66,07 
Mill. hI); Hauptgebiete sind das Hügelland an 
der Garonne, das Languedoc, Burgund und die 
Champagne. Nur 8 nordwestliche und 2 mittlere 
Departements haben keinen Wein und ersetzen ihn 
durch cidre (Obstwein; 1904: 40,9; 1906: 
22,3; 1907 nur 3,36 Mill. hl). Große Mengen 
von Wein werden ferner aus Spanien, Italien 
und andern südlichen Ländern eingeführt, im Lande 
verarbeitet (Spirituosen) oder zum Verschneiden 
benutzt. 
Der Förderung der Landwirtschaft dienen, außer 
der schutzzöllnerischen Politik der Regierung (be- 
sonders unter dem Kabinett Méline) eine Reihe 
von staatlichen, gemeindlichen und genossenschaft- 
lichen Instituten und Maßnahmen: Landeskam- 
mern (in jedem Arrondissement), Lehranstalten, 
Ausstellungen mit Preisbewerbungen und Volks- 
festen, landwirtschaftliche Vereine, Versuchs= und 
Musterstationen, Ackerbausyndikate usw. Bei der 
Waldarmut des Landes muß der Holzbedarf zum 
großen Teil (1907 für 189,7 Mill.) aus dem 
Auslande gedeckt werden; die eigene Nutzholz- 
erzeugung beträgt jährlich an 6 Mill. Festmeter. 
Die Entwaldung Frankreichs, besonders seit der 
Revolutionszeit, hat die Vermuhrung weiter 
Strecken in den Alpen, Pyrenäen und der Pro- 
vence, furchtbare Uberschwemmungen und eine dem 
Verkehr sehr nachteilige unregelmäßige Wasser- 
führung der Flüsse verursacht. Für die Auffor- 
stung ist in neuerer Zeit viel getan worden (Lan- 
des usw.). Waldreich sind besonders die Landes, 
die Vogesen, Lothringen, der Jura und Savoyen. 
Der staatliche Waldbesitz betrug 1904: 1,15 
Mill. ha. 
ill. 
Die Viehzucht, deren Hauptsitz die Nord- 
hälfte Frankreichs ist, deckt infolge der großen 
Ausdehnung des Ackerlandes nicht den Bedarf an 
Fleisch und Wolle, liefert aber Häute, Eier, Butter 
und Käse für die Ausfuhr. Der Viehstand beim 
landwirtschaftlichen Betrieb war Anfang 1906 
folgender: 
ferde 3169224| Schafe . 17 7os 209 
Maultiere u. Esel 564 046 Zieggen. 1476957 
Rindvieh 315 552 Schweine 7558 779 
Die Pferdezucht blüht besonders im Nordosten 
(Normänner) und in der Landschaft Perche, die 
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