Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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Skizze 28. Die]45. Landwehrinfanteriebrigade im August 1914 
Schlacht zwischen der fünften Armee des deutschen Kron- 
prinzen und der französischen dritten Armee im Raume 
von Audun — Longwy begonnen hatte. 
Während die Entscheidung in der Mitte fiel, hielten 
auf dem äußersten linken Flügel des deutschen Einfalls- 
heeres Truppen des Metzer XVI. Armeekorps, insbesondere 
die bayerische Besatzungöbrigade sowie die beiden Land- 
wehrbrigaden 43 und 48, gegenüber der starken Gegen- 
offensire der Franzosen aus Verdun heraus an dek Orne 
tapfer stand. s 
Die 45. gemischte Landwehrbrigade überschritt am 
23. August früh nach kurzer Eisenbahnfahrt und beschwer- 
lichem Nachemarsch bei drückender Schwüle die fran- 
zösische Grenze und eilte durch zerschossene Dörfer über 
Unaufgeräumte Gefechtsfelder vorwärts nach der Front. 
Der Marsch wurde trotz großer Hitze und ungenügender 
Verpflegung auch die ganze nächste Nacht über fortgesetzt. 
Endlich am frühen Morgen des 25. August stieß die 
Brigade auf den Feind, dem bisher die bayerische Be- 
satzungsbrigade von Metz zusammen mit der 43. Land- 
wehrbrigade allein standgehalten hatten. 
Grenadier-Landwehrregiment 100 rechts und Landwehr- 
Infanterieregiment 102 links gingen wie auf dem Exer- 
zierplatz, unbebkümmert durch das feindliche Artilleriefeuer, 
zum Angriff vor, nahmen die Dörfer Warcq und Boin- 
ville im Sturm, machten 1 Offizier und 60 Franzosen zu 
Gefangenen und erbeuteten mehrere Maschinengewehre. Am 
Mittag des 25. Auguft ordnete sich die Brigade stolz auf 
dem eroberten Kampffelde und kochte ab. Gegen s Uhr 
nachmittags wurde der Abmarsch in die in Aussicht ge- 
nommene rückwärtige Haupt-Abwehrstellung von dem Kom- 
mandeur der deutschen Kampfgruppe an der Orne, an- 
gesichts eines sich vorbereitenden neuen Angriffes stark 
überlegener französischer Truppen angeordnet. Den Ab- 
marsch der Brigade versuchte der Feind durch mächtiges 
Artilleriefeuer zu stören. Trotzdem wurde Ordnung und 
Ruhe von den Landwehrleuten, welche die veränderte Kriegs- 
lage zunächst noch nicht verstanden, bewahrt und die Be- 
wegung befehlsgemäß durchgeführt. Gegen 9,30 Uhr abends 
wurde Norroy-le-Sec erreicht. Der Feind war nicht gefolgt, 
sondern hatte nur vorsichtig mit kleinen Abteilungen vor- 
gefühlt. Der Gesamtverlust der Brigade an diesem ersten 
Gefechtstage betrug 56 Tote und 294 Verwundete, davon 
entfielen auf das Landwehr-Infanterieregiment 102 allein 
* Offiziere und 32 Unteroffiziere und Mannschaften tot, 
14 Offiziere und 169 Unteroffiziere und Mannschaften 
vertoundet. Leider war auch die Jahl der Vermißten nicht 
gering, da die Verwundeten mangelo Fuhrwerks im Kampf- 
raume hatten zurückgelassen werden müssen und der Nacht- 
marsch durch das bewaldete, unübersichtliche Gelände nach 
Sachsen Iin großer Jeit. Band 1u 
tags und nachts ununterbrochener Tätigkeitsviel Versprengte 
verlorengehen ließ. 
Am nächsten Morgen erreichte die Brigade ihr Marsch- 
ziel Tucquegnieux und stellte sich zwischen der bayrischen 
Brigade bei Mairy und der 43. Landwehr-Infanterie- 
brigade bei Bettainvillers bereit, um ein feindliches Vor- 
dringen über den Mancebach abzuwehren. Ein franzö- 
sischer Angriff erfolgte aber nicht. Die Hauptentscheidung 
war weiter rechto inzwischen gefallen, die französische dritte 
Armee über die Maas zurückgeworfen worden, der gewal- 
tige Einfall der fünften Armee des deutschen rechten Flügels 
in das Herzstück Frankreichs jenseits der Marne hatte 
begonnen. 
Schon am 27. August rief ein Befehl des höheren Land- 
wehrkommandos der deutschen fünften Armee den Brigade- 
stab und das Grenadier-Landwehrregiment 100 mit einer 
halben Eskadron zu dem VI. Reservekorps, welches den 
Vormarsch westlich pon Verdun durch die Argonnen an- 
getreten hatte. 
Das Landwehr-Infanterieregiment 102 wurde mit der 
anderen Hälfte der Eskadron dem V. Reservekorps unter- 
stellt und auf Boismont zur Sicherung der Eisenbahn und 
Straßen hinter dem Korps und zum Aufräumen der 
Schlachtfelder in Marsch gesetzt. Es regnete fortgesetzt, die 
Straßen waren durch die schweren Kolonnen völlig zer- 
fahren, Verpflegungsschwierigkeiten stellten sich ein, dao 
fortgesetzte Marschieren stellte die höchsten Anforderungen 
an die Kräfte der Landwehrleute, trotzdem wurden die 
Marschziele rechtzeitig erreicht, die Aufgaben von den Regi- 
mentern restlos erfüllt. 
Der Brigadestab wurde vom Generalkommando des 
VI. Reservekorps während der Marneschlacht zur 12. Reserve- 
division herangezogen und übernahm dort die Führung 
der 23. Landwehrbrigade während der entscheidungsvollen 
Septembertage. 
Das Grenadier-Landwehrregiment loo sicherte in dieser 
Zeit im Raume von Varennes die rückwärtigen Verbin- 
dungen des VI. Reservekorps gegen die stark besetzte Aus- 
fallfestung Verdun. 
Von da ab ist ein taktisches Zusammenwirken der Regi- 
menter im Brigadeverband nicht mehr erfolgt und der 
Brigadestab mit Jahresschluß 1914 aufgelöst worden. 
Die Beschreibung der weiteren Tätigkeit der beiden Regi- 
menter fällt deren Regimentsgeschichten zu. 
Die 47. gemischte Landwehrbrigade 
Die 47. gemischte Landwehrbrigade wurde bei Aus- 
bruch des Krieges in Leipzig, Chemnitz und Plauen auf- 
gestellt. Sie bestand unter der Führung des Generalleut- 
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