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Die drei Divisionen der Gruppe von Kirchbach erfüllten,
im Angriffsgefecht gut vorwärtokommend, ihre Tages-
aufgabe vollständig. Die 2. Gardeinfanteriedivision gelangte
bis an Fere-Champenoise heran, die 32. Infanteriedioision
bis auf die Höhen nördlich von Euvy, die 23. Reserve-
division bis in die Waldstücke südlich Montépreur. Ihr
linker Flügel näherte sich Mailly.
Der rechte Flügel der gegenüberstehenden französischen
neunten Armee des Generalo Foch, die Armeekorps IX
und XI mit zwei Reservedivisionen, wurde in der Haupt-
sache bis auf den Maurienne-Abschnitt Corroy—Gourgan-
con—Semoine zurückgedrückt. Ein französischer Gegen-
stoß am Spätabend gelangte nur bis zu den Höhen von
Euvy. General Foch verlegte sein Hauptquartier aus Meurs
nach Plancy zurück.
Die drei Divisionen der Gruppe von Kirchbach verbrachten
die Nacht dicht hinter ihrer vordersten Gefechtslinie, die
2. Gardeinfanteriedivision nördlich von Fere-Champenoise,
zurückgestaffelt bis Normée, links anschließend die 32. In-
fanteriedioision mit „er Gefechtsfront längs der Straße
t Gros dahinter nordwest-
c Connantray, die 23. Reservedioision in loser Verbindung
mit den Hauptkräften bei Montépreux, nach links aus-
gedehnt bis Mailly und in der Flanke gesichert durch die
Abteilung von Kiesemvetter.
Die 24. Neservedivision schloß bis zum Abend nördlich
Normée auf und stand dort bereit, sich in die Lücke zwi-
schen die 2. Gardeinfanteriedivision und die 32. Infanterie-
division einzuschieben, wenn die 2. Gardeinfanteriedivision
von der zweiten Armee, womit gerechnet wurde, weiter
nach Westen herangezogen würde.
Linke Gruppe (23. Infanteriedivision,
XIX. Armeekorps) unter General der Infanterie
Elsa
Auch bei der linken Gruppe verlief der 8. September
durchaus zufriedenstellend. Auf ihrem rechten Flügel trat
die 23. Infanteriedivision im Morgengrauen, wie befohlen,
zu erneutem Angriff an. 6 Uhr vormittags war auf der
gesamten Front der Dioision der Artilleriekampf in vollem
Gange.
Die erste Aufgabe der 23. Infanteriedivision am 8. Sep-
tember war, sich in den Besitz der Waldstücke südlich und
südwesilich von Sompuis zu setzen. Hierzu griffen rechts
des Puitöbaches an: Leibgrenadierregiment 1o00 am weitesten
rechts, anschließend Infanterieregiment 182, dann Schützen-
regiment 108.
Als linker Flügel der Division ging das Grenadier-
regiment 101 östlich des Puitsbaches südwärts vor. Es
stand nur in loser Verbindung mit dem rechten Flügel des
XIX. Armeekorps, von dem es eine Lücke von mehr als
3 Kilometer noch immer trennte.
Der 23. Infanteriedivision wurden 9,10 Uhr vor-
mittags das II. Bataillon Infanterieregiments 134 und
die II. Abteilung Feldartillerieregiments 48 zur Verfügung
gestellt. Die Division zog auch die Abteilung von der Pforte,
die in der Nacht zuvor nach Soudé heranbefohlen worden
war, am Nachmittag auf Sompuis zu heran. Bei Souds
verblieben nur die beiden Kompanien des Leibregiments 100
zum Schutze der dort in Stellung befindlichen Artillerie
der 23. Reservedivision.
Der Angriff der 23. Infanteriedivision machte namentlich
auf dem rechten Flügel am Vormittag gute Fortschritte.
Am Nachmittag setzte ein französischer Gegenangriff, von
der französischen vierten Armee angeordnet, gegen Sompuis
ein, der aber in dem unübersichtlichen Waldgelände nicht
zu einheitlicher Durchführung gelangte. Nur auf dem
Westflügel machte sich das Vorgehen starker französischer
Infanteriekolonnen bemerkbar, welche die rechte Flanke des
Leibregiments zu umfassen drohten. Diese feindlichen Ko-
lonnen gaben aber, wohl infolge des Auftretens der Ab-
teilung von Kiesenwetter in den Waldstücken südöstlich
von Sommesous in den späteren Nachmittagsstunden die
weitere Fortführung des Angriffs auf. Inzwischen warf
das Leibgrenadierregiment lo# die ihm direkt gegenüber
stehende feindliche Infanterie völlig und nahm im Sturm-
angriff zwei feindliche Batterien. Dann aber kamen in
dem waldigen Hügelgelände etwa 3 Kilometer südwest-
lich Sompuis, bei der Custonne-Ferme, die vordersten
stürmenden Teile des Regiments in starkes Maschinen=
gewehr- und Artilleriefeuer aus mehreren Richtungen.
Trotzdem gelang es dem Leibgrenadierregiment loo, sich
gegenüber weit überlegener Infanterie zu halten und in
den Waldstücken weiter westlich sogar allmählich Boden
zu gewinnen.
Links davon schoben sich die Regimenter der 46. In-
fanteriebrigade in langsam vorwärtsschreitendem Angriff
bis an die Pimbraux-Ferme knapp 4 Kilometer südwestlich
von Sompuis heran.
Auf dem linken Flügel der Division vermochte das Gre-
nadierregiment 101 unter der Einwirkung des sehr starken
feindlichen Artilleriefeuers nur wenig Raum nach vorwärte
zu gewinnen, obwohl es tatsächlich nur schwache feindliche
Infanterie vor sich hatte.
Von dem XII. Armeekorps erging 2,30 Uhr nachmittags
an das links anschließende XIX. Armeekorps das Ersuchen,
die 23. Infanteriedivision bei ihrem schweren Kampfe durch
eigenes weiteres Vorgehen zu entlasten.
Trotz der furchtbaren Hitze machten die Truppen der
23. Division bis zum Abend noch weitere Fortschritte.
Das Leibgrenadierregiment 100 nahm 6 Uhr abends die
Waldstücke wesilich der Custonne-Ferme endgültig in Besitz
gegenüber einem starken Feind, der sich von Südwesten her
dauernd verstärkte. 9,45 Uhr abends gelang es dem Leib-
regiment sogar, durch entschlossenen Nachtangriff die be-
berrschende Höhe wesilich von Custonne-Ferme zu stürmen.
Das Infanterieregiment 132 nahm bis zum Abend
die Pimbraux-Ferme, das Schützenregiment los die Höbe
östlich davon. Weiter links kämpfte sich das II. Bataillon
Infanterieregiments 134, das in die Lücke bis zum Gre-
nadierregiment 101 eingeschoben war, noch ein gutes Stück
vorwärts.
Die Truppen der 23. Infanteriedivision ruhten die Nacht
kampfbereit in den eroberten Stellungen.
Das XIX. Armeekorps am 8. September
Die am Feinde stehenden Vortruppen des Korps machten
beim Tagesbeginn übereinstimmend die Wahrnehmung, daß
der feindliche Widerstand nachzulassen scheine. Der all-
gemeine Angriff setzte dementsprechend auf der ganzen
Front schon vor 6 Uhr vormittags mit aller Entschiedenheit
ein. In den ersten Morgenstunden wurde denn auch viel
Gelände nach vorwärts gewonnen.
Bis 8,30 Uhr vormittags erreichte der rechte Flügel
des Korps, die verstärkte 88. Infanteriebrigade, Grenoble=
Ferme. Die Mitte des Korps, die 24. Infanteriedivision,
überschritt die Straße Humbauville— Huiron in ihrem
mittelsten Teile bei Punkt 135 und der linke Flügel des
Korps, die halbe 40. Infanteriedivision, unterstützte leb-
haft das Vorgehen des VIII. Armeekorps auf Courde-
manges, indem die 89. Infanteriebrigade mit ihren In-
fanterieregimentern 133 und 134 in Nichtung auf Chatel-
Naould vordrückte. Ihr Angriff wurde von der Artillerie
auf das wirksamste unterstützt. Die II. Abteilung des Feld-
artillerieregiments 32 mit unterstellten Batterien der Feld-
artillerieregimenter 68 und 77 begleitete den Infanterie-
angriff, zum Teil im Galopp vorgehend, bis ans Ziel.