Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

der dritten Armee, ihren Gegner niederzukämpfen oder 
durch die südlich Givet gefundene Lücke in der französischen 
Heeresgruppierung mit genügenden Kräften vorzustoßen, 
so würde der südlich der Sambre fechtende Feind nicht nur 
den Waffen der zweiten Armee unterliegen, sondern sich 
auch von dem ihm benachbarten, bei Charleville zu suchenden 
französischen Heeresteil getrennt sehen. 
Die Frage, welchem dieser vorstehend angedeuteten Ge- 
sichtspunkte Raum zu geben sein möchte, konnte wohl 
weder vom Oberkonimando der zweiten noch von dem 
der dritten Armee zweckdienlich beantwortet werden, weil 
keine dieser Stellen die Verhältnisse der anderen und 
der Gesamtheit übersah und, gewollt oder ungewollt, 
unter dem Drucke einseitiger Interessen stand. Meiner 
Meinung nach hätte die Vereinbarung für die Ubereinstim- 
mung im Handeln der zweiten und dritten Armee erst 
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21. August zwei Korps bis Sambre-Linie Chatelet— 
Jemeppe.“ 
Auch der zweite Teil des Funkspruches: 
„Zum Zusammenwirken mit zweiter Armee ist dichtes 
Herangehen der dritten Armee an Maasabschnitt dringend 
erwünscht" — 
brachte eine eigentliche Angriffsabsicht für den 2 1. August 
nicht zum Ausdruck, sondern wünschte nur eine Bereitstel- 
lung der dritten Armee hinter der Maas. Beides zusammen 
erweckte beim Oberkommando der dritten Armee die Über- 
zeugung, daß die zweite Armee für den 21. August ein ent- 
scheidungsuchendes Vorgehen noch nicht für angezeigt hielt. 
Das Oberkommando der dritten Armee war daher überrascht, 
als es am 21. August 8 Uhr 15 Minuren vormittags die 
telegraphische Mitteilung vom Oberkommando der zweiten 
Armee erhielt, „daß die zweite Armee beabsichtige, der 
  
  
  
Dinant, von Süden gesehen 
dann von den beiden Armeeführern gefordert werden sollen, 
nachdem die Oberste S die Grundlage für die 
gemeinsam zu führende Operation durch bestimmte Richt- 
linien gekennzeichnet hatte. 
Aus einem am 20. August 2 Uhr 30 Minuten nachmittags 
aus dem Oberkommando der zweiten Armee erhaltenen 
Telegramm ersah das Oberkommando der dritten Armee, 
daß die erste und zweite Armee am 20. August die Linie 
Ninove—Gemblour (20 Kilometer westlich von Brüssel, 
bzw. 9 Kilometer westnordwesilich von Namur — Skizze 4) 
erreichten, demnach am Abend des 20. August nur der 
linke Flügel der zweiten Armee in greifbarer Nähe der 
Sambre sich befinden würde. Es folgerte daraus, daß 
dem Oberkommando der zweiten Armee für eine sofortige 
Auseinandersetzung mit dem hinter der Sambre stehenden 
Feinde am 21. August nur Teilkräfte verfügbar sein könnten. 
In dieser Auffassung sah es sich dadurch bestärkt, daß 
der Funkspruch (eingegangen 11 Uhr 46 Minuten nachts 
bzw. 21. August 12 Uhr 40 Minuten früh) in seinem 
ersten Teile sagte: „Von der zweiten Armee rücken am 
dritten Armee den Ubergang über die Maas zu öffnen 
und dazu bis 21. August 11 Uhr vormittags mit dem 
X. Armeekorps bei Tamines, mit dem Gardekorps beie 
Jemeppe einzutreffen.“ 
Diese Absicht kam nicht zur Ausführung, denn schon am 
21. Augusi 9 Uhr 45 Minuten vormittags lief beim Ober- 
kommando der dritten Armee der Funkspruch des Ober- 
kommandos der zweiten Armee ein: „Zweite Armee greift 
heute nicht an.“ 
Welche Gründe am 21. August früh zu solcher Sinnes- 
änderung beim Oberkommando der zweiten Armee geführt 
hatten, wurde dem Oberkommando der dritten Armee nicht 
bekannt. Es vermutete, daß der am 20. August abends 
beim Oberkommando der zweiten Armee eingetroffene Nach- 
richtenoffizier der dritten Armee, Hauptmann von Weise, 
dort die erforderlichen Aufklärungen über Auffassung und 
Lage des Oberkommandos der dritten Armee gegeben und 
überzeugt hatte, daß die planmäßige Feuereröffnung gegen 
die Maaslinie erst am 21. August abends möglich sei. 
Das endgültige Ergebnis der zwischen dem Oberkommando
	        
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