Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

drückten Teilen der Front und der bisherigen Stellung 
den Anschluß durch Besetzen von Verbindungsgräben und 
durch deren Ausbau zu widerstandsfähigen Riegelstellungen 
sicherzustellen. 
So sah man deutscherseits mit Zuversicht der Fort- 
setzung des Kampfes am 26. September entgegen. Die 
Armeeleitung sorgte noch während der Nacht zum 26. 
für Einsatz der rechtzeitig eintreffenden Reserven an den 
meistbedrohten Stellen. Ja, es gelang ihr sogar für die 
ganze Kampffront durch Einsatz frischer Truppen die nötige 
Gliederung nach der Tiefe zu schaffen. Das Ausscheiden 
nennenswerter Reserven konnte aber erst nach und nach, 
dem Eintreffen der Verstärkungen entsprechend, durchgeführt 
werden. 
Den Franzosen hatte der erste Großkampftag so starke 
Verluste an Mannschaften und Einbuße an innerem Halt 
der Truppe gekostet, daß es ihnen nicht gelang, ihren 
bescheidenen ersten Erfolg entscheidend auszunutzen. — 
Der 26. September 
Mit Nebel und Regen hob der 26. September, ein 
Sonntag, an. Die ganze Nacht über hatte das französische 
Artilleriefeuer in gleicher Stärke angehalten. 8,25 Uhr 
vormittago verstärkte es sich wieder zum Trommelfeuer. 
Feindliche starke Angriffe gegen die 23. Reservedivision, 
insbesondere gegen Reserve-Infanterieregiment 101 8,25 
Uhr vormittags, 2,10 Uhr und 4,30 Uhr nachmittags 
brachen teilweise schon in ihren Anfängen zusammen. Mit 
sinkender Nacht ließ das Feuer etwas nach, die braven 
Pioniere der 4. Pioniere 12 konnten sich an die Wieder= 
herstellung der zerstörten Hindernisse machen. 
Ernster war die Lage bei der 24. Reservedivision. Dort 
war die Artillerie in der Nacht neu gruppiert worden. Der 
Munitionsersatz und aller Verkehr war sehr erschwert, da 
die französische Artillerie St. Souplet und den Grund 
westlich und östlich davon mit Gasmunition sperrte. 
Die Regimenter 107 und 133 hatten ihre neue Stellung 
(2Stellung) besetzt. Ein schnell aufgeworfener Schützen- 
graben verband den linben Flügel des Reserve-Infanterie- 
regiments 104 mit dem rechten Flügel des Reserve-Infan= 
terieregiments 107. Die Verbände waren notdürftig geord- 
net, die Maschinengewehre neu eingebaut worden. 
Vorstöße des Feindes fanden an einzelnen Stellen wäh- 
rend der ganzen Nacht statt; sie wurden abgewiesen. 
Im Laufe des Tages trafen mit Fußmarsch oder in 
Kraftwagen nacheinander ein: je 2 Kompagnien der Infan- 
terieregimenter 3l und 36 als Bataillon v. Kittlitz, im 
Abschnitt des Reserve-Infanterieregiments 107 eingesetzt, 
III. Bataillon Reserve-Infanterieregiments 71, im Ab- 
schnitt des Reserve-Infanterieregiments 104 eingesetzt, 
II. Bataillon Infanterieregiments 193, zunächst als Di- 
visionsreserve zurückgehalten, dann im Abschnitt des Re- 
serve-Infanterieregiments 133 eingesetzt, 
nachts II. Bataillon Grenadierreserveregiments 100 und 
zwei Kompagnien Infanterieregiments 193, als Ablösung 
für die zusammengeschrumpften Reserve-Infanterieregi- 
menter 107 und 133 verwendet, 
endlich die 6. Batterie Fußartillerieregiments 14 und 
3. Batterie Fußartillerieregiments 27 (schwere Feldhaubitzen), 
sowie die schweren Feldhaubitzbatterien Nr. 491 und 493. 
8,30 Uhr vormittago wurde ein Angriff auf dem linken 
Flügel des Reserveinfanterieregiments lo4 abgewiesen, 
9 Uhr vormittags deögleichen ein starker Angriff gegen den 
ganzen Abschnitt des Reserveinfanterieregiments 104. Die 
Verluste des Feindes waren außerordentlich hoch, das Vor- 
gelände mit Toten und Ausrüstungsstüchen übersät. Der 
„Märchenwald“ im Abschnitt des Reserveinfanterieregi- 
mento 104, der vorübergehend verlorengegangen war, wurde 
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von einer Kompagmie des Reserveinfanterteregunents 104 
im Handgranatenangriff zurückerobert. Hierbei wurde von 
zwei Artilleriebeobachtungsstellen übereinstummend gemeldet, 
daß § französische Abteilungen zu je 100 Mann in Rich- 
tung auf St. Hilaire zurückfluteten. Die Artillerie der west- 
lichen Gruppe hatte während dieseo Kampfeo die Infan- 
terie vortrefflich unterstützt, aber selbst schwer unter dem 
wiederum von Fliegern geleiteten feindlichen Artilleriefeuer 
gelitten. 
2 Uhr nachmittags teilte die Division v. Liebert die nach- 
stehende Ballonbeobachtung mit: feindliche Infanteriebrigade 
im Vorgehen von Souain mit einem Negiment anscheinend 
Nichtung St. Souplet, mit anderem Nichtung St. Marie- 
à- 
* o 
Reserveinfanterieregiment 104 und 23. Reservedivision 
meldeten die Ansammlung starker Kavalleriemassen, dabei 
auch Artillerie, um St. Hilaire-le-Grand. Sie wurden 
durch Beschießen mit Gasmunition zerstreut. 
2,15 Uhr nachmittags setzte erneutes Trommelfeuer der 
Franzosen gegen den Abschnitt Aubérive—Souain, sowie 
feindliches Sperrfeuer über den Grund um St. Souplet ein. 
Im Abschnitt der Neserveinfanterieregimenter 107 und 133 
schossen die feindlichen Flieger die französisehe Artillerie auf 
die neuen Batteriestellungen hinter der deutschen Zwischen- 
und Reservestellung ein. Eine wirksame Abwehr durch eigne 
Geschütze und Flieger war nicht möglich. Die Infanterie 
war fast schutzlos dem feindlichen Artilleriefeuer preiogegeben. 
Die Division mußte sich darauf beschränken, 2 Kompag- 
nien deo II. Bataillons des Infanterieregiments 193 in den 
Abschnitt des Kommandeurs des Neserveinfanterieregi- 
ments 133 als letzte mögliche Unterstützung vorzuschicken. 
Da meldete die 24. Reservefeldartilleriebrigade das Vor- 
gehen von etwa einem Regiment Infanterie von St. 
PHilaire-le-Grand gegen den Abschnitt des NReserveinfanterie= 
regiments 104 und des Reservejägerbataillons 13. Auch 
im westlichen Abschnitt bekämpfte weit überlegene feind- 
liche Artillerie mit Fliegerbeobachtung unsere Batterien. Das 
Nachführen der Reserven wurde durch die gemeinsame Tätig- 
keit feindlicher Artillerie und Flieger, die sofort das Feuer 
der Artillerie auf jede Infanteriekolonne lenkten, sehr er- 
schwert. Dicht beim Divisionsgefechtsstand schlugen schwere 
Granaten ein. 
Etwa 3,30 Uhr nachmittags begann ein starker An- 
griff gegen die ganze Front. Er wurde abgewiesen, auf 
dem linken Flügel zumeist aus eigner Kraft der Infanterie. 
Am schwersten hatte der Abschnitt des NReserveinfanterie- 
regiments 133 unter dem Feuer der feindlichen 28 cm-Ge- 
schütze gelitten, die Zwischenstellung dort war stellenweise 
eingeebnet, besonders durch die verheerende Wirkung der 
zahlreichen dort in Stellung gebrachten französischen Minen- 
werfer. Die Verluste waren sehr schwer. 
Die beiden letzten Kompagnien des II. Bataillons des 
Infanterieregiments 193 wurden dem Kommandeur des Re- 
serveinfanterieregiments 133 unterstellt. 
5,15 Uhr abends brach ein neuer Angriff gegen Reserve- 
infanterieregiment 107 im Feuer zusammen, desgleichen 
einer 8 Uhr abends vor der Stellung des Reserveinfan- 
terieregimento 133. 
In der folgenden Nacht konnte endlich die Ablösung der 
zusammengeschmolzenen Regimenter 107 und 133 vollzogen 
werden. 
Trotz schwerster Verluste war die am 25. September be- 
setzte Stellung durchweg gehalten worden. 
Die Verluste des zweiten Großkampftage, eines klaren, 
schönen Herbsttages, betrugen: 
Infanterieregiment 104: Offiziere: 1 verwundet, 1 ver- 
mißt; Unteroffiziere und Mannschaften: 11 tot, 43 verwun- 
det, 25 vermißt. 
Reserveinfanterieregiment 107: Offiziere: 1 vermißt;
	        
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