Weitere Nachhuten des XIV. Reservekorps hielten am
11. September noch Raon l'Etape und Baccarat. Die
Loslösung vom Feinde hatte sich auf der ganzen Meurthe-
front ohne wesentliche Einwirkung durch den Feind voll-
zogen, das Korps-Hauptquartier war an diesem Tage nach
Badonviller gelangt.
Am folgenden Tage marschierte nunmehr auch das
XIV. Armeekorps von der Meurthe bei Raon l'Etape über
Blämont bis zur Landesgrenze um Riringen zurück. Es
bielt sich dabei im allgemeinen westlich des XIV. Reserve-
korps, dieses also feindwärts deckend. Das XIV. Reserve-
korpo erreichte Lörchingen (Korpohauptquartier), seine Divi-
sionen gingen zunächst bis hinter die Vezouse zurück, die bei
feindlichem Angriff gehalten werden sollte.
Auf dem rechten Flügel des Korps kam die 19. Ersatzdivi-
sion zu stehen, Gros St. Georg, Nachhut an der Vezouse von
Blämont bis vorwärts von Frémonville, nach links anschlie-
ßend an die 28. Neservedivision und weiterhin an die 26. Re-
servedivision des eigenen XIV. Reservekorps, während rechts
von der Division das XIV. Armeekorps Aufstellung nahm.
Noch weiter südlich hatte das XV. Reservekorps — Korpe
v. Eberhardt —, das an der Meurthe links vom XIV. Re-
servekorps gekämpft hatte, am Donon eine feste Stellung
bezogen, die im späteren Verlauf des Kriegs festungs-
ähnlich ausgebaut worden ist.
Die Truppen erreichten nicht ohne neue Marschhemmun-
gen, meist erst bei Nacht die neue Unterkunft. Der Feind
war nur ganz vorsichtig gefolgt und hatte mit Patrouillen
bis zur Meurthe vorgefühlt. In Blämont erreichte der erste
Nachersatz die Division, es waren zwei Kompagnien, ent-
sandt vom stellvertretenden Generalkommando Xll.
Das XIV. Reservekorps erhielt die Linie Avricourt—Blä-
mont—Cirey zur Verteidigung angewiesen. So machten
sich neue Verschiebungen innerhalb des Korps nötig. Der
19. Ersatzdivision wurde der Abschnitt Avricourt—Blämont
übertragen, rechts hatte sie Anschluß an das XIV. Armee-
korps bei Leintrey, nach links an die 28. Reservedivision. Di-
visionsstabsquartier der 19. Ersatzdivision wurde Folkringen.
Regnerisches Herbstwetter setzte ein, die Wege wurden
grundlos, die kaum ausgehobenen Schützengräben füllten
sich alsbald mit Wasser. Unausbleibliche Verschiebungen
in der Gesamtfront führten am 16. September zur Aus-
dehnung des Divisionsabschnittes nach rechts hin bis zum
Rhein—Marnekanal, dort schloß an Stelle des abgerückten
XIV. Armeekorps die Gardeersatzdivision an, nach links
wurde ein Teil der bisherigen Stellung der 19. Ersatz-
division von der 28. Reservedivision übernommen.
An die Spitze des XIV. Reservekorps trat am 16. Sep-
tember der bisherige Generalquartiermeister v. Stein. Schon
am nächsten Tage rückte auch das XIV. Reservekorps zur
anderweitigen Verwendung ab. Der 19. Ersatzdivision
wurde die Stellung vom Weiher von Gondrexange bie Hessen
hinter dem Rhein —Marnekanal übertragen, welche bereits
zum Teil durch Landsturmarbeiter ausgebaut worden war.
Die Division trat damit zu der Armeeabteilung von
Falkenhausen über. Dieser fiel der Abschnitt von Metz bis
Straßburg zu, infolge der mehrerwähnten völligen Um-
gruppierung des Westheeres, welche während der Marne-
schlacht noch vor Mitte des Septemer eingeleitet worden
war. Das Oberkommando der Armeeabteilung befand sich
zunächst in Mörchingen.
Rechts von der 19. Ersaßdivision bildeten entlang der
Lothringer Grenze das Ersatzkorps (s. und 10. Ersatzdivision)
und das I. bayerische Reservekorps, dann das Korps v. Twar-
dowsbi (Gardeersatzdivision, 60. Landwehrinfanteriebrigade
und §. bayerische Landwehrbrigade) die Hauptkampffront
der neuen Armecabteilung von Falkenhausen. Der 19. Ersatz-
division blieb die Verteidigung der Stellung entlang der
Hessener Höhen anvertraut. Sie hatte außerdem St.-Quirin
Sacssen in grosßer Zeit. Band II
145
zur Verbindung mit dem Korps v. Eberhardt am Donon
zu besetzen und die Straße über Alberschweiler zu sichern.
Die Kanalbrücken zwischen Moussey und Hessen sollten für
späteres Vorgehen offen gehalten werden.
Der Feind war nur mit schwachen, vorsichtig vorfühlenden
Abteilungen vor der neuen Armeefront erschienen. Gegen
ihn wurden mehrfach größere Erkundungsunternehmungen
durchgeführt, wobei die jungen Truppen aller Waffen ihre
von Tag zu Tag zunehmende Kriegstüchtigkeit und ihr
wachsendes Bewußtsein der eigenen Uberlegenheit gegen-
über dem Feinde erwiesen.
Imerhalb der Front der 19. Ersatzdivision fiel der
47. Ersatzbrigade der rechte Teil der Stellung zu, sie schloß
am Weiher von Gondrerange an die s. bayerische Landwehr-
brigade an; der 45. Ersatzbrigade war die Höhenstellung
nördlich von Hessen anvertraut. Der Divisionsstab nahm
Quartier in Imlingen.
Die folgende Zeit wurde zur Verstärkung der Stellung,
wobei trotz Dauerregens die „Schipper“, die im ganzen
Kriegsverlauf bewährten Landsiurmarbeiter, in ihrer leichten
Bekleidung aufopfernd fleißig halfen, und zum wirtschaft-
lichen Ausbau der Division mit vollstem Eifer ausgenuzt.
Der Gesamtverlust des ersten Kriegsmonats betrug an
Toten 387, an Verwundeten 982, an Vermißten 396, an
Kranken 372, also zusammen 3137. Dafür waren bisher
bereits eingetroffen an Ersatz 19 Offiziere, 23 Unteroffi-
ziere und 1181 Mann, zusammen 1223.
Da der Feind anscheinend nur schwache Kräfte vor der
deutschen Lothringenfront stehen hatte, bielt ihn die Armee-
abteilung von Falkenhausen durch Vortäuschen von An-
griffen fortgesetzt in Atem und erreichte dadurch, daß der
Feind nach und nach immer stärkere Kräfte auf diese
Nebenfront verwendete.
Auch die 19. Ersatzdivision erhielt am 19. September
die Erlaubnis, mit ihren Vortruppen bis zum Vezousebach
vorzustoßen, während rechts von ihr das Korps Twar-
dowski auf und über Riringen vorging. Noch am 19. Sep-
tember erreichte die 47. Ersatzbrigade die Gegend von
Ibingen, die Vortruppen Gogney, die 45. Ersatzbrigade
gleichzeitig Hattingen, mit den Vortruppen Tanconville und
Bertrambois. Der Divisionsstab ging nach St. Georg.
Feindliche Kavalleriepatrouillen waren überall ausgewichen.
Auch vor dem rechten Flügel war der Feind kampflos
zurückgegangen. Dagegen hatte er während der Nacht die
Stellung des Korps v. Eberhardt angegriffen, war aber
am Spitzenberg westlich des Donon und im Plainetal blutig
abgewiesen worden.
Am 2o. September setzte die Armeeabteilung die Vor-
wärtöbewegung fort. Die 19. Ersatzdivision erreichte mit
der 47. Ersatzbrigade Blämont und mit der 45. Ersatzbrigade
Cirey ohne Kampf. Ihre Sicherungen sianden nunmehr von
Amenoncourt, vonwo aus Verbindung mit dem Korpsv. Twar-
dowski gehalten wurde, östlich an Autrepierre vorbeiüber Har-
bouey bis Petitmont. Divisionsstabsquartier wurde Blämont.
Vor dem rechten Armeeflügel hatte der Gegner das
östliche Seilleufer geräumt, das nunmehr deutscherseits be-
setzt wurde. Am 21. September setzte sich die Mitte der
Armeeabteilung, das Korps v. Twardowski, in den Besitz
der Linie Lagarde —Gondreron und klärte durch häufige
Vorstöße gegen die Nordostecke des Waldes von Parroy auf.
Die 19. Ersatzdivision setzte an diesem Tage ihren Vor-
marsch in zwei Kolonnen fort. Am Abend war die 47. Er-
satzbrigade im Besictg der Linie Domsvre—Anceroille, die
45. Ersatzbrigade, welche hierbei 20 Gefangene machte, be-
setzte Neuviller und Badonviller. Weiter südlich war das
Korps v. Eberhardt von Luvigny aus Plaine abwärts vor-
gegangen. Dazwischen sperrte aber noch Feind in der Gegend
von Celles die Verbindung der 19. Ersatzdivision mit dem
Dononkorps. Der Feind war vor der 47. Ersatzbrigade
10