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vieh, 11,2 Mill. Schafe (deren Wolle von keiner
besondern Güte ist), 2,7 Mill. Ziegen (die beiden
letzten Arten namentlich in den gebirgigen Gegen-
den) und 2,5 Mill. Schweine. Wirtschaftlich
wertvoller als die starke Ziegenzucht, die eines der
größten Hindernisse der Aufforstungen an den
kahlen Berghängen ist, ist die Geflügelzucht, die
besonders in der Hühnerzucht eine beträchtliche Höhe
erreicht hat und namhafte Ausfuhrwerte erzeugt.
Die Seefischerei (inbegriffen Korallenfischerei
und Fang des Thunfisches) wurde im Jahre 1906
von 101 006 Mann auf 25 355 Schiffen und
Barken betrieben. Der Wert der gesamten Pro-
duktion betrug an 21½ Mill. Lire. Für den
Export ist namentlich der Fang des Thunfisches,
der Sardinen und der Korallen von Bedeutung.
Unter den mineralischen Erzeugnissen nimmt
das Eisen die erste Stelle ein (1907: 517950 t
Erze). Das im Lande gewonnene Eisen genügt
aber für den Bedarf nicht; viel Eisen wird
importiert, bessere Qualitäten italienischen Eisens
aber auch ausgeführt. Das beste Eisen liefern
Elba, Piemont, die Lombardei und Sardinien.
In den Provinzen Grosseto, Belluno, Genua
wird Kupfer (1907: 167 600 t kupferhaltige
Erze), in den Provinzen Cagliari und Ber-
gamo Zink (160 500 t Erze), in Cagliari auch
Blei (40 037 t) und Silbererze (624), in Siena
und Grosseto Quecksilber (76 560 t), in Novara
Gold (13 475 t Erze) gewonnen. Unbedeutend ist
die Gewinnung von Kohle (453 100t), hingegen
ist Italien (besonders Sizilien) reich an Schwefel
(2787700t im Werte von 30,5 Mill. Lire, G
1906 für 36,9 Mill.). Der Gesamtwert der mi-
neralischen Erzeugnisse betrug 1907: 87,9 Mill.
Lere. Italien liefert die schönsten Marmorarten
(Carrara usw.; 1906: 430 200 t); Salz wird
in genügender Menge (529.050 t) für den innern
Gebrauch gewonnen (Steinsalz in Kalabrien und
auf Sizilien; 7 staatliche Salinen). Der Bergbau
Italiens, der größtenteils mit englischem Kapital
betrieben wird, beschäftigte 1907: 59 500 Ar-
beiter in 918 Betrieben, die Gewinnung von
Steinen, Erde usw. (Erzeugungswert 50 Mill.
Lire) 67900 Arbeiter in etwa 12.000 Betrieben.
Die Entwicklung der Industrie wird durch
das Fehlen der Steinkohle, teilweise auch durch
den geringen Unternehmungsgeist der Kapitalisten
gehemmt, doch hat sich der Großbetrieb in neuerer
Zeit, seit dem 1887 erfolgten Ubergang zum
Schutzzollsystem, stark entwickelt, besonders in
Piemont, Ligurien und der Lombardei. In immer
steigendem Maße bemüht man sich, die Wasser-
kräfte des Landes zu industriellen Zwecken aus-
zunutzen (1907;: 5876 elektrotechnische Fabriken).
Die Seidenindustrie, in welcher 1903: 191000
Menschen (170 500 Frauen) beschäftigt waren,
blüht namentlich in den Provinzen Como, Mai-
land, Turin, Genua, Rom, Florenz, Siena,
Palermo. Für die Jahre 1900/06 betrug die
jährlich erzeugte Rohseide 5,3 Mill. kg (1907:
Italien.
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6,2, 1908: 5,5, gegen 1,3 Mill. kg im Jahre
1876). Im Aufschwung ist ferner die Baum-
wollindustrie, die 180 000 mechanische Webstühle,
an 3 ½ Mill. Spindeln und 1903: 138 900 Ar-
beiter beschäftigte (Lombardei, Piemont, Toskana,
Venezien, Kampanien). In den gleichen Provinzen
blüht auch die Wollindustrie (37700 Arbeiter), die
Verarbeitung von Leinen und Jute (25 700 Ar-
beiter), die Papierfabrikation (außerdem in den
Marken; 19100 Arbeiter). Flachs und Hanf wird
besonders in Süditalien und Sizilien verarbeitet.
Die Strohhutfabrikation blüht namentlich in
Toskana sowie in den Provinzen der Alpenländer.
Der Wert der 1906 erzeugten chemischen Pro-
dukte betrug 102 Mill. Lire (268 Betriebe mit
11•.000 Arbeitern). Die Herstellung des Tabaks
ist Staatsmonopol; 1907 wurden in 17 Fabriken
18050t Tabak verarbeitet. Zuckerfabriken gab es
1907 in ganz Italien 32, die 995 900 t Zucker-
rüben verarbeiteten und 235000 t Zucker und
Melasse erzeugten. Bedeutender ist die Zünd-
hölzerfabrikation; 1907 erzeugten 187 Fabriken
63725 Mill. Zündhölzchen. Die italienische
Eisenindustrie, die in den letzten Jahrzehnten
bedeutend zugenommen hat, hat ihre Hauptsitze
meist in Oberitalien. Größere Stahl= und Walz-
werke bestehen in Terni, Savona, Sestri Ponente,
Bolzaneto usw., Hochofenanlagen auf der Insel
Elba und bei Piombino, Terni und Livorno,
Werften in Genua, Livorno, Sestri Ponente,
Ancona, Messina, Palermo usw., Maschinen-
fabriken besonders in Mailand, Legnano, Turin,
enua und Umgebung (Sampierdarena) und in
Pozzuoli bei Neapel, Werkstätten für Lokomotiven=
und Wagenbau in Mailand, Soranno, Turin,
Neapel, eine staatliche Geschützfabrik in Spezia.
Die Einfuhr von Eisenwaren und Maschinen
überwiegt aber die Ausfuhr noch immer beträcht-
lich. Hervorzuheben ist ferner die Möbelfabri-
kation, die Makkaroni-, Salami= und Likör-
fabrikation, die Glasindustrie (Venedig), die
Marmor= und Alabasterindustrie, die Herstellung
von sehr geschmackvoll ausgeführten Terrakotta-
und Porzellanwaren (namentlich ausgezeichnete
Terrakottastatuetten), von künstlichen Blumen,
Korallenschmuck, Kameen, Mosaiken (Rom, Neapel,
Florenz, Venedig), von Streichinstrumenten (Cre-
mona). Weit verbreitet ist die hausindustrielle
Beschäftigung, besonders die Spinnerei (in ganz
Italien; Seide, Wolle, Baumwolle, Hanf, Leinen),
die Spitzenklöppelei (Riviera, am Comersee, Ba-
rano), die Handschuhnäherei (in und um Neapel),
die Verfertigung von eingelegten Holzarbeiten
(Sorrent), die Strohflechterei (Toskana).
Handel. Italien wäre durch seine Lage im
Zentrum des Mittelmeeres und durch seine treff-
lichen Häsen zu großer Handelstätigkeit berufen,
aber der Stand der italienischen Handelsmarine
entspricht diesen so günstigen Verhältnissen nicht
ganz. Der Wert der eingeführten Waren (ohne
Edelmetalle) belief sich im Jahre 1907 auf 2760,