Gasangriff, in 12 km Breite aus der vordersten Linie ihres
Verteidigungssystems in die zweite, die nicht die letzte ist,
gedrückt wurden. Nach vorsichtiger Schätzung betragen die
französischen Verluste an Toten, Verwundeten und Ge-
fangenen mindestens 130 00, die englischen 60 doo, die
deutschen noch nicht ein Fünftel dieser Zahl. Ob die Gegner
hiernach noch Aussicht haben, ihr Endziel zu erreichen,
mag dahingesiellt bleiben. »
Jedenfalls können solche örtliche Erfolge, erkämpft durch
den Einsatz sechs= bis siebenfacher zahlenmäßiger Uberlegen-
heit und vorbereitet durch vielmonatige Arbeit der Kriegs-
materialfabriken der halben Welt einschließlich Amerikas,
nicht ein „glänzender Sieg“ genannt werden.
Noch weniger ist davon zu reden, daß der Angriff uns
gezwungen hätte, irgend etwas zu tun, was nicht in un-
serem Plane lag, in besonderem unser Vorgehen gegen
die russische Armee nach ihm zu richten. Abgesehen da-
von, daß eine zum Abtransport bestimmte Division beim
Einsetzen der Offensive auf dem Westkriegsschauplatz an-
gehalten und dafür eine im Abtransport hierher befind-
liche andere Division nach dem Bestimmungsort der ersteren
gelenkt wurde, hat der Angriff die deutsche Oberste Heeres-
leitung nicht veranlaßt, auch nur einen einzigen Mann
anders zu verwenden, wie es seit langer Zeit bestimmt war.
Andererseits ist der Angriff weder ohne Nuhe Tag und
Nacht fortgeführt worden, noch ist er bisher an irgendeiner
Stelle über unsere zweite Linie hinausgelangt, noch hat er
uns verhindert, unsere Reserven genau so sicher und wirk-
sam zu verschieben, wie wir es bei der Maioffensive nördlich
Arras tun konnten. 6 Oberste Heeresleitung.
Der zweite Befehl Joffres, der bei einem gefallenen
französischen Stabsoffizier gefunden wurde, lautet:
203
„Großes Hauptquartier der Oslarmeen.
Generalstab, 3. Bureau. Großes Hauptquartier
Nr. 12975 21. September 1915.
Geheiml
Weisung für die nördliche und mittlere Heeresgruppe.
Allen Regimentern ist vor dem Angriff die ungeheure
Kraft des Stoßes, den die französischen und englischen
Armeen führen werden, etwa in folgender Weise klar-
zumachen:
Für die Operationen sind bestimmt: 38 Divisionen unter
General de Castelnau, 18 Divisionen unter General Foch,
13 englische Divisionen und 18 Kavalleriedivisionen (dar-
unter § englische). Außerdem stehen zum Eingreifen be-
reit: 12 Infanteriedivisionen und die heigich, Armee.
Drei Viertel der französischen Strei.kräfte nehmen an
der allgemeinen Schlacht teil. Sie werden unterstützt durch
2000 schwere und 3000 Feldgeschütze, deren Munitions-
ausrüstung bei weitem jene vom Beginn des Krieges
übersteigt.
Alle Vorbedingungen für einen sicheren Erfolg sind ge-
geben, vor allem, wenn man sich erinnert, daß bei unseren
letzten Angriffen in Gegend Arras nur 15 Divisionen und
300 schwere Geschütze beteiligt waren.
(gez.) J. Joffre.“
Bedarf es gegenüber solchen Erwartungen des Feindes
noch besonderer Worte, um die ganze Größe der Helden=
leistungen unserer Champagnekrieger klarzulegen? Eltern
und Geschwister der nur zu zahlreichen Helden, die mit
ihrem Blut den Sieg bezahlten, meistert euren Schmerz
mit dem stolzen Bewußtsein, er hielt bis zum Tode getreu,
unbezwungen die deutsche Wacht in der Herbstchampagne-
schlacht.
Der Anteil der 53. Reservedivision (XXVII. Reservekorps) an der Herbstschlacht in der
Champagne
Wir haben die 83. Reservedivision verlassen, als ihr
Hauptteil nach dem Champagneschlachtfelde, zwischen 1.
und §. Oktober, zur Heeresgruppe des deutschen Kron-
prinzen befördert wurde. Dieser Teil umfaßte den Divisions-
stab, die 105. Reserveinfanteriebrigade, Reservejäger 25, Re-
servepionierkompagnie 33 und Reservesanitätskompagnie 33.
Außerdem waren der Division zugeteilt Staffel 331, Re-
serveinfanteri itionskolonne §5, Reserveartilleriemuni-
tionskolonnen 71 und 73, Reserrefuhrparkkolonnen 87 und
90,, Reservefeldlazarett 92, durchwe'g sächsische Truppen.
Allen bei der dritten Armee verwendeten Truppenteilen der
Division war es vergönnt, ihre Tüchtigkeit auch auf dem
blutgetränkten Schlachtfe de der Chamragne zu bewähren.
Im einzelnen war die Tellnahme der verschiedenen sächsi-
schen Truppenteile der s 3. Reservedivision die nachstehende:
Dem ODivisionskommandeur mit seinem Stabe wurde die
Festlegung und der Ausbau zweier neuer Reservestellungen
nordöstlich von Somme-Py übertragen unter Zuteilung der
entsprechenden Kräfte an Pionieren, Armierungokompag=
nien und Landsturmbatatllonen, während die Truppen der
Division den während der Schlacht plötzlich auftretenden
Bedürfnissen ent. prechend, vereinzelt bei s verschledenen preu-
Hßischen und bayerischen Divisionen Verwendung fanden.
Dem Kommandeur der 105. Reservebrigade, der 7. Re-
servedivision untersiellt, wurde der besonders schwierige
Kampfobschnitt nördlich von Tahure an der sogenannten
Dreckschlucht übertragen. Dort sianden ihm außer seinem
Reserveinfanterieregiment 243 (ohne 1) zunächst nacheinander
Teile von sechs verschiedenen Infanterieregimentern und
zwei preußische Pionierkompagnien zur Verfügung. In un-
unterbrochenem Ankämpfen gegen den weit überlegenen Feind,
meist in unermüdlichem Angriffskampfe, wies er alle Durch-
bruchsversuche vom 10. Oktober bis 3. November in un-
erschütterlichem Ausharren ab.
Das Reserveinfanterieregiment 241 wurde im Neben-
abschnitt bei der 29. Reserveinfanteriebrigade der 16. Re-
servedivision am 9. Oktober zum Sturme auf Tahure ein-
gesetzt, III. Reserveinfanterieregiment 241 blieb dabei zu-
nächst in Reserve, I. und II. Reserveinfanterieregiment 241
und I. Reserveinfanterieregiment 243 griffen an diesem Tage
6,30 Uhr vormittags überraschend ohne Artillerievorberei=
tung von der Schlucht bei der Mühle von Nipont aus an.
Sie erhielten bald furchtbares Flankenfeuer von den viel-
genannten Höhen 170 und 192 (Butte de Tahure). Das
Derf Tahure selbst, welches vom Feinde verlassen sein
sollte, erwies sich als stark besetzt, ebenso ein französischer
Schützengraben nordöstlich des Dorfes. Der Angriff kam
200 m vor diesem Graben, unter heftigstem Flankenfeuer
von beiden Seiten, zum Stehen. Die braven Sachsen gruben
sich, so gut es ging, in dem harten Kalkboden ein und
hielten die neu errungene Stellung trotz beftigster Be-
schießung, welche weder Tag noch Nacht aussetzte, in ihrem
Hauptteil bis zu ihrer Ablösung, welche in der Nacht zum
13. Oktober erfolgte. Wegen ihrer starken Verlusie mußten
dabei die Bataillone I und lI des Reserveinfanterieregi-
ments 241 zu einem Bataillon vereinigt werden. Das
III. Bataillon des Regiments wurde vom 10. Oktober ab
in der bioherigen Stellung des Grenadierlandwehrregi-
ments 100 verwendet und zu Verstärkungsarbeiten in und
binter der Stellung herangezogen. Auch dieses Bataillon