Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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Mailly an der Straße Sommesous—Mailly. Alle 3 Divi- 
sionen staffelten sich bei ihrem Vorgehen stark nach links. 
Der Bitte des Oberkommandos der zweiten Armee (an 
9,45 Uhr vormittags), „mit allen Kräften zur Erleichterung 
der zweiten Armee nach Westen einzuschwenken“, konnte 
angesichto der direkt gegenüberstehenden starken feindlichen 
Kräfte, die zunächst erst bewältigt werden mußten, noch 
nicht gleich entsprochen werden. 
Bi# 11 Uhr vormittags wurde von der 24. Reservedivision 
Euvy genommen, die Garde stand rechts davon, in gleicher 
Höhe mit der 24. Reservedivision, in sichtlich vorwärts- 
schreitendem Angriffskampf. 
11,5 Uhr vormittags ersuchte die zweite Armee noch- 
mals um das unterstützende Eingreifen der rechten Gruppe 
in westlicher Richtung. Daraufhin befahl der General d. A. 
von Kirchbach den sofortigen Angriff der 24. Reserve- 
division, mit dem linken Flügel an der Windmühlenhöhe 1060, 
4 Kilometer südöstlich von Euvy vorbei über Gourgancon 
gegen die Höhe südwestlich und südlich Gourgangon. Der 
32. Infanteriedivision fiel anschließend der Angriff gegen 
die Höhen südlich des Abschnittes des Mauriennebaches 
zwischen Gourgangon und Semoine zu. 
12 Uhr mittags meldete der Nachrichtenoffizier bei der 
24. Reservedivision, daß die 2. Garde-Infanteriedivision 
jetzt mit aller Kraft nach Westen vorginge. Darauphin 
befahl General d. A. von Kirchbach, daß sich die 24. Reserve- 
division und die 32. Infanteriedivision nach Erreichen der 
befohlenen Linie mit aller Kraft dem Angriff der Garde 
nach Westen anschließen sollten. 
Zwei vom Oberkommando der dritten Armee zur Ver- 
fügung gestellte Flieger leisteten bei der Ermittelung der 
feindlichen Artilleriestellungen wertvolle Dienste. 
Der Angriff war auf der ganzen Linie im guten Vor- 
wärtsschreiten. Auch bei der 32. Infanteriedivision, die 
durch feindliche Artillerie sehr zu leiden hatte, war der 
Erfolg sichtlich. Zahlreiche Gefangene wurden eingebracht. 
Die 23. Reservedivision 
Mailly wurde von der Abteilung v. Kiesenwetter 
(Seite 95), verstärkt durch die 12. Reservejäger, bereits 
am Morgen genommen. 
Der Feind wich, in seiner Widerstandskraft sichtlich 
gebrochen, über die Waldhöhen hinunter nach dem breit 
in einer Mulde gelagerten Dorf Salon. 
Die 23. Reservedioision erfüllte bis zum Nachmittag ihre 
Tagesaufgabe: Wegnahme der Höhe 179 südlich von 
Mailly. Dort stand sie, den kampfmüden Gegner, die 
französische 9. Kavalleriedivision vor sich, bis zum Nach- 
mittag. Ihr rechter Flügel machte in den Waldstücken 
nordöstlich von Herbisse halt, ihr linker Flügel gelangte 
mit Vortruppen bis Trouan. Letzteres hatte eine von 
der Division nicht geahnte Wirkung. Das französische 
XXI. Korps, das gleichzeitig zum Angriff auf Sompuis 
angesetzt war, hielt wegen der Bedrohung seiner linken 
Flanke von Trouan her die Hälfte seiner Stoßkraft, die 
43. Infanteriedivision, zurück. Infolgedessen verpuffte der 
französüche Angriff auf Sompuis fast wirkungslos. 
Die 23. Reservedivision gab im Verlauf des Tages das 
Reserve-Feldartillerieregiment 24, das bis auf eine Ab- 
teilung von der Maas bic über die Marne mit ühr gekämpft 
hatte, an die 24. Reservedivision zurück und zog das Grenadier= 
Reserveregiment 100, das bei der 32. Infanteriedioision 
die letzten Schlachttage durchgefochten hatte, bis auf das 
halbe II. Bataillon wieder heran. Sie verfügte heute sogar 
über eine 21-em-Mörserbatterie des Fußartillerieregiments 3. 
Wäre an ihrer Statt doch die längst der dritten Armee ver- 
sprochene Kavalleriedivision dagewesen, als geflügeltes Bajo- 
nett, um Schrecken und Verwirrung in die offenen Flanken 
zweier französischen Armeen zu tragen! 
Wohin würde weiterer Befehl die 23. Reservedivision 
führen? Jetzt stand sie 20 Kilometer hinter der anfänglichen 
Feindesfront als Zünglein in der Wage der Entscheidung 
der Völkerschlacht. Um s Uhr nachmittags kam der Befehl, 
aber er lautete so ganz anders, als Angriffosdrang und 
Siegwille der Sachsen erwarteten. 
Linke Gruppe. 23. Infanteriedivision 
Bei der linken Gruppe der Armee hatte sich die Schlacht 
währenddem wie folgt entwickelt: Schon vom frühen Mor- 
gen ab bedeckte der Feind die 23. Infanteriedivision mit 
lebhaftem Artilleriefeuer. Trotzdem setzte die Division am 
Vormittag die Angriffsbewegung fort. Sie hatte erhebliche 
Verluste, da das feindliche Artilleriefeuer bis zum Mittag 
ungeschwächt anhielt. 
ie für heute gebildete Divisionsreserve — Jäger- 
bataillon 11 und Leib-Grenadierregiment 100 — wurde 
bereits sdo Uhr vormittags eingesetzt, und zwar im all- 
gemeinen südwestlich von Sompuis. 
In dem dortigen schwierigen Waldgelände wurde den 
ganzen Tag über mit wechselndem Erfolg gekämpft. Die 
über die feindliche Infanterie errungenen Vorteile konnten 
infolge des überlegenen feindlichen Artilleriefeuers nicht 
ausgenutzt wurden. Durchweg aber wurden die gewonnenen 
Stellungen behauptet. 
Gegen Mittag wurde eine starke, etwa auf eine Infanterie= 
division geschätzte feindliche Kolonne von Trouan, 12,30 Uhr 
nachmittags eine weitere französische Infanteriekolonne von 
Les Essertes-Ferme im Vorgehen in nördlicher Richtung 
festgestellt. Unter diesen Umsländen und mit Rüäcksicht 
auf die eigene Truppe, die im Anschluß an die äußerst 
anstrengende Marschtätigkeit seit nunmehr drei Tagen fast 
ununterbrochen im Kampfe stand, und deren Zahlenstärke 
nicht unbeträchtlich geschwächt war, sah die 23. Infanterie- 
division von einer weiteren Fortsetzung des Angriffs zu- 
nächst ab. Die Korpsreserve wurde der Division zur Abwehr 
des erwarteten Gegenstoßes zur Verfügung gestellt. 
Der vom Gegner beabsichtigte Vorstoß unterblieb aber, 
anscheinend unter dem Eindruck des Vorgeheno der 23. Re- 
servedivision auf Mailly. 
Im Laufe des Nachmittags ließ das feindliche Artillerie= 
feuer merklich nach. Es wurde erwogen, bei Einbruch 
der Dämmerung den Angriff wieder aufzunehmen. 
XIX. Armeekorps 
Auch beim XIX. Armeekorps hatte sich die Gesamtlage 
am 9. September sehr erfreulich ausgestaltet. Bereits 
6,30 Uhr vormittags begann auf der ganzen Front des 
XIX. Armeekorps der Artilleriekampf von neuem. Die 
Infanterie des XIX. Armeekorps hielt unter dem sich 
immer verstärkenden Feuer der schweren französischen Artil= 
lerie mühelos ihre Stellungen. Die 88. Infanteriebrigade 
setzte ihre Vorwärtsbewegung von Grenoble-Ferme nach 
dem nächsten Gehölz erfolgreich fort. Die ganze Front der 
24. Infanteriedivision hielt unerschüttert stand. Der auf 
dem linken Flügel des Korps kämpfenden 89. Infanterie- 
brigade wurde sogar Ablösung durch eine Division des 
VIII. Armeekorps der vierten Armee in Aussicht gestellt. 
Seit 4,30 Uhr nachmittags wurde das feindliche Artil= 
leriefeuer merkliech schwächer. Die feindliche Infanterie 
wagte sich nicht mehr ungedeckt zu zeigen. 
Der Rückzugsbefehl 
Bei dem Oberkommando der dritten Armee bestand auf 
Grund der zuversichtlichen Truppenmeldungen durchaus 
die Hoffnung, es werde die Offensive der dritten Armee 
dem rechten Flügel der zweiten Armee die erbetene Ent- 
lastung bringen. Der Oberbefehlshaber der dritten Armee
	        
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