158
auch 200 Deutsche, bei Kriegsausbruch zwangsweise in
die Legion eingestellt worden seien. Sie waren vom Lager
von Mailly mit Kraftwagen bis Pontavert befördert wor-
den. Die Disziplin sollte viel zu wünschen übrig lassen,
die Patromillen gingen nicht vor, die Sterblichkeit, be-
sonders der Afrikaner, sei groß. Die französische Artillerie
fühle sich sehr der deutschen überlegen, dagegen herrsche
drüben große Furcht vor der deutschen schweren Artillerie.
Offigiell würden die unglaublichsten Lügennachrichten ver-
reitet.
Mitte November machten sich die neuen französischen
Kampfflieger mit Panzerschutz und Maschinengewehraus-
rüsiung zum ersten Male bemerkbar. Sie fielen besonders
durch ihre vorzügliche Steigfähigkeit und Fluggeschwindig-
keit auf.
Bereits Anfang Dezember schoß sich die französische
schwere Artillerie gegen die Eisenbahn, welche Laon mit
der Champagne verbindet, die sogenannte Ringbahn hinter
deckte Annäherungswege zu schaffen. Auf eine grundsätz-
liche Anlage von besonderen Verteidigungsgruppen, die sich
dem Gelände voll anpaßten und die Anlage ausgiebigster
Flankierungsanlagen ermöglichten, hatte dabei bewußter-
weise verzichtet werden müssen. Zunächst nahm die Her-
stellung der Abwehrgräben alle Menschenkräfte in An-
spruch. Erst später konnte an den Bau von Flankierungs-
anlagen und verstärkten Stützpunkten herangegangen wer-
den. Sie mußten meist in die zweite Stellung eingebaut
werden, da vorn bei dem andauernden Grabenbampf der
aufmerksame Feind solche größere Bauarbeiten nicht zuließ.
Auch blieb bei allen Befehlsstellen des XIX. Armee-
korpo stets der Angriffsgedanke rege. Man wollte vor-
wärts, am liebsten in breitem, feldmäßigem Angriff, nur
an einzelnen Stellen mit Sappe und Mine. Für solche
Stellen mußten größere Truppenmengen bereit gehalten
werden. Sie verringerten die Arbeitskräfte an der 20
Kilometer breiten Front des Korps ganz beträchtlich.
Es wurde mill Auf-
bietung aller Men-
schen, selbst der Kolon-
nen= und Trainmann-
schaften, den ganzen
Winter 1914—15
über tüchtig gearbei-
tet. Immer wieder
schuf das hereinbre-
chende Wasser neue
Schwierigkeiten. Na-
turgemäß hatten im
Heibstlol die Trup-
pen beim Angriff alle
Bodenfalten und na-
türlichen Gräben zur
Annäherung ausge-
nutzt und später zu
Kampf-, Deckungs-
Neuschätel, Hauptquartier des XII. Armeekorps,
den drei deutschen Armeen sieben, zwei und drei, ein, ins-
besondere gegen den Abschnitt Amifontaine—Guignicourt,
außerdem gegen alle Unterkunftsorte des XII. Armee-
korps.
Unermüdlich wurde an der Bereitstellung neuer Kräfte
zur höheren Verfügung und Verwendung auch außerhalb
des Korpsbereichs gearbeitet. So traten die Husaren-
regimenter 18 und 20 je ohne eine Eskadron mit einer
Batterie der 32. Feldartilleriebrigade zu einer gemischten
Kavalleriebrigade zusammen. Die vom XlI. Armeekorps
gebildete Armeereserve (Generalmajor v. Gersdorff, II. Ba-
taillon Infanterieregiments 177, I. Bataillon Infanterie-
regiments 178 und II. Bataillon Infanterieregiments 102)
wurde zu Weihnachten 1914 zu der damals bedrohten
dritten Armee entsandt, kehrte aber schon vor Jahresschluß
zurück, ohne Verwendung gefunden zu haben.
Das XIX. Armeekorps in Flandern bis Ende 1014
Das XIX. Armeekorps hatte die Stellung, die es den
ganzen Winter 1914— 9# gegen Feind und Wasser zäh
verteidigen mußte, im Herbst 1914 im schneidigen An-
griffskampf sich errungen. Kein Fußbreit des mit Blut
erworbenen Bodens sollte wieder preisgegeben werden. Das
war das Hauptziel aller Anordnungen für den Abwehr-
kampf, den auf dieser Front die allgemeine Kriegslage auf-
zwang. Zunächst mußte man sich darauf beschränken, die
erreichte Linie verteidigungsfähig zu machen, durch Hinder-
nisse gegen feindliche Uberraschungen zu sichern und ge-
und Verbindungegrä-
ben ausgebaut. Ge-
gen deren Einbauten
— Schulterwehren, Unterstände usw. — staute sich bald
das Wasser. Der schwammige Boden, überlastet durch die
Deckungswälle, gab nach. Alle Gräben standen schließ-
lich unter Wasser. Die Arbeit von Wochen und Monaten
zerrann in wenigen Stunden. Man mußte auf dem ge-
wachsenen Boden von neuem anfangen. Sachverständige
der Wasserbaukunde machten sich an die Lösung der Wasser-
frage im großen und die praktische Mitarbeit aller Teile
der Front ließ endlich den Deutschen auch die Natur
besiegen. Sandsackpackungen und Pfahljoche, aus weiter
Ferne mit unsäglicher Mühe herangeschafft, stützten den
tragunfähig gewordenen Boden. Neuanlagen über der Erde
ersetzten die ersoffenen Erstanlagen. Glücklicherweise lagen
sie so nahe der feindlichen Infanteriestellung, daß die
feindliche Artillerie sie ohne Gefährdung der eigenen
Kampfgräben meist nicht beschießen konnte. Dafür ver-
legte der Feind sein Feuer auf die hintere Verteidigungs-
stellung, deren Ausbau dadurch sehr erschwert wurde, ganz
abgesehen davon, daß auch die Menschen zu ihrer Her-
stellung mehr und mehr fehlten. Denn mit dem Aus-
bau der Stellung war die Arbeit nicht erschöpft. Es
galt gleichzeitig die Gesamtausbildung der Truppen und
ihre Leistungsfähigkeit in allen Dienstzweigen zu erhalten.
Auch mußten Arbeitskräfte füe die planmäßige Erschließung
des reichen eroberten Landes zur Verfügung gestellt
werden.
Beide Divisionen wetteiferten in Fürsorge für die Er-
haltung der Widerstandskraft der Truppe. Bei der 24. In-
fanteriedivision wurden die ersten Erholungöheime hinter
aus 300 Meter Höhe