31
dritten Armee durchgeführt, welche erneut
die Aufmerksamkeit des Gegners auf die
Maasfront hinlenkten, während das Ver-
hängnis ihn bei Namur und an der
Sambre ereilte. Der Feind wußte seit
dem Vormittag des 21. August Namur
engumschlossen. Seit Mittag desselben
Tages war siarker Feind an der Sambre
aufgetaucht, jetzt am Spätabend des
21. August sließ auch starke deutsche In=
fanterie auf breiter Front gegen die Maas
vor. "
Erkundung bei Houxr
Die Unternehmung gegen Hour, dessen
Eisenbahnbrücke für den äußerslen rechten
Flügel des XII. Armcekorpo, die 32. In-
fanteriedivision als Ubergangsstelle in Be-
tracht kam, wurde dem II. Bataillon des
Infanterieregiments 177, Major von Hey-
gendorff, übertragen. Es wurde von der
Ferme Salazinne, 2 Kilometer südöstlich von Dorinne aus,
5 Uhr 30 Minuten nachmittags auf Houx in Marsch gesetzt
und erreichte kampflos in der Dunkelheit das Dorf, das sich
tief unter dem bewaldeten Schloßberg eng gestreckt am
rechten Maasufer in Nichtung auf die 1 Kilometer unter-
halb gelegene Eisenbahnbrücke in einer Länge von etwa
300 Metern ausdehnt.
Der Feind, der am jenseitigen Ufer den Bahndamm,
einzelne Häusergruppen und Waldstücke, wie aus sorgfäl-
tigen Erkundungen feststand, besetzt hielt, schlief ruhig weiter,
bis ihn die Sprengungen im Dorfe wachrüttelten. Dort
waren mehrere Reiterpatrouillen in den letzten Tagen heim-
tückischen Hecken= und Kellerschützen zum Opfer gefallen.
Nun verfiel das Dorf der rächenden Flamme. Das Ba-
taillon war längst wieder oben am Schloß, wo es den
Rest der Nacht verbrachte, als die aufgeregten Franzosen
immer noch von jenseits des Flusses in das brennende Dorf
hineinfeuerten.
Erkundung gegen Dinant
Der Erkundungsvorstoß auf Dinant fiel in den Bereich der
linken Flügeldivision des XII. Armeekorps, der 23. Infan-
teriedivision, und wurde von dem II. Bataillon des Schützen-
regiments log unter Major von Kirchbach ausgeführt.
Das Bataillon, dabei ein Zug Pioniere des Feldpionier=
bataillons 12 rückte längs der Straße von Sorinne nach
Einbruch der Dunkelheit 8 Uhr So Mi-
Dinant, von Norden gesehen
rinne zum Regiment zurück. Der nächtliche Häuserkampf
mit der Bevölkerung von Dinant hatte seinen Eindruck auf
unsere Leute nicht verfehlt. Wie ein Lauffeuer verbreitete
sich auf der ganzen Front die Kunde von dem tätigen An-
teil, den die verblendete Bevölkerung an dem Kampfe
genommen hatte.
Anschaulich gibt diese Eindrücke der Bericht des Pionier-
unteroffiziers Börner wieder: „Nach eingebrochener Dunkel-
heit wurden am 21. August im Schloßpark von Foy Notre
Dame an jeden Mann ein bis zwei behelfsmäßige Hand-
granaten vom Kompagniegerätewagen verausgabt. Die
Handgranaten bestanden aus einem Sprengkörper, in den
eine Zündkapsel mit einem Stück Zeitzündschnur von sechs
bis sieben Sekunden Brenndauer eingeführt war. Sie
waren auf einem Brettstück mit Handgriff aufgebunden
und wurden mit einem brennenden Streichholz entzündet.
Gegen 9 Uhr abends ging es los durch dunkle Nacht, Nich-
tung Dinant. Die Spitze bildeten die Offiziere der Pioniere
und der Schützen, hierauf kam ein leichter Schützenschleier,
auf den die Pioniere und die Spitzenkompagnie folgten.
Bevor wir in die Stadt kamen, wurden, um für alle Fälle
gerüstet zu sein, die Seitengewehre aufgepflanzt. Dinant
lag in tiefem Dunkel, wie ausgestorben. Die Straße fiel
ziemlich steil ab und war gepflastert. Nur der gleichmäßige
Schritt der schweigend dahinziehenden Truppen war in der
nächtlichen Stille hörbar. Nachdem so einige hundert Meter
zurückgelegt waren, kam eine einzelne brennende Gaslaterne
nuten abends, zunächst ohne auf Wider-
stand zu sioßen, nach Dinant vor. Erst
als die Spitze bis in die Nähe des Maas-
ufers gelangte und nach dem Markte zu
einbog, erfolgte von allen Seiten ein hef-
tiger Feuerüberfall aus den verbarrikadier-
ten Häusern sowie von den Felsen-
terrassen und Gartenmauern her. Nach
halbstündigem Kampf war der Wider-
stand bewältigt. Die Häuser, aus denen
geschossen worden war, wurden an-
gezündet, dann der Rückmarsch angetreten.
Die Schützen hatten sich in dem nächt-
lichen Straßenkamfe vorzüglich bewährt.
Hauptmann Lindner und Oberleutnant
Freiherr von Oer, sowie 16 Unteroffiziere
und Mannschaften waren gefallen, 6 Offi-
ziere und 110 Unteroffiziere und Mann-
schaften waren verwundet.
Stolz kehrte das Bataillon nach So-
Dinant, links der Maas