214
griffe der 105. Reserve-Infanteriebrigade, die gleichzeitig
gegen die Höhe *7 südlich Broodseinde gerichtet waren,
den erwünschten Erfolg.
Anfang April wurden von Reserve-Infanterieregiment
241 mehrfach Patrouillenunternehmungen gegen die fr#ind-
lichen Gräben von Broodseinde durchgeführt, die das Regi-
ment bei unermüdlich fortgesetztem Herangraben dem er-
sirebten Ziel allmählich näherbrachten. Endlich, am 16. April
bekam Reserve-Infanterieregiment 241 das Straßenkreuz
fest in die Hand. Als ich 1916 die Höhe von Broodseinde
wiedersah, fand ich dort über 450 Gräber der tapferen
Kämpfer von der §3. Neservedivision, die alle in dem
Ringen um die wertvolle Stellung für ihr Vaterland ge-
fallen sind. In den schweren Herbstkämpfen des Jahres
1017 ist dieser bünstlerisch angelegte Heldenfriedhof wieder
durch das englische Zerstörungofeuer dem Erdboden gleich-
gemacht worden. —
Ich gebe im folgenden eine kurze Darstellung der großen
Ypernkämpfe im Frühjahr 1915, die im Herbst
1917 in noch größerer Ausdehnung wiederholt werden
sollten.
Die englisch-französische Stellung ragte zu Anfang des
Jahres 1915 östlich von Dpern sackförmig in die deutsche
Stellung vor. Das XXVII. Reservekorps stand gerade vor
der Nordostecke dieses Sackes.
Nach den Kriegsberichten des Großen Hauptaquartiers
(Heft 9 — Wyern) war es seit langem die Absicht des
Oberbefehlshabers der vierten Armee, die tabktisch ungünstige
Lage des Gegners für einen großen Angriff bei Dpern
auszunutzen. „Die Zurückdrängung des Gegners aus seiner
vorspringenden Stellung gegen oder über den Oser-Abschnitt
würde die Frontbreite der Armee verringern und die noch
in Feindeshand befindlichen Teile Belgiens verkleinern.
Auch die moralische Wirkung eines großangelegten Angriffes
mußte nach dem langen Stellungskampfe von Bedeutung
sein.“
„Der Hauptangriff mußte nach der Basis der feind-
lichen Stellung, die der Merkanal bildete, angesetzt werden,
um den Ausgang des Sackes, in dem sich der Gegner
ösilich Dpern befand, allmählich zuzuschnüren und damit die
rückwärtigen Verbindungen zu bedrohen. Da die Stellung
südlich Dpern bereits auf 4 Kilometer gegen die Stadt vor-
geschoben, um Norden aber um die doppelte Entfernung
von ihr entfernt war, schien der Angriff aus dieser Nichtung
geboten. Es war anzustreben, daß der Gegner im östlichen
Teile des Sackes möglichst lange festgehalten wurde. Der
Hauptangriff durfte daher nicht zu weit nach Osten aus-
gedehnt werden, während den übrigen Teilen der Ein-
schließungsfront die Aufgabe zufiel, den gegenüberstehenden
Gegner zu fesseln. Diese Gedanken leiteten den am 22. April
beginnenden Angriff.“
6 Uhr morgens dieses Tages brach der Angriff aus
der Linie Steenstraate—Langemark (Skizze 39) vor und
gewann in Breite von 9 Kilometern und in Tiefe von
3 Kilometern Gelände. Der Ausgang des Sackes war um
ebensoviel verengert worden. Der Feind versuchte natürlich
das Verlorene zurückzugewinnen. Die daraus entstandenen
Kämpfe dauerten bis zum 2. Mai zwischen Kanal und
Straße Passchendaele—Broodseinde. Der Feind wurde ab-
Hewiesen, der Ring noch enger geschlossen trotz aller Kraft-
anstrengungen der Engländer, die etwa 2 Divisionen ein-
sehten, und trotz der Hilfe von 1 bis 2 französischen Divi-
sionen. Der Feind verlor außer Tausenden von Toten und
Verwundeten in der Jeit bis zum 1. Mai etwa so00 Ge-
fangene und 65 Geschütze. „Von großer Wirkung war
das Feuer der deutschen Artillerie, das sich T Tag und Nacht,
ausier auf die feindliche Front, auch gegen die rückwärtigen
Verbindungen sowie gegen Ypern richtete.“ Sogar Pope-
ringhe wurde von den deutschen Geschossen erreicht. Der
ganze „Sack“ wurde von drei Seiten durch das deutsche
Artilleriefeuer beherrscht. „Der Gegner hatte den Ernst
seiner Lage erkannt; das bewiesen seine verzweifelten An-
griffe ohne jede Rücksicht auf Verluste. Mit voller Absicht
überließ man deutscherseits dem Gegner die Nolle des
Angreifers. Die blutig abgewiesenen Angriffe erschütterten
seinen inneren Halt so, daß der nunmehr am 2. Mai
angeordnete deutsche Angriff vorzüglich gelang. „In kühnem
Sturm entrissen am 3. Mai württembergische und sächsische
Bataillone den Engländern das als Stützpunkt stark aus-
gebaute Wäldchen nördlich o'Gravenstafel, den Eckpfeiler
der feindlichen Nord= und Ostfront. Die die Gräben füllen-
den englischen Leichen bezeugten den tapferen Widerstand
des Gegners.“
So lautet der noch im ** Kriege veröffentlichte Bericht der
deutschen Heeresleitung. Im einzelnen war die Beteiligung
des XXVII. Reservekorps an diesem entscheidenden Ereignis
auf der Blerfront die nachstehende.
Nach dem ursprünglichen Plan sollte beim XXVII. Re-
servekorps ein großer Gasangriff bei günstiger Witterung
stattfinden. Die Gasflaschen waren bereits seit geraumer
Jeit eingebaut. Da aber seit dem 22. April der dazu
nötige Südostwind nicht eintrat, so verzichtete man auf den
Gaangriff. Tatsächlich hat beim XXVII. Reservekorps nur
ein Gasangriff am 24. Mai stattgefunden. Jetzt im April
wurde beim Korps eine besondere Sturmbrigade unter dem
sächsischen Generalmajor v. Schmieden gebildet. Dieselbe
umfaßte das Regiment Neußner, II. und III. Reserve-
Infanterieregiment 241, sowie II. Reserve-Infanterieregi-
ment 242, das Regiment Wilhelmi, II. und III. Landwehr-
Infanterieregiment 78 und II. Reserve-Infanterieregiment
244, außerdem I. Reserve-Feldartillerieregiment s4, 2
Landwehrbatterien der Heeresreserve und 1 Zug Pioniere.
Als Korporeserve wurde außerdem ein weiteres Sturm-
regiment von Heygendorff, III. Reserve-Infanterieregiment
245, 3., 4. und 9. Reserve-Infanterieregiment 246, II.
Reserve-Infanterieregiment 247 binter den rechten Flügel
des Korps geschoben und demnächst der Brigade v. Schmie-
den zur Verfügung gestellt.
Die Brigade v. Schmieden griff am 24. April die mehr-
fach erwähnte Nordostecke der feindlichen Stellung energisch
an und setzte sich in den Besitz der Höhe 32 und des
Straßenkreuzes nordwestlich s' Gravenstafel. Tags darauf
nahm Regiment 242 noch einen 300 Meter breiten Streifen
des feindlichen Kampfgrabens nach schwerem Kampfe und
unter starken Verlusten. Die Brigade v. Schmieden erreichte
in fortlaufendem Angriffsgefecht vom 24. bis 26. April,
von Poelkapelle aus in südlicher Richtung vorgehend, die
Linie: Höhe 32—Straßenkreuz westlich 9'Gravenstafel
an der Straße Fortuin—Mosselmarkt. Der Gesamtverlust
der 33. Reservedivision betrug am 25. April 446 Mann.
Englische Gegenangriffe in den nächsten Nächten wurden
abgewiesen.
Die Brigade v. Schmieden, verstärkt durch das Sturm-
regiment v. Heygendorff der 44. Reservedivision, setzte
sich dann am Spätabend des 3. Mat in den Besitz des Erd-
werkes im Wäldchen bei # Gravenstafel und des anschließen-
den Höhenzugs. Der Angriff wurde in vorzüglicher Weise
vorbereitet und unterstützt durch I. Reserve-Feldartillerie=
regiment 53 und die schwere Artillerie.
In der Nacht darauf begann der Feind auf der ganzen
Front zu weichen. Die große Verfolgung hob am nächsten
Morgen an. Die Infanterie der 53. Reservedivision folgte
dem Gegner auf dem Fuße und ließ ihn nicht wieder los.
Die sofort mit den Sturmtruppen vorgehende Feldartillerie
war stets rechtzeitig heran, um den Feind wieder durch ihr
Feuer in Beweg gung zu bringen, sobald er erneut standzu-
balten versuchte. Im allgemeinen war bei den Kämpfen
der nächsten Tage die 10§. Reserve-Infanteriebrigade rechte