879
weitem nicht decken. England baut hauptsächlich
Weizen, Schottland und Wales Hafer und Irland
Kartoffeln. Bebaut waren 1908 in England und
Schottland mit Weizen 1,63, mit Gerste 1,67,
Hafer 3,1, Bohnen 0,29, Erbsen 0,15, Kartoffeln
0,55 (1907), Rüben 1,56 Mill. acres; in Ir-
land 1906 mit Weizen 43 880, Gerste 176 500,
Hafer 1,08, Kartoffeln 0,62, Rüben 0,28 Mill.
acres; ständiges Weideland dort (1907) 17,28,
in Irland 10,1 Mill. acres. Erntemengen 1908:
19.1 Mill. hI Weizen, 19,88 Gerste, 45,1 Hafer,
3,2 Bohnen, 1,6 Erbsen, 3,9 Mill. t Kartoffel,
22,74 Mill. t Rüben; in Irland 1906: 0,64
Mill. hl Weizen, 2,7 Gerste, 18,7 Hafer, 2,66
Mill. t Kartoffeln, 4,96 Mill. t Rüben. Von den
Kondelepflanzen spielt der Hopfen besonders in
entshire eine große Rolle (46 723 acres). Ge-
müse= und Obstbau haben eine hohe Vollkommen-
heit erreicht, decken aber den Verbrauch bei weitem
nicht. — Die Wälder, welche nur noch in Schott-
land größere zusammenhängende Komplexe bilden
und (1905) 3,96 % (5,3 in England, 3,9 in
Wales, 4,5 in Schottland und 1,5 in Irland)
des Gesamtareals einnehmen, wurden vor der Er-
schließung der Kohlengruben für industrielle Zwecke
rücksichtslos verwüstet. Neuerdings erfreuen sie sich
größerer Fürsorge und werden wenigstens in Eng-
land durch Neuanpflanzungen vermehrt; Bau-
und Brennholz müssen jedoch in großen Mengen
eingeführt werden.
Die fetten, ausgedehnten Wiesengründe, die un-
aufhörlich künstlich erweitert werden (1871/1901
um 1,76 Mill. ha), haben die Tierzucht zu einer
besondern Blüte gebracht, doch kann auch sie den
Bedarf nicht decken. Der Viehbestand war 1907
im landwirtschaftlichen Betrieb 2 079 376 Pferde,
11586 901 Rinder, 29931 455 Schafe. 3953 495
Schweine. — Von bedeutendem Umfange ist die
Seefischerei, die 1907 mit 24 174 Booten (2594
Dampfer) und 107076 Mann Besatzung betrieben
wurde und einen Ertrag von 11,67 Mill. Pf. St.
abwarf (3/10 des Wertes an der Ostküste).
Der Bergbau bildet mit dem Hütten= und
Salinenbetrieb eine Hauptauelle des briti-
schen Nationalreichtums; das Vereinigte König-
reich übertrifft in seiner Eisen= und Steinkohlen-
produktion alle Länder der Welt und steht an
Menge nutzbarer, im Boden gewonnener Mine-
ralien nur den Vereinigten Staaten von Amerika
nach. Die Bodenschätze sind unbeschränktes Eigen-
tum der Landbesitzer, die sich von den Bergbau-
unternehmern schwere Mieten zahlen lassen. —
Die Ausbeute der Steinkohlenfelder, die ein Areal
von rund 32 000 qkm bedecken (hauptsächlich in
den Grafschaften Durham, Lancaster, York, Staf-
ford, Derby, Nottingham, Monmouth, Glamorgan
und im südlichen Schottland) betrug 1846: 39,
1860: 80, 1880: 149, 1896: 195,4, 1907:
267,83 Mill. t im Werte von 120,53 Mill. Pf.
St., wovon der vierte Teil (24,6 %) ins Ausland
(nach Frankreich, Italien, Deutschland, Schweden,
Großbritannien.
880
Niederlande, Rußland, Dänemark, Rumänien,
Spanien usw.) ging; Hauptausfuhrhäfen für
Kohle sind Cardiff (17,97) und die Häfen am
Tyne (11,62 Mill. ). — Im Bergbau auf Eisen-
erze und deren Verhüttung nehmen die nordöst-
lichen Teile von England (Clevelanddistrikt, Nor-
thumberland und Durham), ferner die Grafschaften
Cumberland und Lancaster, in Wales Glamorgan,
in Schottland Lanark die erste Stelle ein. Die
Ausbeute von Eisenerzen betrug 1907: 15,73
Mill. englische t, die von Eisenpyrit 10 194 t, die
Erzeugung von Roheisen 10,11 Mill. t bei 369
tätigen Hochöfen. — Der Bergbau auf Kupfer-
erze (525 t) in den Grafschaften Cornwall, Devon
und Chester ist gegen früher bedeutend zurück-
gegangen; Zinn (1907: 17 080 t) findet sich in
Cornwall und Devon, Blei (32 533) in Durham-
shire, Northumberland usw., Zinkerze (20 082)
auf der Insel Man, in Wales usw., feuerfester
Ton um Stafford und Newcastle, Steinsalz in
Cheshire, Durham, südlich vom Tyne und in
Irland (Carrickfergus). Die Südküste von Eng-
land besitzt einen großen Reichtum an guten Bau-
steinen, Irland ergiebige Torfstiche. Der Gesamt-
wert der geförderten Erze betrug 1907: 20,53
Mill. Pf. St.; die Zahl der im Bergbau be-
schäftigten Arbeiter 1907: 972200.
Die gewerbliche Industrie, der wichtigste
Hebel des britischen Nationalwohlstandes, beschäf-
tigt in England und Schottland den vierten Teil,
in Irland aber nur 13.3 % der Bevölkerung.
Schon 1601 wurde die Beschränkung der freien
Betriebstätigkeit teilweise abgestellt und später ganz
abgeschafft (1624 Aufhebung aller Monopole).
Es bestanden zwar seither in einigen Orten noch
Zünfte, welche besondere Vorrechte besaßen, doch
wurden diese 1835 sämtlich beseitigt.
Die günstige Weltlage und Küstenentwicklung,
die große Anzahl schiffbarer Flüsse mit ihrer Fülle
von Wasserkraft, der Uberfluß an Steinkohlen und
Eisen haben in Verbindung mit dem Kapital-
reichtum und der uneingeschränkten Gewerbefrei-
heit Großbritannien zum „ersten Fabrikstaat“ der
Welt gemacht.
Die Eisen= und Stahlindustrie be-
schäftigt etwa ½11 aller Arbeiter. Die mannig-
fachsten Eisenwaren überhaupt liefern Birming-
ham, Wolverhampton und Sheffield, Messer-
schmied= und Schneidewaren Sheffield, Waffen
(kür die Ausfuhr) Birmingham und London,
Nähnadeln und Angelhaken Redditch (Worcester-
shire), Stecknadeln und Stahlschreibfedern Bir-
mingham. Die letztgenannte Stadt ist auch der
Hauptsitz der berühmten Messing= und Bronze-
industrie, mit Sheffield der wichtigste Platz für
die Fabrikation von plattierten (Britanniametall-)
und mit Bristol für die von Kupferwaren. Gold-
und Silberarbeiten werden hauptsächlich in Lon-
don, echte Juwelierarbeiten ebenda und unechte in
Birmingham gefertigt. Hauptsitze des Maschinen-
baues sind Manchester, Leeds, Birmingham, Shef-