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Mailly an der Straße Sommesous—Mailly. Alle 3 Divi-
sionen staffelten sich bei ihrem Vorgehen stark nach links.
Der Bitte des Oberkommandos der zweiten Armee (an
9,45 Uhr vormittags), „mit allen Kräften zur Erleichterung
der zweiten Armee nach Westen einzuschwenken“, konnte
angesichto der direkt gegenüberstehenden starken feindlichen
Kräfte, die zunächst erst bewältigt werden mußten, noch
nicht gleich entsprochen werden.
Bi# 11 Uhr vormittags wurde von der 24. Reservedivision
Euvy genommen, die Garde stand rechts davon, in gleicher
Höhe mit der 24. Reservedivision, in sichtlich vorwärts-
schreitendem Angriffskampf.
11,5 Uhr vormittags ersuchte die zweite Armee noch-
mals um das unterstützende Eingreifen der rechten Gruppe
in westlicher Richtung. Daraufhin befahl der General d. A.
von Kirchbach den sofortigen Angriff der 24. Reserve-
division, mit dem linken Flügel an der Windmühlenhöhe 1060,
4 Kilometer südöstlich von Euvy vorbei über Gourgancon
gegen die Höhe südwestlich und südlich Gourgangon. Der
32. Infanteriedivision fiel anschließend der Angriff gegen
die Höhen südlich des Abschnittes des Mauriennebaches
zwischen Gourgangon und Semoine zu.
12 Uhr mittags meldete der Nachrichtenoffizier bei der
24. Reservedivision, daß die 2. Garde-Infanteriedivision
jetzt mit aller Kraft nach Westen vorginge. Darauphin
befahl General d. A. von Kirchbach, daß sich die 24. Reserve-
division und die 32. Infanteriedivision nach Erreichen der
befohlenen Linie mit aller Kraft dem Angriff der Garde
nach Westen anschließen sollten.
Zwei vom Oberkommando der dritten Armee zur Ver-
fügung gestellte Flieger leisteten bei der Ermittelung der
feindlichen Artilleriestellungen wertvolle Dienste.
Der Angriff war auf der ganzen Linie im guten Vor-
wärtsschreiten. Auch bei der 32. Infanteriedivision, die
durch feindliche Artillerie sehr zu leiden hatte, war der
Erfolg sichtlich. Zahlreiche Gefangene wurden eingebracht.
Die 23. Reservedivision
Mailly wurde von der Abteilung v. Kiesenwetter
(Seite 95), verstärkt durch die 12. Reservejäger, bereits
am Morgen genommen.
Der Feind wich, in seiner Widerstandskraft sichtlich
gebrochen, über die Waldhöhen hinunter nach dem breit
in einer Mulde gelagerten Dorf Salon.
Die 23. Reservedioision erfüllte bis zum Nachmittag ihre
Tagesaufgabe: Wegnahme der Höhe 179 südlich von
Mailly. Dort stand sie, den kampfmüden Gegner, die
französische 9. Kavalleriedivision vor sich, bis zum Nach-
mittag. Ihr rechter Flügel machte in den Waldstücken
nordöstlich von Herbisse halt, ihr linker Flügel gelangte
mit Vortruppen bis Trouan. Letzteres hatte eine von
der Division nicht geahnte Wirkung. Das französische
XXI. Korps, das gleichzeitig zum Angriff auf Sompuis
angesetzt war, hielt wegen der Bedrohung seiner linken
Flanke von Trouan her die Hälfte seiner Stoßkraft, die
43. Infanteriedivision, zurück. Infolgedessen verpuffte der
französüche Angriff auf Sompuis fast wirkungslos.
Die 23. Reservedivision gab im Verlauf des Tages das
Reserve-Feldartillerieregiment 24, das bis auf eine Ab-
teilung von der Maas bic über die Marne mit ühr gekämpft
hatte, an die 24. Reservedivision zurück und zog das Grenadier=
Reserveregiment 100, das bei der 32. Infanteriedioision
die letzten Schlachttage durchgefochten hatte, bis auf das
halbe II. Bataillon wieder heran. Sie verfügte heute sogar
über eine 21-em-Mörserbatterie des Fußartillerieregiments 3.
Wäre an ihrer Statt doch die längst der dritten Armee ver-
sprochene Kavalleriedivision dagewesen, als geflügeltes Bajo-
nett, um Schrecken und Verwirrung in die offenen Flanken
zweier französischen Armeen zu tragen!
Wohin würde weiterer Befehl die 23. Reservedivision
führen? Jetzt stand sie 20 Kilometer hinter der anfänglichen
Feindesfront als Zünglein in der Wage der Entscheidung
der Völkerschlacht. Um s Uhr nachmittags kam der Befehl,
aber er lautete so ganz anders, als Angriffosdrang und
Siegwille der Sachsen erwarteten.
Linke Gruppe. 23. Infanteriedivision
Bei der linken Gruppe der Armee hatte sich die Schlacht
währenddem wie folgt entwickelt: Schon vom frühen Mor-
gen ab bedeckte der Feind die 23. Infanteriedivision mit
lebhaftem Artilleriefeuer. Trotzdem setzte die Division am
Vormittag die Angriffsbewegung fort. Sie hatte erhebliche
Verluste, da das feindliche Artilleriefeuer bis zum Mittag
ungeschwächt anhielt.
ie für heute gebildete Divisionsreserve — Jäger-
bataillon 11 und Leib-Grenadierregiment 100 — wurde
bereits sdo Uhr vormittags eingesetzt, und zwar im all-
gemeinen südwestlich von Sompuis.
In dem dortigen schwierigen Waldgelände wurde den
ganzen Tag über mit wechselndem Erfolg gekämpft. Die
über die feindliche Infanterie errungenen Vorteile konnten
infolge des überlegenen feindlichen Artilleriefeuers nicht
ausgenutzt wurden. Durchweg aber wurden die gewonnenen
Stellungen behauptet.
Gegen Mittag wurde eine starke, etwa auf eine Infanterie=
division geschätzte feindliche Kolonne von Trouan, 12,30 Uhr
nachmittags eine weitere französische Infanteriekolonne von
Les Essertes-Ferme im Vorgehen in nördlicher Richtung
festgestellt. Unter diesen Umsländen und mit Rüäcksicht
auf die eigene Truppe, die im Anschluß an die äußerst
anstrengende Marschtätigkeit seit nunmehr drei Tagen fast
ununterbrochen im Kampfe stand, und deren Zahlenstärke
nicht unbeträchtlich geschwächt war, sah die 23. Infanterie-
division von einer weiteren Fortsetzung des Angriffs zu-
nächst ab. Die Korpsreserve wurde der Division zur Abwehr
des erwarteten Gegenstoßes zur Verfügung gestellt.
Der vom Gegner beabsichtigte Vorstoß unterblieb aber,
anscheinend unter dem Eindruck des Vorgeheno der 23. Re-
servedivision auf Mailly.
Im Laufe des Nachmittags ließ das feindliche Artillerie=
feuer merklich nach. Es wurde erwogen, bei Einbruch
der Dämmerung den Angriff wieder aufzunehmen.
XIX. Armeekorps
Auch beim XIX. Armeekorps hatte sich die Gesamtlage
am 9. September sehr erfreulich ausgestaltet. Bereits
6,30 Uhr vormittags begann auf der ganzen Front des
XIX. Armeekorps der Artilleriekampf von neuem. Die
Infanterie des XIX. Armeekorps hielt unter dem sich
immer verstärkenden Feuer der schweren französischen Artil=
lerie mühelos ihre Stellungen. Die 88. Infanteriebrigade
setzte ihre Vorwärtsbewegung von Grenoble-Ferme nach
dem nächsten Gehölz erfolgreich fort. Die ganze Front der
24. Infanteriedivision hielt unerschüttert stand. Der auf
dem linken Flügel des Korps kämpfenden 89. Infanterie-
brigade wurde sogar Ablösung durch eine Division des
VIII. Armeekorps der vierten Armee in Aussicht gestellt.
Seit 4,30 Uhr nachmittags wurde das feindliche Artil=
leriefeuer merkliech schwächer. Die feindliche Infanterie
wagte sich nicht mehr ungedeckt zu zeigen.
Der Rückzugsbefehl
Bei dem Oberkommando der dritten Armee bestand auf
Grund der zuversichtlichen Truppenmeldungen durchaus
die Hoffnung, es werde die Offensive der dritten Armee
dem rechten Flügel der zweiten Armee die erbetene Ent-
lastung bringen. Der Oberbefehlshaber der dritten Armee