1431
rechtes tendiert, nicht erreicht, wohl aber hat sie
die Grundlagen für den künftigen Bau gelegt. Die
Protokolle der 63 Sitzungen, in denen die erste
Kommission und deren Abteilungen alle einschla-
genden Fragen mit größter Gewissenhaftigkeit er-
örtert hatten, und insbesondere die beiden in ihrer
Objektivität und wissenschaftlichen Vertiefung be-
wundernswerten Berichte Guillaumes und Scotts
über das obligatorische Schiedsgericht und über
den permanenten Schiedsgerichtshof werden für
alle Zeit die wichtigsten Quellen für das Studium
und das Verständnis der Materie bilden. Denn
im Laufe der Verhandlungen wurden auf der einen
Seite mit schonungsloser Kritik all die Schwierig-
keiten aufgedeckt, die sich der Lösung des Problems
entgegenstellen, auf der andern Seite wurden mit
Ernst und Liebe die Mittel zur Behebung dieser
Schwierigkeiten erforscht. Aufgabe der Dritten
Konferenz, die ungefähr 1914 zusammentreten
soll, wird es sein, diese Schwierigkeiten und die
Mittel zu ihrer Abhilfe nochmals mit unvorein-
genommener Gewissenhaftigkeit zu prüfen.
Literatur. Der Verfasser dieses Artikels, der
darin nur seine persönlichen Anschauungen
wiedergibt, hat hierbei nur allgemein zugäng-
liches Material verwertet. In erster Reihe sind
zu nennen die Protokolle der beiden Haager Kon-
ferenzen 1899 u. 1907 (die der letzteren befinden
ch im Zuge der Veröffentlichung) u. in diesen
die Berichte des Barons Descamps für die Erste
u. jene des Barons Guillaume sowie des Mr
Scott für die Zweite Konferenz, welche durch Aus-
führlichkeit, Klarheit u. Objektivität der Darstel-
lung gleichmäßig ausgezeichnet sind.
Aus der Literatur des Schiedsgerichtes im all-
gemeinen seien hervorgehoben Revon, Tarbitrage
international (Par. 1892); Mérignhac, L'arbitrage
international (ebd. 1895); Darby, International
Tribunals (Lond. 1904); Hilty, über Krieg u.
Frieden, im Polit. Jahrbuch der Schweizer Eid-
genossenschaft 1893; Rouard de Card, Les des-
tinées de Parbitrage international (1892); J. B.
Moore, History and Digest of the Arbitrations
to which the United States of America have been
a Party (6 Bde, 1898); de Lapradelle u. Politis,
Recueil des arbitrages internationaux (1905 ff);
Carnegie, Rectorial Address to the Students of
St Andrews University (Neuyork 1903); E. v. Ple-
ner in Österr. Rundschau v. 21. Sept. 1905; Corfi,
Etude sur un nouveau traité général d'’arbitrage
(Turin 1899); Fusinato, Gli ultimi progressi del-
arbitrato internazionale, in der Rivista di diritto
internaz. I (Rom 1906); Sir Thomas Barclay,
Problems of international Practice and Diplo-
macy (Lond. 1807). — über die Geschichte des
Schiedsgerichtes insbesondere: Schücking, Die Or-
ganisation der Welt, in der Festgabe für P. La-
band (1908); Schwitzky, Der europ. Fürstenbund
des Georg v. Podiebrad (1907); Sir Robert Fin-
lay, International Arbitration (Edinburgh 1904);
E. H. Meyer, Die staats= u. völkerrechtlichen Ideen
von Peter Dubois; ferner mit Bezug auf die bei-
den Haager Konferenzen: Meurer, Das Friedens-
recht der Haager Konferenz (1905); Nippold, Die
Fortbildung des Verfahrens in völkerrechtlichen
Streitigkeiten (1907); Zorn, Die völkerrechtl. Er-
Interpellationsrecht — Intervention.
1432
gebnisse der (Ersten) Haager Konferenz, in Deutsche
Rundschau 1900, Aprilheft; Holls, The Peace
Conference at the Hague (Neuyork 1900); White,
Aus meinem Diplomatenleben (1906; zu beiden ist
zu vergleichen: Zorn, Friedensbewegung u. Haager
Konferenz, in Deutsche Revue, 31. Bd, November=
heft); Ullmann, Die (Erste) Haager Konferenz u. die
Weiterbildung des VBölkerrechtes, im Jahrbuch des
öffentl. Rechtes I (1907); Lemonon, La seconde
conférence de la paix (Par. 1908); Max Huber,
Die Fortbildung des Völkerrechtes, im Jahrbuch
des öffentl. Rechtes II (1908); Nippold, Die zweite
Haager Friedenskonferenz, in der Zeitschrift für
internationales Privat= u. öffentl. Recht XVII u.R4e
XVIII (1907 u. 1908); van Roell, Rapport du
conseil administratif de la Cour permanente
d’arbitrage, 6° année (1906), mit guter üÜber-
sicht der neuen Schiedsgerichtsverträge; Fried,
Handbuch der Friedensbewegung (1905); ders., Die
zweite Haager Konferenz (1907); J. B. Scott,
The Work of the second Hague Conference, im
American Journalof International Law II (1908);
Quesada, Arbitration in Latin America (Rotter-
dam 1907); Perez Triana, Informes y notas de
la delegacion de Colombia (ebd. 1908); Drago,
Les emprunts d’Etat et leurs rapports avec la
politique internationale, in der Revue de droit
internat. public. 1907; Perez Triana, La doc-
trina Drago (Lond. 1908); Renault, Le premier
litige devant la Cour d’arbitrage (Par. 1903);
Lapradelle, Latin America at the Hague Con-
ference, im Vale Law Journal 1908; Fromageot
im Bulletin de la Société de IEsgislation comparée
(1908); Hershey, Convention for the peaceful
Adjustment of International Differences, im
American Journal of Internat. Law II (1908);
J. B. Scott, Hague Convention for the Restriction
of the Use of Force to recover contract Claims
(ebd.); Mandelstam, La issioni tional
d’enquete sur ’incident de la Mer du Nord, in Re-
vue générale de droit internat. public. 1905;
van Daehne van Varich, Actes et decuments re-
latifs au programme de la conférence de la paix
(Haag 1899); Recueil des actes et protocoles du
tribunal d’arbitrage (Haag lbetreffend die 4 ersten
Schiedsgerichtsfälle) 1902, 1904, 1905); Lam-
masch, Die Fortbildung des Völkerrechtes durch die
(Erste) Haager Konferenz (1900); derf., Die Fort-
bildung der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit
seit der Haager Konferenz, in der Deutschen Revue
1905, Novemberheft; die von d'Estournelles hrsg.
Hefte der Conciliation internationale.
Der Text der Akte der Zweiten Konferenz findet
sich im deutschen Weißbuch, dem franzöfischen Gelb-
buch (mit einem trefflich orientierenden Bericht der
französischen Delegation), im englischen Blaubuch
u. im österreichisch-ungarischen Rotbuch.
[Lammasch.]
Interpellationsrecht . Garantien, staats-
rechtliche (Sp. 392, 397).
Interpretation s. Gesetzesauslegung.
Intervention bezeichnet die zum Zwecke
der Streiterledigung erfolgte Einmischung in die
Rechtsverhältnisse anderer in deren oder im eigenen
Interesse. Sie findet sich im bürgerlichen und im
Völkerrecht. Die völkerrechtliche Intervention ist
die Einmischung eines oder mehrerer Staaten in
1
IntL&IT