Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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auch 200 Deutsche, bei Kriegsausbruch zwangsweise in 
die Legion eingestellt worden seien. Sie waren vom Lager 
von Mailly mit Kraftwagen bis Pontavert befördert wor- 
den. Die Disziplin sollte viel zu wünschen übrig lassen, 
die Patromillen gingen nicht vor, die Sterblichkeit, be- 
sonders der Afrikaner, sei groß. Die französische Artillerie 
fühle sich sehr der deutschen überlegen, dagegen herrsche 
drüben große Furcht vor der deutschen schweren Artillerie. 
Offigiell würden die unglaublichsten Lügennachrichten ver- 
reitet. 
Mitte November machten sich die neuen französischen 
Kampfflieger mit Panzerschutz und Maschinengewehraus- 
rüsiung zum ersten Male bemerkbar. Sie fielen besonders 
durch ihre vorzügliche Steigfähigkeit und Fluggeschwindig- 
keit auf. 
Bereits Anfang Dezember schoß sich die französische 
schwere Artillerie gegen die Eisenbahn, welche Laon mit 
der Champagne verbindet, die sogenannte Ringbahn hinter 
deckte Annäherungswege zu schaffen. Auf eine grundsätz- 
liche Anlage von besonderen Verteidigungsgruppen, die sich 
dem Gelände voll anpaßten und die Anlage ausgiebigster 
Flankierungsanlagen ermöglichten, hatte dabei bewußter- 
weise verzichtet werden müssen. Zunächst nahm die Her- 
stellung der Abwehrgräben alle Menschenkräfte in An- 
spruch. Erst später konnte an den Bau von Flankierungs- 
anlagen und verstärkten Stützpunkten herangegangen wer- 
den. Sie mußten meist in die zweite Stellung eingebaut 
werden, da vorn bei dem andauernden Grabenbampf der 
aufmerksame Feind solche größere Bauarbeiten nicht zuließ. 
Auch blieb bei allen Befehlsstellen des XIX. Armee- 
korpo stets der Angriffsgedanke rege. Man wollte vor- 
wärts, am liebsten in breitem, feldmäßigem Angriff, nur 
an einzelnen Stellen mit Sappe und Mine. Für solche 
Stellen mußten größere Truppenmengen bereit gehalten 
werden. Sie verringerten die Arbeitskräfte an der 20 
Kilometer breiten Front des Korps ganz beträchtlich. 
Es wurde mill Auf- 
  
  
  
bietung aller Men- 
schen, selbst der Kolon- 
nen= und Trainmann- 
schaften, den ganzen 
Winter 1914—15 
über tüchtig gearbei- 
tet. Immer wieder 
schuf das hereinbre- 
chende Wasser neue 
Schwierigkeiten. Na- 
turgemäß hatten im 
Heibstlol die Trup- 
pen beim Angriff alle 
Bodenfalten und na- 
türlichen Gräben zur 
Annäherung ausge- 
nutzt und später zu 
Kampf-, Deckungs- 
  
  
Neuschätel, Hauptquartier des XII. Armeekorps, 
den drei deutschen Armeen sieben, zwei und drei, ein, ins- 
besondere gegen den Abschnitt Amifontaine—Guignicourt, 
außerdem gegen alle Unterkunftsorte des XII. Armee- 
korps. 
Unermüdlich wurde an der Bereitstellung neuer Kräfte 
zur höheren Verfügung und Verwendung auch außerhalb 
des Korpsbereichs gearbeitet. So traten die Husaren- 
regimenter 18 und 20 je ohne eine Eskadron mit einer 
Batterie der 32. Feldartilleriebrigade zu einer gemischten 
Kavalleriebrigade zusammen. Die vom XlI. Armeekorps 
gebildete Armeereserve (Generalmajor v. Gersdorff, II. Ba- 
taillon Infanterieregiments 177, I. Bataillon Infanterie- 
regiments 178 und II. Bataillon Infanterieregiments 102) 
wurde zu Weihnachten 1914 zu der damals bedrohten 
dritten Armee entsandt, kehrte aber schon vor Jahresschluß 
zurück, ohne Verwendung gefunden zu haben. 
Das XIX. Armeekorps in Flandern bis Ende 1014 
Das XIX. Armeekorps hatte die Stellung, die es den 
ganzen Winter 1914— 9# gegen Feind und Wasser zäh 
verteidigen mußte, im Herbst 1914 im schneidigen An- 
griffskampf sich errungen. Kein Fußbreit des mit Blut 
erworbenen Bodens sollte wieder preisgegeben werden. Das 
war das Hauptziel aller Anordnungen für den Abwehr- 
kampf, den auf dieser Front die allgemeine Kriegslage auf- 
zwang. Zunächst mußte man sich darauf beschränken, die 
erreichte Linie verteidigungsfähig zu machen, durch Hinder- 
nisse gegen feindliche Uberraschungen zu sichern und ge- 
und Verbindungegrä- 
ben ausgebaut. Ge- 
gen deren Einbauten 
— Schulterwehren, Unterstände usw. — staute sich bald 
das Wasser. Der schwammige Boden, überlastet durch die 
Deckungswälle, gab nach. Alle Gräben standen schließ- 
lich unter Wasser. Die Arbeit von Wochen und Monaten 
zerrann in wenigen Stunden. Man mußte auf dem ge- 
wachsenen Boden von neuem anfangen. Sachverständige 
der Wasserbaukunde machten sich an die Lösung der Wasser- 
frage im großen und die praktische Mitarbeit aller Teile 
der Front ließ endlich den Deutschen auch die Natur 
besiegen. Sandsackpackungen und Pfahljoche, aus weiter 
Ferne mit unsäglicher Mühe herangeschafft, stützten den 
tragunfähig gewordenen Boden. Neuanlagen über der Erde 
ersetzten die ersoffenen Erstanlagen. Glücklicherweise lagen 
sie so nahe der feindlichen Infanteriestellung, daß die 
feindliche Artillerie sie ohne Gefährdung der eigenen 
Kampfgräben meist nicht beschießen konnte. Dafür ver- 
legte der Feind sein Feuer auf die hintere Verteidigungs- 
stellung, deren Ausbau dadurch sehr erschwert wurde, ganz 
abgesehen davon, daß auch die Menschen zu ihrer Her- 
stellung mehr und mehr fehlten. Denn mit dem Aus- 
bau der Stellung war die Arbeit nicht erschöpft. Es 
galt gleichzeitig die Gesamtausbildung der Truppen und 
ihre Leistungsfähigkeit in allen Dienstzweigen zu erhalten. 
Auch mußten Arbeitskräfte füe die planmäßige Erschließung 
des reichen eroberten Landes zur Verfügung gestellt 
werden. 
Beide Divisionen wetteiferten in Fürsorge für die Er- 
haltung der Widerstandskraft der Truppe. Bei der 24. In- 
fanteriedivision wurden die ersten Erholungöheime hinter 
aus 300 Meter Höhe
	        
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