140
Gefangenen und Feldzeichen hat der an und in den Vogesen
vorgehende linke Flügel bereits 150 Geschütze erbeutet.“
Der 8. Kavalleriedivision fiel dabei für den 22. August
die Aufgabe zu, über Moncel in Richtung auf St. Nicolas
vorzugehen und eine zwischen dem III. und II. bayerischen
Armeekorps entstandene Lücke auszufüllen. Sie erreichte
spät abends Moncel. Das fortgesetzte Biwakieren und die
langen Märsche in dem bergigen Gelände mit dem steinigen
Boden brachten die Kräfte der Pferde immer mehr her-
unter. Kavalleristische Erfolge waren gegenüber den starken
feindlichen Stellungen mit ihrer aufmerksamen, weit über
* Kilomcter wirkenden Feldartillerie so gut wie ausgeschlossen.
Am 23. August fand die Division Ruhe. Tags darauf er-
reichte sie dicht hinter dem XXI. Armeekorps, das den Feind
vor sich hertrieb, mittags Luneville, sich langsam auf den
mit Truppen und Fahrzeugen bedeckten Bergstraßen vor-
arbeitend. Sie wurde munmehr gegen die linke feindliche
Flanke über Domptail und Ménil vorgezogen, um dem
Gegner den Abmarsch nach Süden zu verlegen. Es gelang
ihr auch, durch die vorwärtsstrebenden Kolonnen des XXlI.
und I. bayerischen Armeekorps sich durchzuwinden und an
den Feind zu kommen. Sie kämpfte bis zur Dunkelheit
erfolgreich südlich Domptail und nächtigte daselbst.
Am 25. August wurde der Feind durbh frisch eingetroffene
starke französische Kräfte aufgenommen. Das XXI. Armee-
korps setzte trotzdem wacker den Angriff fort. Am 25. und
26. hielt die 8. Kavalleriedivision im Verein mit der baye-
rischen Kavalleriedivision die Höhen von Fonteny (östlich
Domptail) im Fußgefecht. Da traf am 26. August 1,45 Uhr
nachmittags bei der 8. Kavalleriedivision der Befehl ein,
sofort in die Gegend nordöstlich von Luneville abzurücken.
Nach mühseligem Rückmarsch, fortwährend durch Truppen
und Wagenzüge, die nach vorwärts strebten, unterwegs
aufgehalten, erreichten die Brigaden der 8. Kavalleriedivi-
sion erst nach 1 Uhr nachts ihre Marschziele, Bouviller
nördlich und Croismare östlich von Luneville. Die Reiter
verbrachten den Rest der Nacht bei den gesattelten Pferden
an der Straße. Seit 48 Stunden hatte nicht ordnungsmäßig
getränkt werden können. Verpflegung und Hafer waren
seit vier Tagen äußerst knapp.
Inzwischen war die sechste Armee des Kronprinzen von
Bayern bei der Verfolgung in Lothringen von neuen, starken
Kräften aus dem großen, befestigten Lager von Nancy und
aus südlicher Richtung angegriffen worden. Dank unserm
treulosen Verbündeten Italien, das bei Kriegsbeginn ganz
offen alle seine Truppen von der französischen Grenze nach
der österreichischen Grenze beschleunigt überführt hatte,
konnten die Franzosen wagen, ihre letzten Reserven gleich
in die erste Entscheidung des Völkerringens einzusetzen. Wir
haben bei der Marneschlacht gesehen, wie dieser Umstand
dort zum Aufgeben der großen Offensive der Deutschen
führte. Auch an der Lothringer Front verhinderte der gleiche
Umstand eine weitere Ausnutzung der großen Augustsiege.
Der Kronprinz von Bayern sah nach einer Reihe schwerer,
aber siegreicher Kampftage von weiteren Angriffen auf
die seit langen Jahren mit allen Mitteln vorbereitete fran-
zösische Aufnahmestellung östlich und nordöstlich von Nancy
ab und führte zu derselben Zeit, wie die deutschen Armeen
1—3 über die Marne zurückgingen, sein ungeschwächtes
Heer nach dem Grenzgebiet zurück, voller Hoffnung, den
Feind zum Nachfolgen damit verleiten zu können.
Während zunächst der rechte Flügel der Armee zurückge-
nommen wurde, erhielt das höhere Kavalleriekommando 3
mit der 7. und 8. Kavalleriedioision sowie der inzwischen
eingetroffenen Gardeersatzdivision den Schutz der rechten
Flanke der Armee zugewiesen. Die 8. Kavalleriedivision
hatte auf dem äußersten rechten Flügel wieder den Delmer
Rücken zu halten und sollte sich dort eingraben. Noch ehe
zu diesem Zweck in den umliegenden Ortschaften Hand-
werkszeug beigetrieben war, wurde die Division am 29. Au-
gust durch die 7. Kavalleriedwision abgelöst und zurück-
gezogen.
Am 3o. August traf bei der Division die Weisung ein,
sich auf den Abtransport mit unbekanntem ziel vorzube-
reiten. Der erste Abschnitt der Tätigkeit der Division fand
hiermit seinen Abschluß, ohne daß die erwartete Begegnung
mit der feindlichen Heereskavallerie erfolgt war. Von die-
ser wurden vier Kavalleriedivisionen auf dem südlichen
Teile des westlichen Kriegoschauplatzes vermutet, aber nur
ein einziges Mal eine französische Kürassierpatrouille ge-
sehen. Die Ergebnisse der Fernaufklärung waren gering;
einzelne Patroulllen waren wohl über die Mosel gekommen,
dann aber durch die starke Besatzung der Grenze aufge-
rieben worden. Immerhin war festgestellt worden, daß
sich Mitte August die feindlichen Kräfte mehr nach Süden
verschoben. Die beiderseitigen Grenzschutzkräfte standen sich
auf der ganzen Lothringer Front dicht gegenüber, dahinter
hatten die Franzosen auf den Bergkegeln des Mont-Mousson,
Mont-Saint-Jean, Mont-Toulon, Grand-Mont — sämtlich
im Aufklärungsstreifen der 8. Kavalleriedivision — stark
ausgebaute Stellungen mit weittragenden Geschützen an-
gelegt, so fehlte für große Kavalleriekörper Naum und
Ziel. Die 8. Kavalleriedivision verließ als erste diesen Kriegs-
schauplatz, die 7. Kavalleriedivision bald darauf.
Die Marschleistungen der Division waren infolge der wie-
derholt wechselnden Aufgaben sehr erhebliche gewesen, sie
hatten neben der großen Hitze in den ersten 14 Tagen
und den daran anschließenden häufigen Regenbiwaks die
Pferde stark mitgenommen. Durch das viele Traben auf den
Lothringer Basaltstraßen war großer Verbrauch an Eisen
eingetreten.
Am 31. August wurde dann die Division innerhalb von
vier Stunden auf vier Stationen, Peltre, Courcelles, Re-
milly und Falkenberg, verladen. Hoch oben in Osipreußen
beim Generaloberst von Hindenburg werden wir sie wieder-
sehen.