Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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noch dieser Brigade unterstellt, und weiterhin die 51. Re- 
servedivision (XXVI. Reservekorps) östlich Wallemolen an. 
Das schlechte Wetter und das feindliche Feuer gegen die 
teils eingesunkenen, teils voll Wasser stehenden Kampf- 
gräben forderten täglich Opfer; so betrugen z. B. die Ver- 
luste vom 6. bis 8. Dezember, ohne daß ein Gefecht in 
dieser Zeit stattgefunden hatte, immerhin 19 Tote und 
54 Verwundete. Der Feind verfügte über zahlreiche Scharf- 
schützen, welche mit Fernrohrbüchsen selbst durch die Schieß- 
luken der Stahlblenden auf 80 bis loom ihr Ziel trafen. 
Am 9. Dezember besuchte S. M. der König zum ersten 
Male das XXVII. Reservekorps in Moorslede. Am nächsten 
Tage trafen die ersten Wiedergenesenen aus den Oktober- 
kämpfen ein, bei Reserveinfanterieregiment 241 beispiels- 
weise 88 Mann, bei Reserveinfanterieregiment 242 sogar 
149 Mann und 30 Reservejäger 25, gewiß ein glänzendes 
Zeugnis für den vorzüglichen Geist, welcher die Mann- 
schaften beseelte. 
Mit aller Tatkraft wurde der Kampf gegen das Wasser 
aufgenommen, das sich als ein immer heimtückischer und 
unheimlicher wirkender Feind offenbarte. Pumpmaschinen 
wurden eingestellt, und das Grabenwasser wurde zum Feinde 
binübergeleitet. Hinter der vorderen Stellung entsiand nach 
und nach eine zweite Stellung auf dem Höhenzug südwest- 
lich von Passchendaele. Schwere Artillerie und Minenwerfer 
vervollständigten die Kampfmittel. Hinter der Front wurde 
für bessere Unterkunft gesorgt. Ganze Barackenlager ent- 
standen dort binnen kurzer Zeit. 
Am 31. Dezember trafen wieder starke Ersatzabteilungen 
ein. Der bis zum Schluß den sächsischen Truppenteilen 
zugeführte Ersatz ist aus der Zusammensiellung am Schlusse 
ersichtlich. 
Der Traum der jungen deutschen Reservekorps, mit dem 
sie in den Herbstfeldzug in Flandern, zu jedem Opfer bereit, 
gezogen waren, hatte sich gewiß nicht erfüllt. Es war nicht 
geglückt, den Westfeldzug durch entschlossenes Vorstürmen 
bis zur Kanalküste noch im Jahre 1914 zu beenden. Aber 
Herrliches war erreicht. Der stark überlegene Feind war 
in die Verteidigung auf die engumschlossene Ypernfront 
zurückgedrückt worden. 25 deutsche Divisionen hielten hier 
40 feindliche fest und ermöglichten es der deutschen Heeres- 
leitung, die nötigen Kräfte für den Russenbezwinger, den 
Generalfclomerschell v. Hindenburg, fre zumachen, um im 
November und Dezember die russische Dampfwalze zum 
Zurückrollen zu bringen. 
Mit Recht hebt die Darstellung des Generalstabs des 
Feldheeres in „der Schlacht an der Dser und bei Ypern 
im Herbst 1914“ besonders hervor (Seite 97): „Der 
eiserne Panzer, den wir im Oktober und November um 
Dpern legten, hat stets die Engländer gedrückt. Unsere See- 
stellung an der belgischen Küste erschien unseren Vettern 
jzenseits des Kanals als drohendes Gespenst, dessen Schatten 
auf die britischen Inseln und besonders auf den Wechsel- 
verkehr zwischen England und Frankreich siel. Sich von 
ihm zu befreien, machten die Engländer dauernde An- 
strengungen.“ So ist vor Dpern die Front nie ruhig ge- 
worden. Der Tod von Dpern verlangte auch nach dem 
Abflauen der ersten Opernschlacht fortgesetzt neue Opfer. 
Aber alle Angriffe des Feindes erstickten in Blut und 
Sumpf vor den Stellungen der deutschen „Kinderkorps“, 
die dabei aus jungbegeisterten Kriegsfreiwilligen zu un- 
erschütterlichen Feldsoldaten heranreiften, als welche wir 
sie in der neuen Dpernschlacht im Frühjahr 1915 wieder- 
sehen werden. 
Das XII. Armcekorps, XIX. Armcekorps und XlI. Reservekorps bis zum Jahresschluß 1014 
Um die Geschichte der Sachsen auf der Wesifront im ersten 
Kiicgejahr zu Ende zu fuhren, joll noch kurz der Ereignisse 
bei den 3 Sachsenkoips vor Jahresschluß gedacht werden. 
Das XII. Armeckorps an der Aisne 
Das XII. Armeekorps hatte bis Anfang Öktober 1914 
die Stellung an beiden Ufern der Aisne erobert, welche 
es von da ab in unerschütterlicher Standhaftigkeit bis 
zum Frühjahr 1917 festgehalten hat. 
Bereits am §. Oktober machten die Franzosen den 
ersten Infanterievorstoß dagegen. Sie verloren dabei 
20 Gefangene von der 2. Infanteriedivision des I. Armee- 
korpo. Man erfuhr, daß die französischen Kompagnien 
bis auf 150 Mann wieder aufgefüllt seien. Am 12. Ok- 
tober wiederholte die feindliche Infanterie den Angriff 
gegen die Stellung des Infanterieregiments 177 auf den 
Höhen los und 91 und später auch gegen Infanterie= 
regiment 103 südlich der Höhe 100. Erstere Höhen bildeten 
von da ab fast drei Jahre lang die Brennpunkte feind- 
licher Unternehmungen und sind stets im festen Besitz 
der Sachsen bezw. der später an ihre Stelle getretenen 
Deutschen geblieben. 
Am 12. Oktober warf das I. Bataillon Infanterie- 
regiments 177 unter Haupimann Graf Bitzthum v. Eck- 
städt den bereits überraschend in die Stellung eingebrochenen 
Feind in energischem Gegenangriff zurück. Auch am 
13. Oktober setzte der Feind einzelne Vorsiöße an. Sie 
wurden siets durch sehr heftiges Arnilleriefeuer eingeleitet. 
Aber die eingesetzte französische Infamerie, z. B. bei 
Höhe 108 in Stärke von deei Bataillonen, raffte sich 
nicht zu voller Energie auf. 
Am 19. Oktober wurde das biöherige rechte Nachbar- 
korps (XV. Armeekorps) zu anderweitiger Verwendung 
aus der Front herausgezogen. Das XlI. Armeekorps mußte 
dessen Abschnitt mit übernehmen und gab dafür den süd- 
östlich der Aisne gelegenen Teil seiner Stellung an das 
X. Armeekorps ab. 
Zur Deckung des beträchtlich vergrößerten Abschnittes 
wurden dem Korps die 25. Landwehrbrigade, das Jäger- 
bataillon 14, eine halbe 7. Batterie Fußartillerieregiment 9 
und drei Kompagnien des Pionierregiments 31 unterstellt, 
während die halbe 8. Batterie Fußartillerieregiments 9 an 
das X. Armeekorps abgegeben wurde. 
Emsig wurde von allen Stellen an der Wiedererlangung 
der vollen Schlagfertigkeit gearbeitet. Neue Kampfmittel 
wurden den Truppen zur Verfügung gestellt, so Minen- 
werfer und Brandminen, welche in dem unübersichtlichen 
Waldgelände bei La Ville-aux-Bois in der Folgezeit vor- 
treffliche Dienste leisteten. 
Am 22. Oktober und dann nochmals am 10. Dezember 
begrüßte Se. Majestät der König Abteilungen des 
XII. Armeekorps auf dem Siegesfeld von Juvincourt. 
Rastlos war inzwischen durch die Truppen an ihren 
Stellungen gearbeitet worden. Das mußte bei der Auf- 
merksamkeit des Gegnero fast durchweg bei Nacht ge- 
schehen. Auch dabei ging es infolge der klaren Luft9, 
welche auch bei Nacht das Schießen ermöglichte, nicht 
ohne Verluste ab. 
Hinter der Front begann eine neuartige, auf den bisberi- 
gen Kriegserfahrungen aufgebaute, besonders sorgfäitige Aus- 
biidung der inzwischen eingetroffenen Ersatzmannschaften. 
Am 14. November kamen zwei deutsche Fremdenlegionäre 
übergelaufen und erzählten, daß viele Fremde, darunter
	        
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