kampfe Verbindungen auf Kowno und Grodno ostwärts,
der Umfassung erreichbar, liefen, zu umklammern und
zu vernichten.
Vom weiteren Verhalten Rennenkampfs mußte es dann
abhängen, ob die Niederlage des linken Russenflügels auf
Mitte und rechten Flügel der Niemen-Armee sich aus-
dehnen ließ. .
Dem entsprach der Kräfteansatz Hindenburgs im An-
marsch. Am weitesten rechts brachen das I. und XVII.
Armeekorps mit zwei Kavalleriedivisionen über Lötzen, öst-
lich der Seen, überraschend gegen Flanke, schließlich Rücken
des linken Russenflügels auf Goldap vor. Das XX. Armee-
korps packte ihn über Drengfurt auf Angerburg, zusammen
mit dem XI. Armeekorps, über Barten auf Nordenburg
in Front und rechter Flanke an. ",
Weiter links fesselte das Garde-Reservekorps die russische
Mitte im Raume von Friedland an der Front Gerdauen—
Allenburg, im Zusammenwirken mit dem links anschließen-
den I. Reservekorps an dec Alle unterhalb Allenburg und
der Division Königsberg jenseits des Pregels an der
Deime-Front. 6
Gegen die Grodno-Armee wurde die Reservedivision
v. Morgen und die Landwehrdivision v. d. Goltz hinter
dem rechten deutschen Flügel als Abwehrstaffel gegen die
Linie Bialla—Lyck—Marggrabowa bereitgestellt.
Kühnheit des Entschlusses, verblüffende Einfachheit in
Anlage und Durchführung und unerschütterliche Willens-
stärke der Leitung schufen wiederum strategisches Meister-
werk. 3 .
Ein Blick auf den Schlachtplan genügt zur Kenntnis
des Schlachtverlaufs. »
Nach erfolgreichen Gefechten der Vorhuten griffen Hin-
denburgs rechter Flügel und Mitte am 8. September
energisch an und gewannen auch am 9. September gleich-
iösig Raum. Der russische linke Flügel wurde völlig ge-
schlagen und wich auf Goldap—Gumbinnen—Insterburg
zurück. #
Am 9. September warf dabei das I. Armeekorps den
russischen linken Flügel zunächst bei Groß-Gablick
(Skizze 31) und Regulowken, am 10. September erneut.
östlich des Borkener und Rothebuder Forstes. Die 8. Ka-
valleriedivision sperrte dabei bis zur folgenden Nacht alle
ostwärts laufenden Verbindungen des Feindes über Goldap
und südlich davon ab. Am folgenden Tage legte sie die
Hand auf die Wege durch die Romintener Heide und nörd-
lich davon. "
173
Am 11. September war der linke Flügel und ein Teil
der Mitte des Russenheeres auf den Raum westlich der
Romintener Heide beiderseits des Angerappflusses zu-
sammengedrängt, aber Rennenkampf entzog sich der völligen
Vernichtung seines Gesamtheeres durch Preisgabe seines
linken Flügels (etwa 60 000 Mann) und rettete seine
Mitte und seinen rechten Flügel über Insterburg—Stallu-
pönen. So kam er mit einem Verlust von 30 o00 Ge-
fangenen und 150 Geschützen davon.
Der russische Feldherr vergaß in der Scheu vor dem
neu erschienenen Feldherrngenie das Nächstliegende zu tun.
Er machte von seiner starken Reserve hinter der Mitte
keinen Gebrauch, um durch Gegenangriff — etwa über
Gerdauen — das Schlachtenglück zu wenden. Auch die
Gegenwirkung der Grodno-Armee gegen den rechten deut-
schen Flügel verlief schwächlich. Verzettelt aber tapfer stieß
am 7. September ein Sibirierkorps gegen Bialla, am
#8s. und 9. September starke Masse auf Arys und über
Lyck vor. Die Divisionen Morgen und Goltz wehrten sie
in kühnem Draufgehen glatt ab. Auch die späteren Vor-
stöße neuer russischer Kräfte aus Marjampol, um den
deutschen Umfassungöflügel zurückzudrücken, verpufften
schwächlich. . *
Zweifellos hätte auch Rennenkampf noch am 8. Sep-
tember, als Hindenburgs Angriff gegen seinen linken
Heeresflügel einsetzte, durch soforilge Zurückführung des-
selben etwva in den Raum zwischen Insterburg und
Wuysztyter See eine neue, nicht zu umfassende Schlacht-
front leicht herstellen können. Er hätte damit für seine
von Lomsha und Grodno herbeizuziehenden Neukräfte will-
kommene Gelegenheit geschaffen, um Hindenburgs rechten
Flügel einzuwickeln, wie es bei Brzeziny, 2½ Monate
später, der russische Oberfeldherr anstrebte. Aber nichts
derartiges wurde auch nur versucht. Rennenkampf er-
kannte offenbar erst am 10. September seine wahre Lage.
Da aber war es zu spät.
Schon lähmte der Name Hindenburg die Entschlüsse
der feindlichen Führer. Nach kaum 14tägiger Kommando-
führung schrieb der deutsche Feldherr dem Feinde end-
gültig das Gesetz des Handelns vor. Die russischen Truppen
erwiesen sich übrigens bei dem Rückzugskampfe ganz in
ihrem Element. Mit außerordentlicher Zähigkeit leisteten
sie immer von neuem in vorsorglich vorbereiteten Stel-
lungen Widerstand. Dem Sieger erwuchsen dabei auch
nach der eigentlichen Schlacht unerhörte Anstrengungen,
besonders der Kavallerie. «
Die 8. Kavalleriedivision im Feldzug gegen die Wilna-Armee
Die 8. Kavalleriedipision war am 31. August hinter
der lothringer Front der deutschen sechsten Armee an fol-
genden vier Stellen verladen worden: 23. Kavalleriebrigade
in Peltre, 38. Kavalleriebrigade in Falkenberg, 40. Ka-
valleriebrigade in Courcelles, Divisionsstab und Rest in
Remilly. Sie fuhr über Worms, Erfurt, Leipzig, Posen
und Marienburg nach Ostpreußen. Dort wurden am 3.
und 4. September ausgeladen die 23. Kavalleriebrigade in
Maldeuten (Skizze 32, oben), die 38. Kavalleriebrigade in
Riesenburg, die 40. Kavalleriebrigade in Rosenberg, Divi-
sionostab und Rest in Mohrungen. Die 8. Kavalleriedivision
trat nunmehr zur achten Armee, der eigentlichen Hinden-
bꝛ.rg-Armee. ..
Am 6. September erfolgte der Vormarsch auf Gutt-
siadt und am 7. in die Gegend von Rössel. Dort lag
an diesem Tage auch das Armeeoberkommando. Die Ent-
fernung von Riesenburg bis Rössel beträgt mehr als
loo Kilometer. Auch weiterhin legte die Division durch-
schnittlich am Tage 60 Kilometer zurück unb erreichte,
vielfach durch den Troß des XI. und XX.- Armeekorps,
ihrer neuen Kampfgenossen, unterwegs aufgehalten, meist
erst mit sinkender Nacht die Marschziele.
Am 8. September war die Gegend von dtzen erreicht.
Nach nochmaliger Marschkreuzung mit dem I. Armee-
korps langte die 8. Kavalleriedivision am 9. September
auf dem rechten Flügel der Armee an. Von hier aus
sollte die Division um den Südflügel der Rennenkampfschen
Stellung herum die rückwärtigen Verbindungen des Feindes
unterbinden. Schon an diesem Tage wurden zwei Es-
kadrons von Ulanen 17 unter den Rittmeistern Beyer
und Panse auf Goldap zur Unterbrechung der Bahn
Goldap—Marggrabowa angesetz. Angesichts der feindlichen
Massen, welche für ausgiebigsten Bahn= und Telegraphen-
schutz Fürsorge getroffen hatten, war die Ausführung des
Auftrags besonders schwierig. Direkt auf Goldap vorzu-
brechen, erwies sich als vollständig unmöglich. Beide Es-