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anderwärts auch die Lehrlinge und Gesellen gezählt.
In England kann derselbe Freimaurer Mitglied
mehrerer Logen sein und dadurch die summierte
Mitgliederzahl ungenau werden. Vielfach werden
wieder freimaurerähnliche Geheime Gesellschaften
mitgezählt, deren Mitgliederzahl in Nordamerika
allein etwa 5 Millionen beträgt. Wir berücksichtigen
in nachstehender übersicht nur die Aktivmitglieder
der im strengsten Sinne des Wortes freimaureri-
schen Verbände, die als solche in den verschiedenen
freimaurerischen Kalendern und Jahrbüchern auf-
geführt zu werden pflegen. Die Zahl der nicht
aktiven, d. h. keiner bestimmten Loge mehr an-
gehörigen Freimaurer, die aber wirkliche Mitglieder
des Freimaurerbundes bleiben, dürfte etwa ⅜% der
aktiven betragen. Danach ergeben sich annähernd
folgende Zahlen: 144 Großlogen und Großoriente,
45 Schottische Oberbehörden, 26 500 Logen und
2000.000 aktive Freimaurer.
Allgemeine Übersicht (1907/08).
" —i- — 1
Länder W2E Logen Brüder
# S
Vereinigte Staaten
eeiße 1 — 12996 1203 159
Neger 33 — 1300 28000
England 1 — 2668 160 000
Irland [1I — 415 l1l5000
Schottland 1. — 732 50 000
Britisch-Nordamerika 7 — 647 58 318
Australien .. 7 — 743 28 700
Deutschland 8. — 477 53 427
(Osterreich-)Ungarn 1 — 64 4370
Schweiz 1 — 33 3745
Hollaannd — 1 97 4500
Schweden 1 — 40 12 394
Norwegen 1 — 14 3700
Dänemaryy 1 — 30 4350
Belgien: — 1 19 · ozooo
- :—- · 2
Frankreich . 1. 121 7000
Itallkn — 1 286
Spaniin — 1 67 2525
ortuglelel — 1 121 2745
Griechenlannd 1 34 2900
Zentralamerict 6 1 206, 25600
Südamerika 4.“t—— 1022 34 310
Hinsichtlich des deutschen Großlogenbundes vgl.
die Tabelle auf Sp. 579/580.
3. Symbolik, Eide und Gelübde der
Freimaurer. Die freimaurerische Symbolik ist
für die Freimaurerei so charakteristisch, daß ohne
genügende Kenntnis derselben ein wirkliches Ver-
ständnis derselben überhaupt unmöglich ist. Die
freimaurerischen Symbole zerfallen in Embleme
und symbolische Handlungen oder Zeremonien.
Beide Arten von Symbolen sind materiell der
Freimaurerei nicht eigentümlich; sie erhalten das
spezifisch freimaurerische Gepräge erst als syste-
matisch kombinierte Lehrmittel zur Veranschau-
lichung der freimaurerischen Grundsätze, welche
im oben (Nr 1) entwickelten Humanitätsprinzip
gipfeln. Der leitende Gedanke der Zeremonie des
ersten Grades, „Lehrling“, ist: Durch die Ein-
weihung in die Freimaurerei erlangt der aus der
„profanen“ Welt im Zustand der Knechtung, Er-
niedrigung und Entblößung, mit verbundenen
Augen kommende Kandidat das wahre „Licht“
und dadurch Freiheit, wahre Größe und Würde
und geistige Schätze. Das Hauptemblem des Lehr-
Staatslexikon. II. 3. Aufl.
Gesellschaften, geheime.
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lings ist die „Arbeit am rohen Stein“, d. h. Be-
freiung von den „Vorurteilen“ und „Lastern“ der
„profanen“ Welt. Das heilige „Wort“ des Gra-
des ist „altenglisch“ (in deutschen Logen) Jachin
— „der Herr wird dich aufrichten“, „modern-
englisch“ Boaz — „der Herr wird dich stärken“. —
Zweiter Grad, „Geselle“: Durch das eifrige
Studium der liberalen Wissenschaften und Künste,
vorab der „Geometrie“, bzw. durch umfassende
„liberale" Geistes= und Herzensbildung steigt
der Geselle zur Meisterschaft bzw. der „Ver-
göttlichung“ im reinen Menschtum empor und
empfängt als innern „Lohn“ die mit der „libe-
ralen“ Geisteskultur verbundene Überlegenheit,
Seelenruhe und Heiterkeit des Weisen in allen
Wechselfällen des Lebens. Das Emblem des
Gesellen ist der „Kubische Stein“, als Sinn-
bild höherer geistiger Veredlung. Das heilige
Wort ist altenglisch Boaz, modernenglisch Jachin;
Paßwort: Schibboleth. — Dritter Grad, „Mei-
ster“: die vollendete Meisterschaft und Vergött-
lichung des Menschen wird nur durch den mysti-
schen Tod erworben, durch welchen der Freimaurer
den Vorurteilen und Lastern der „profanen“ Welt
völlig abstirbt; und um zu wahrem Erfolg und
zu „Unsterblichkeit“ (Akazie) zu gelangen, muß
der Meister bereit sein, bei Betätigung der frei-
maurerischen Grundsätze selbst Stellung, Person
und Leben einzusetzen und äußerlich den feindlichen
Gewalten zu unterliegen. Das Emblem des
Meistergrades ist das „Reißbrett“, als Sinnbild
der Aufgabe des Meisters, „Baurisse“ zu ent-
werfen und leitend am freimaurerischen Bau des
Menschheitstempels mitzuwirken; das heilige Wort
Macbenac, d. h. „der Sohn des toten Meisters“
oder „er lebt im Sohne“ bzw. in der Nachwelt,
durch seine Taten, fort. Das in manchen Logen
übliche Meisterwort Mahabone wird ähnlich er-
klärt (Fischer, Marbach). — Im allgemeinen ent-
sprechen diese drei Grade den drei Graden der
alten Mysterien und den drei „Wegen“ oder haupt-
sächlichsten Betätigungen der christlichen Aszese:
Reinigungs-, Erleuchtungs= und Läuterungs--,
Einigungsweg. In der Symbolik aller drei Grade
spielen dem biblisch-religiösen Vorstellungskreise
entnommene Symbole: die Bibel, der „flammende“
Stern (Stern von Bethlehem), die „theologische"
oder Jakobsleiter mit den drei „göttlichen“ Tugen-
den, der „Altar“ mit einem von zwei Parallelen
flankierten Kreis, der Buchstabe G in Verbindung
mit dem Tetragrammaton -#-([ahve), das
Allerheiligste des Salomonischen Tempels usw.,
eine hervorragende Rolle. Die Bibel wird als
das erste der „drei großen Lichter“ bezeichnet;
gemäß den Freimaurerkatechismen „richtet und
ordnet sie unsern Glauben“. Der „flammende
Stern“ kommt fünf-, sechs= und siebeneckig vor
und hat oft den Buchstaben G in der Mitte, der
manchmalwieder inmitten des „Allsehenden Auges"“
steht. Der Buchstabe G, wie das Allsehende Auge,
ist auch oft in einem Dreieck. Zum Buchstaben G.
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