bruch in Richtung auf Auzhof zur Sperrung der dortigen
Bahn und Straße. Bereits 1 Uhr nachts traf die Mel-
dung von der Besitznahme und Zerstörung der dortigen
Bahnstrecke ein.
Am 18. Juli rückte die Division über Doblen nach,
stieß aber erneut auf heftigen Widerstand bei Anzhof. Von
Norden her kam die Mitteilung, daß die Außenabteilung
Libau mit ihrer Vorhut im Kampfe vor Tukkum stebe,
mit ihrem Gros aber auf Doblen heranrücke. Das Ka-
valleriekorps Graf v. Schmettow teilte durch Funkspruch
mit, daß das Nordkorps von Zirolen über Grünhof süd-
ostwärts und das Kavalleriekorps über Doblen in der all-
gemeinen Richtung auf Sessau vorrücken werde.
Die 38. Kavalleriebrigade hatte 7 Uhr vormittags nach
schwerem Kampfe Auzhof genommen. Ihr wurde je nach
Lage als weiteres Ziel Hofzumberge oder Grünhof ange-
wiesen. Die verstärkte 18. Kavalleriebrigade wurde von
Doblen aus gegen Mitau entsandt. Ein Funkspruch des
Armeeoberkommando wies 3 Uhr nachmittags als Jiele dem
Kavalleriekorps Sessau und der 8. Kavalleriedivision Groß-
Wirzau an. Die 38. Kavalleriebrigade erkämpfte am Nach-
mittage Hofzumberge, die 40. Kavalleriebrigade Deggen
südlich davon. Auf Befehl des Kavalleriekorps, dem die
8. Kavalleriedivision zur einheitlichen Gefechtsführung an
diesem Tage unterstellt wurde, nächtigte die Division nord-
westlich von Doblen. Die 23. Kavalleriebrigade versuchte
Becker, die russische Schutzstellung für Mitau, welche stark
auogebaut und betoniert war, durch Handstreich zu nehmen.
Aber es fehlte an genügender Artillerieunterstützung. Im-
merhin war das Tagegergebnis großartig: das Nordkorps
stand bei Shagory, das Kavalleriekorps um Groß-Wirzau;
Tukkum und Windau waren in deutschem Besitz. Nur
Trümmer des Gegners hatten sich nach Mitau gerettet.
Am 19. Juli wurde die 8. Kavalleriedivision vom Kaval-
leriekorps der 41. Infanteriedivision unterstellt. Letztere sollte,
verstärkt durch die Außenabteilung Libau, die Sperrung der
Enge bei Mitau übernehmen. Es blieb ihrem Führer überlas-
sen, ob er Mitau nehmen oder nur so abschließen wollte, daß
der Abzug der deutschen Hauptkräfte nach Süden unbedingt
verschleiert würde. Der direkte Angriff auf die russischen
Mitaustellungen versprach nach den Feststellungen des gest-
rigen Kampfes bei Becker keinen durchschlagenden Erfolg.
Der General Graf v. Schmettow entschloß sich deshalb zur
Absperrung Mitauc. Es regnete den ganzen Tag, die Wege
waren grundlos. Trotz dieser widrigen äußeren Einflüsse
und trotz geschickten feindlichen Widerstandes gelang die
Absperrung mit der 23. Kavalleriebrigade an der Schwed
und mit der 41. Infanteriedivision nordösilich von Grün-
hof, die tags darauf östlich bis über den Matonabschnitt
ausgedehnt wurde. Weiter westwärts schloß die Außen-
abteilung Libau bei Doblen und nördlich dieses Ortes die
Verbindung von Mitau nach Nordwesten ab.
Die Hauptgruppe der Kurlandarmee des Generals v. Be-
low, dic alte Niemenarmee, mit der Hindenburg seine Feld-
herrnlaufbahn eröffnet hatte, war inzwischen siegreich von
Norden gegen den Raum von Schaulen vorgegangen und
drängte die ihr mit anerkennenswertem Geschick in großer
Schnelligkeit entgegengeworfene fünfte russische Armee in
siegreichen Kämpfen immer weiter südostwärts ab. Gleich-
zeitig drückte die verstärkte 8. Kavalleriedivision den Feind
auf der ganzen starken Front westlich und südwestlich des
Mitauabschnitts von Bachabsehnitt zu Bachabschnitt zurück.
Sie legte dabei den Hauptdruck auf ihren rechten Flügel,
wo die Brigade v. d. Decken über Meiten auf Sessau
vordrang.
Am 22. Juli verstärbte das Armeeoberkommando dann
die 3. Kavalleriedioision noch durch ihre Armeereserve bei
Janiszki, um ihr den Vorstoß gegen Flanke und Rücken
des ihr gegenüberstehenden Feindes östlich des Wirzau-
Sachsen in großer Jelt. Band II
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baches zu ermöglichen. Die Brigade v. d. Decken gelangte
bio zum 23. abends bis an das Straßendreieck s km west-
lich Mesoten—Groß-Bersteln—Oglei. Auf der übrigen
Front trat keine Veränderung ein.
An diesem Tage hatte sich der Sieg der Niemenarmee
über die russische fünfte Armee entschieden, bisher waren
24000 Gefangene und sonstige riesige Beute festgesiellt.
Das Kavalleriekorps ruhte an der Muscha. Am 24. Juli
wurde um Baust starke russische Kavallerie mit etwa einer
Brigade Infanterie festgestellt, über deren Zweck es baldigst
Klarheit zu schaffen galt. Wir werden in der Folgezeit
sehen, wie sich stets nach wenigen Tagen das Gs#n#ehit
der Kriegslage wieder vollständig änderte, entsprechend den
Verstärkungen, welche die russische Heeresleitung in fieber-
hafter Hast auf allen verfügbaren Bahnen auf den kur-
ländischen Kriegsschauplatz warf in nervöser Unkenntnis der
Absichten des gefürchteten Hindenburg. Das stellte haupt-
sächlich an die großen deutschen Kavalleriekörper, welche,
auf weite Näume entsendet, in nur loser Verbindung mit
der Führung standen, die größten Anforderungen, insbeson-
dere an die Entschlußkraft und Verantwortungofreudigkeit
ihrer Führer. In glänzendem Zusammenarbeiten zwischen
allen Befehlsverbänden ist die wechselvolle Aufgabe der
nächsten Tage so vorzüglich gelöst worden, daß die russische
Heeresleitung nie ein richtiges Bild der deutschen Stärke
und Kriegsziele erlangt hat.
Die 8. Kavalleriedivision erhielt am 24. Juli 10,30 Uhr
vormittags vom Armeeoberkommando die Weisung, Mitau
baldigst zu nehmen. Die dazu nötigen Unterstützungen an
Infanterie und schwerer Artillerie wurden ihr für den
25. Juli in Aussicht gestellt. Die erstere war auf Bausk,
die schwere Artillerie (Mörser) auf Doblen im Anmarsch.
Inzwischen wurden russische Vorstöße gegen den rechten
Flügelabschnitt der 8. Kavalleriedivision restlos abgewiesen.
Gefangenenaussagen siellten fest, daß vor der Mitaufront
die 12. westsibirische, die 13. sibirische und die 53. Armee-
division, alle bedeutend geschwächt und mit noch ganz jungen
Truppen vermischt, im Naume östlich von Sessau versam-
melt seien.
Der Rest der feindlichen fünften Armee war inzwischen
bei Ponewesh erneut von der Niemenarmee geschlagen wor-
den. Deren Oberbefehlshaber, der General v. Below, ent-
sandte nummehr die 6. Reservedivision über Konstantinow
(27. Juli) und Sheime (28. Juli) zur Verstärkung der
8. Kavalleriedivisson auf Mitau. Die 6. Reservedivision
wurde auf Bausk angesetzt, um später Aa abwärts den ent-
scheidenden Stoß gegen Mitau und dessen rückwärtige Bahn-
verbindungen im Verein mit der 3. Kavalleriedivision zu
führen. ·
Die6.Nefervcdivisiongriffam28.und29.J1tliBausk
energisch an. Am 30. Juli wurde auch noch die Brigade
Homeyer der 8. Kavalleriedivision zugesandt und gleichfalls
auf Baufsk angesetzt. Gleichzeitig ging die 8. Kavallerie=
division auf Mesoten zum Angriff gegen die starke russische
Stellung hinter der Ag von Westen her vor.
In der Nacht zum 31. Juli brach die 6. Reservedivision
über einen Brückensteg bei Gut Jungfernhof in die sehr
starke russische Stellung ein. Im Laufe des folgenden
Tages erweiterte sie dann ihren Erfolg. Auch der 8. Ka-
valleriedioision gelang es, Mesoten zu nehmen, und am
Nachmittag desselben Tages fiel dann auch Bausk mit
unversehrten Brücken in deutsche Hand. Der Feind verlor
außer großen blutigen Verlusten 1500 Gefangene mit 6 bis
7 Maschinengewehren und floh in Auflösung nordwärts.
Aber schon näherte sich eine neue Verstärkung, die russische
3. Kavalleriedioision. Sie erreichte an diesem Tage Olai#
an der Straße Riga—Mitau. Die russischen Verteidiger
von Mitau waren außerdem durch eine neue sibirische Dioi-
sion (14. Schützendivision) verstärkt worden. Endlich be-
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