Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

1497 
vieh, 11,2 Mill. Schafe (deren Wolle von keiner 
besondern Güte ist), 2,7 Mill. Ziegen (die beiden 
letzten Arten namentlich in den gebirgigen Gegen- 
den) und 2,5 Mill. Schweine. Wirtschaftlich 
wertvoller als die starke Ziegenzucht, die eines der 
größten Hindernisse der Aufforstungen an den 
kahlen Berghängen ist, ist die Geflügelzucht, die 
besonders in der Hühnerzucht eine beträchtliche Höhe 
erreicht hat und namhafte Ausfuhrwerte erzeugt. 
Die Seefischerei (inbegriffen Korallenfischerei 
und Fang des Thunfisches) wurde im Jahre 1906 
von 101 006 Mann auf 25 355 Schiffen und 
Barken betrieben. Der Wert der gesamten Pro- 
duktion betrug an 21½ Mill. Lire. Für den 
Export ist namentlich der Fang des Thunfisches, 
der Sardinen und der Korallen von Bedeutung. 
Unter den mineralischen Erzeugnissen nimmt 
das Eisen die erste Stelle ein (1907: 517950 t 
Erze). Das im Lande gewonnene Eisen genügt 
aber für den Bedarf nicht; viel Eisen wird 
importiert, bessere Qualitäten italienischen Eisens 
aber auch ausgeführt. Das beste Eisen liefern 
Elba, Piemont, die Lombardei und Sardinien. 
In den Provinzen Grosseto, Belluno, Genua 
wird Kupfer (1907: 167 600 t kupferhaltige 
Erze), in den Provinzen Cagliari und Ber- 
gamo Zink (160 500 t Erze), in Cagliari auch 
Blei (40 037 t) und Silbererze (624), in Siena 
und Grosseto Quecksilber (76 560 t), in Novara 
Gold (13 475 t Erze) gewonnen. Unbedeutend ist 
die Gewinnung von Kohle (453 100t), hingegen 
ist Italien (besonders Sizilien) reich an Schwefel 
(2787700t im Werte von 30,5 Mill. Lire, G 
1906 für 36,9 Mill.). Der Gesamtwert der mi- 
neralischen Erzeugnisse betrug 1907: 87,9 Mill. 
Lere. Italien liefert die schönsten Marmorarten 
(Carrara usw.; 1906: 430 200 t); Salz wird 
in genügender Menge (529.050 t) für den innern 
Gebrauch gewonnen (Steinsalz in Kalabrien und 
auf Sizilien; 7 staatliche Salinen). Der Bergbau 
Italiens, der größtenteils mit englischem Kapital 
betrieben wird, beschäftigte 1907: 59 500 Ar- 
beiter in 918 Betrieben, die Gewinnung von 
Steinen, Erde usw. (Erzeugungswert 50 Mill. 
Lire) 67900 Arbeiter in etwa 12.000 Betrieben. 
Die Entwicklung der Industrie wird durch 
das Fehlen der Steinkohle, teilweise auch durch 
den geringen Unternehmungsgeist der Kapitalisten 
gehemmt, doch hat sich der Großbetrieb in neuerer 
Zeit, seit dem 1887 erfolgten Ubergang zum 
Schutzzollsystem, stark entwickelt, besonders in 
Piemont, Ligurien und der Lombardei. In immer 
steigendem Maße bemüht man sich, die Wasser- 
kräfte des Landes zu industriellen Zwecken aus- 
zunutzen (1907;: 5876 elektrotechnische Fabriken). 
Die Seidenindustrie, in welcher 1903: 191000 
Menschen (170 500 Frauen) beschäftigt waren, 
blüht namentlich in den Provinzen Como, Mai- 
land, Turin, Genua, Rom, Florenz, Siena, 
Palermo. Für die Jahre 1900/06 betrug die 
jährlich erzeugte Rohseide 5,3 Mill. kg (1907: 
Italien. 
  
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6,2, 1908: 5,5, gegen 1,3 Mill. kg im Jahre 
1876). Im Aufschwung ist ferner die Baum- 
wollindustrie, die 180 000 mechanische Webstühle, 
an 3 ½ Mill. Spindeln und 1903: 138 900 Ar- 
beiter beschäftigte (Lombardei, Piemont, Toskana, 
Venezien, Kampanien). In den gleichen Provinzen 
blüht auch die Wollindustrie (37700 Arbeiter), die 
Verarbeitung von Leinen und Jute (25 700 Ar- 
beiter), die Papierfabrikation (außerdem in den 
Marken; 19100 Arbeiter). Flachs und Hanf wird 
besonders in Süditalien und Sizilien verarbeitet. 
Die Strohhutfabrikation blüht namentlich in 
Toskana sowie in den Provinzen der Alpenländer. 
Der Wert der 1906 erzeugten chemischen Pro- 
dukte betrug 102 Mill. Lire (268 Betriebe mit 
11•.000 Arbeitern). Die Herstellung des Tabaks 
ist Staatsmonopol; 1907 wurden in 17 Fabriken 
18050t Tabak verarbeitet. Zuckerfabriken gab es 
1907 in ganz Italien 32, die 995 900 t Zucker- 
rüben verarbeiteten und 235000 t Zucker und 
Melasse erzeugten. Bedeutender ist die Zünd- 
hölzerfabrikation; 1907 erzeugten 187 Fabriken 
63725 Mill. Zündhölzchen. Die italienische 
Eisenindustrie, die in den letzten Jahrzehnten 
bedeutend zugenommen hat, hat ihre Hauptsitze 
meist in Oberitalien. Größere Stahl= und Walz- 
werke bestehen in Terni, Savona, Sestri Ponente, 
Bolzaneto usw., Hochofenanlagen auf der Insel 
Elba und bei Piombino, Terni und Livorno, 
Werften in Genua, Livorno, Sestri Ponente, 
Ancona, Messina, Palermo usw., Maschinen- 
fabriken besonders in Mailand, Legnano, Turin, 
enua und Umgebung (Sampierdarena) und in 
Pozzuoli bei Neapel, Werkstätten für Lokomotiven= 
und Wagenbau in Mailand, Soranno, Turin, 
Neapel, eine staatliche Geschützfabrik in Spezia. 
Die Einfuhr von Eisenwaren und Maschinen 
überwiegt aber die Ausfuhr noch immer beträcht- 
lich. Hervorzuheben ist ferner die Möbelfabri- 
kation, die Makkaroni-, Salami= und Likör- 
fabrikation, die Glasindustrie (Venedig), die 
Marmor= und Alabasterindustrie, die Herstellung 
von sehr geschmackvoll ausgeführten Terrakotta- 
und Porzellanwaren (namentlich ausgezeichnete 
Terrakottastatuetten), von künstlichen Blumen, 
Korallenschmuck, Kameen, Mosaiken (Rom, Neapel, 
Florenz, Venedig), von Streichinstrumenten (Cre- 
mona). Weit verbreitet ist die hausindustrielle 
Beschäftigung, besonders die Spinnerei (in ganz 
Italien; Seide, Wolle, Baumwolle, Hanf, Leinen), 
die Spitzenklöppelei (Riviera, am Comersee, Ba- 
rano), die Handschuhnäherei (in und um Neapel), 
die Verfertigung von eingelegten Holzarbeiten 
(Sorrent), die Strohflechterei (Toskana). 
Handel. Italien wäre durch seine Lage im 
Zentrum des Mittelmeeres und durch seine treff- 
lichen Häsen zu großer Handelstätigkeit berufen, 
aber der Stand der italienischen Handelsmarine 
entspricht diesen so günstigen Verhältnissen nicht 
ganz. Der Wert der eingeführten Waren (ohne 
Edelmetalle) belief sich im Jahre 1907 auf 2760,
	        
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