Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

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and personal reminiscences of thirty years 
of Irish public life (Glasgow 71882); Ph. 
Bagenal, The American Irish and their in- 
fluence on Irish politics (Lond. 1882); Secret 
history of the Fenian conspiracy (ebd. 1877). 
7. Die „Hetäria“ war eine der italienischen 
Carbonaria verwandte, der Freimaurerei affi- 
liierte geheime Verbindung, welche die „Befreiung 
Griechenlands“ zum Zweck hatte. Dieselbe wurde 
von Rußland und von München aus begünstigt 
und unterstützt. — Vgl. E. Faligan, La question 
grecque, la Franc-Maçonnerie et la poli- 
tique traditionnelle de la France en Orient 
(Angers 1881); Deschamps-Janet a. a. O. III 
61883) 603 ff; Heckethorn-Katscher, Geheime 
Gesellschaften (1900) 281/291. 
8. Die „Junge Türkei“ ist ein von Mustapha 
Fazil Pascha 1867 begründeter Bund zur „Eman- 
zipation der Türkei“, d. h. zur Abschaffung des 
Korans und der politischen und religiösen Ge- 
walt des Sultans. Mustapha Fazil war, wie 
Kemal Bey, Arabi Pascha und wahrscheinlich auch 
Midhat Pascha, Mitglied der Loge. — Vgl. Des- 
champs-Janet a. a. O. III 609 Pf. 
9. Hinsichtlich der sozialistischen Verbin- 
dungen sei hier nur hervorgehoben, daß auch diese 
Verbindungen in mannigfachem direktem und in- 
direktem Zusammenhang mit der Freimaurerei 
stehen. Schon die hervorragendsten Vertreter der 
Freimaurerpartei zur Zeit der französischen Re- 
volution huldigten sozialistischen und kommunisti- 
schen Ideen (Deschamps-Janet a. a. O. I121880) 
268 ff). Der Saint-Simonismus im 19. Jahrh. 
war wieder mit der Freimaurerei in engster Ver- 
bindung (ebd. II 537). — Vgl. auch R. Meyer, 
Der Emanzipationskampf des vierten Standes I 
(1874) 178 ff: II 166 f. 
10. Chinesische geheime Gesellschaften. In 
China bestehen außer den im Anschluß an die 
europäische Freimaurerei errichteten Logen der 
Hafenstädte zahlreiche geheime Verbindungen. Die 
hervorragendste und älteste derselben ist die der 
Freimaurerei verwandte „Triadengesellschaft 
(san-ho hoei). Andere Namen der ganzen Ver- 
bindung oder einzelner Zweige derselben sind: 
„Vereinigung von Himmel und Erde“ (thien-ti), 
„Kleiner Bund“ (hsiao hoei), „weiße“, „rote“ 
und „himmelblaue Seerose“ (pei-lien-kiao) usw. 
Der Bund hat ein vollkommen organisiertes Be- 
amtensystem für das Heer und für den Zivilstand, 
als wenn er schon morgen die Zügel der Regie- 
rung in die Hand nehmen wollte. Seine doppel- 
sinnige Losung ming tschao bedeutet sowohl 
„Reich des Lichtes“ als „Mingdynastie“, d. h. 
Herstellung der alten chinesischen Mingdynastie 
gegen die herrschende mongolische Tsingdynastie. 
Der Bund beteiligte sich wiederholt sehr tätig an 
Aufständen. Schlegel ist der Ansicht, daß die 
Verbindung Taiping sogar nur eine exoterische 
Form der Triadengesellschaft war. Außer den 
Triaden, welche den Christen neutral gegenüber- 
Gesellschaften, geheime. 
  
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stehen, sind noch besonders die christenfeindlichen 
Geheimbünde: „Gesellschaft des älteren Bruders“ 
(ko-lao hoei) und „Bund des Wahren“ oder 
des „Gerechten“ (tsai-li hoei), zu nennen. Die 
Losung des ersteren ist: „China für die Chinesen!“ 
Letzterer gibt als Zweck vor: „Förderung der 
wahren Menschenwürde“. Die Mitglieder des- 
selben halten sich ähnlich wie viele europäische 
Freimaurer für „die ersten Menschen der Welt“, 
die Elite der Menschheit. Beide Geheimbünde 
erregten schon wiederholt Unruhen. — Vgl. Etudes 
religieuses etc. VIII (1875) 197 ff. Kathol. 
Missionen 1876, 142 ff; 1892, 69 ff. The 
Journal of the Manchester Geographical 
Society VII (1891) 40 ff. — Neuerdings hat die 
Verbindung der sog. „Boxers“, eine Bezeichnung, 
welche auf einer mißverständlichen Ubertragung 
der chinesischen Bezeichnung I-ho-ch'uan, d. h. 
„vereinigte Patrioten“, beruhen soll, wegen der 
Erregung großer Wirren in China Aufsehen ge- 
macht. Die chinesischen Geheimbünde wenden sich, 
ähnlich wie „Jung-Italien“ usw., gegen das Ein- 
dringen des Fremden in die inneren Verhältnisse 
des Landes, halten aber im übrigen, im Gegensatz 
zu den europäischen Geheimgesellschaften, welche 
„ fortschrittlicher“ Natur sind, starr am Alten und 
Hergebrachten fest. 
11. Direkt gemein-verbrecherische Ge- 
heimbünde sind unter andern die „Camorra“ in 
Neapel und die „Maffia“ in Palermo und Um- 
gebung. Beide stammen aus der Bourbonenzeit 
und wurden angeblich zur Abwehr von sozialen 
Ungerechtigkeiten gegründet. Sie verfolgen den 
Zweck, die Interessen ihrer Mitglieder und des 
Bundes dadurch zu wahren, daf sie sich gegenseitig, 
auch in gesetz= und ordnungswidriger Weise, bei- 
stehen und ihren Mitbürgern Furcht und Schrecken 
einjagen. Die Camorra hat, da sie nur aus- 
nahmsweise das Leben der Mitmenschen bedroht, 
einen weniger grauenhaften Charakter, übt aber 
in ausgedehntem Maße Erpressungen an allen 
Schichten der Bevölkerung. In der Maffia ist die 
Handhabung von Mordwerkzeugen an der Tages- 
ordnung, weshalb sie einen viel schwerer auf der 
Bevölkerung lastenden Terrorismus ausübt. In 
Südspanien entstand 1830 der agrarsozialistische 
Geheimbund „Schwarze Hand“, welcher sich die 
Rache an den Unterdrückern der kommunalen 
Rechte der landwirtschaftlichen Arbeiter (Nutzung 
von Gemeindewäldern und -viehweiden) zum 
Ziele setzte. — Vgl. Heckethorn-Katscher, Geheime 
Gesellschaften 519/524, 494 f; ferner A. Stahly, 
Maffia und Monarchie in Italien (1901). 
12. Geheimbünde, welche in freimaurerischen 
Formen sich vorwiegend Pflege des geselligen 
Lebens und gegenseitige Unterstützung und auch 
an sich edle Spezialzwecke zur Aufgabe machen, 
gibt es besonders zahlreich in den Vereinigten 
Staaten von Amerika. Stevens (Cyclopedia of 
Fraternities, 21907) gibt ihre Zahl auf über 
800 an. Vielfach stehen sie auch dadurch zur
	        
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