160
das aussagte, gab zu, daß Ruhr und Typhus drüben
wüteten.
Anfang November ermöglichte das Eintreffen zahlreichen
Ersatzes, alle Truppenteile wieder auf ihre Sollstärke zu
bringen, so auch die Landwehrregimenter 104 und 10,
welche neben Reserve-Infanterieregiment 104 in den Sep-
temberkämpfen am meisten gelitten hatten.
An der Verstärkung der Stellung wurde rastlos weiter
gearbeitet. Die Suippes wurde angestaut, die französischen
Schützengräben südlich von Aubérive wurden dadurch er-
säuft. Minenwerfer trafen bei den Sachsen ein und setzten
sich bald bei den Franzosen in besonderen Respekt. Letztere
verfeuerten in dieser Zeit besonders schlecht gemachte Mu-
nition, was von unseren Leuten mit Spott vermerkt wurde.
Der Kirchturm von Dontrien, der bisher dem Feinde
als Zielmarke bei der Beschießung der hinter der Front
entlang führenden Eisenbahn, der sogenannten Ringbahn,
gedient hatte, wurde von der 24. Reservedivision umgelegt.
Die feindliche Artillerie befeuerte regelmäßig den ganzen
November über das linke Drittel der Stellung der 23. Re-
servedivision und die anschließenden Teile der 24. Reserve-
division. Die dort stehenden Truppen, Reserve-Infanterie-
regiment 101 und Landwehr-Infanterieregiment 104,
lernten sehr bald, ohne ernsten Schaden das französische
Geschützfeuer über sich ergehen zu lassen.
Am 28. November machten zwei französische Divisionen
des XII. Armeekorps zum ersten Male wieder einen Angriff.
Er richtete sich gegen das linke Nachbarkorps der Sachsen,
das VIII. Armeekorpo. Vorher hatte der französische Prä-
sident Poincaré die Truppen in ihren Schützengräben be-
sucht. Dort herrschte anscheinend frohe Stimmung. Der
Angriff scheiterte aber kläglich.
Von Ende November ab beschossen zwei deutsche 12 cm-
Kanonen Prosnes, das in Trümmer ging.
Anfang Dezember ging das französische Beutevieh zu
Ende, es hieß nun sparsamer mit Fleisch umzugehen.
Immer neue Kampfmittel erschienen auf beiden Kampf-
seiten. Die Franzosen warfen nachts Pfeilraketen, die
unsere Stellung taghell erleuchteten, und wandten Leucht-
kugeln an, die von Fallschirmen getragen wurden. Junger
französischer Ersatz traf in neuem Feldgrau ein.
Am 2o. Dezember wiederholten die Franzosen vergeblich
ihren Angriff auf die linke Nachbardivision, die 16. In-
fanteriedivision. Gegen das XII. Reservekorps fanden nur
Feuerüberfälle am 19. und 21. Dezember statt. Nur
gegen den linken Flügel der 24. Reservedioision richtete
sich am 21. Dezember ein ernster Angriff, der zwar bis
in den Graben des II. Bataillons Reserve-Infanterieregi-
ments 133 führte, aber nach schneidigem Gegenstoß von
sechs Kompagnien des Reserve-Infanterieregiments 133
mit 170 gefangenen Franzosen zum Abschluß kam. Der
diesseitige Verlust betrug nur 1 Offizier und 137 Unter-
offiziere und Mannschaften. Die Gefangenen erwiesen sich
als gut genährt und gekleidet, aus den bei ihnen gefundenen
Schriftsiücken erhellte, daß die französische Bevölkerung
auf baldige Kriegsentscheidung drängte.
Der Oberbefehlshaber Generaloberst v. Einem sprach
dem Regiment „seine vollste Anerkennung aus für dessen
vortreffliche Leistungen. “ ES. M. der König sandte nach-
stehendes Telegramm an den Regimentskommandeur: „An
Oberst Schmidt. Erfahre soeben die Nachricht von dem
glänzenden Gefecht Ihreo Regiments. Ich beglückwünsche
dasselbe zu dem schönen Erfolge und bitte, dem Regiment
Meine besondere Anerkennung und Meinen Dank aus-
zusprechen. Friedrich August.“
Da für die Weihnachtstage wieder ein Angriff gegen
das Nachbarkorps erwartet wurde, rückten am 23. De-
zember das gerade abgelöste III. Bataillon Reserve-In-
fanterieregiments 133 und III. Bataillon Reserve-Infan-
terieregiments 106 nach Somme-y zum VIII. Armee-
korps ab und blieben einige Tage dortselbst. Am 31. De-
zember ging auch der Rest des Reserve-Infanterieregi-
ments 133 dahin ab, da täglich seit 14 Tagen dort ein An-
griff drohte.
Bei dem XlII. Reservekorps wurde währenddem mit
größtem Eifer am Ausbau der Stellung fortgearbeitet. Auch
entslanden hinter der Front ganze Gruppen von Winter-
bütten und geschoßsicheren Zufluchtsräumen. Horchstollen
wurden nach vorwärts getrieben, Scheinbeobachtungsstände
zahlreich angelegt, mit dem Ausbau einer zweiten Stel-
lung wurde begonnen. Dabei lag fortgesetzt schweres fran-
zösisches Artilleriefeuer über der gesamten Stellung, ins-
besondere über dem Abschnitt von Kiesenwetter, später
Heuser (Reserve-Infanterieregiment 101 und Landwehr-
Infanterieregiment 104). Am 3o. Dezember wurden
dort Grabenstücke zerschossen, dabei 2 Mann getötet und
15 verwundet. Tags darauf traten auch bei Reserve-
Infanterieregiment 106 und Reserve-Infanterieregiment 107
Verluste durch Artilleriefeuer ein.
Die 45. gemischte Landwehrbriga de
Die 45. gemischte Landwehrbrigade hat vom 2. August
bis 31. Dezember 1914 bestanden. Sie umfaßte das
Grenadier-Landwehrregiment 100, unter Oberstleutnant
v. Seydlitz, und das Landwehr-Infanterieregiment 102,
unter Oberstleutnant v. Hopffgarten, sowie die Landwehr-
eskadron XII unter Rittmeister Panse. Die Brigade unter-
stand zunächst dem höheren Landwehrkommando 2 (Armee-
oberkommando 8).
Ihr Kommandeur war bis zum 30. 9. 14 General=
major v. Bosse. Derselbe erhielt während der Marne-
schlacht das Kommando der preußischen 23. Landwehr-
brigade. An seine Stelle trat der Generalmajor de Vaur,
welcher das Kommando der Brigade bis zu ihrer Auf-
lösung am Jahresschluß 1914 geführt hat.
Am 23. August 1914 trat die 45. Landwehrbrigade
zusammen mit der 43. Landwehrbrigade zum XVI. Armee-
korps. Schon am 27. August 1914 wurde die Brigade
getrennt. Der Brigadestab, das Grenadier-Landwehrregi-
ment 100 und eine halbe Landwehreskadron XII wurden
dem VI. Reservekorps überwiesen. Landwehrregiment 102
und eine halbe Landwehreskadron XII wurden beim V. Re-
servekorps im Etappendienst verwandt.
Am 5. 11. 14 wurde Grenadier-Landwehrregiment 100
zur Armeeabteilung Falkenhausen abtransportiert. Der
Brigadestab trat mit einer halben Landwehreskadron XII
zum V. Reservekorpo über und wurde mangels besonderer
Verwendung am 31. Dezember 1914 aufgelöst.
Landwehrregiment 102 und Landwehreskadron XII blie-
ben auch weiter dem Generalkommando des V. Reserve-
korps unmittelbar unterstellt.
Somit gehört die Darstellung der Kriegserlebnisse der
beiden Brigaderegimenter deren Regimentsgeschichte an.
Hier soll wenigstens ihrer ersten und einzigen Gefechts-
handlung im Brigadeverband gedacht werden.
Die Truppen der Brigade trafen von Dresden her, wo
der Abtransport am 12. August begonnen hatte, bis zum
16. August an der Nied bei Metz ein und wurden zu-
nächst zum Stellungsausbau verwandt. Bis zum 22. Au-
gust war die Stellung vollständig ausgebaut. Da rief
abends nach 7 Uhr ein Befehl des Armeeoberkommandos
aus Diedenhofen die Brigade nach dem Schlachtfeld bei
Fentsch und Audun ab, wo an diesem Tage die große