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schrift wurden, zeigte es sich, daß die einschlägigen Firmen
nicht in der Lage waren, alle auf sie einstürmenden Auf-
träge auszuführen. Lieferanten für Sachsen waren in erster
Linie das Sächsische Serumwerk, dann das Hygienische
Institut der Universität Leipzig (für den Bedarf des Be-
satzungsheers), das Hauptsanitätsdepot Berlin (für die
Feldtruppen) und die Königliche Lymphanstalt, die Pocken-
lymphe lieferte. Die Anzahl der von der #mphanstalt ge-
lieferten Portionen betrug bis einschließlich Oktober 1918
1638u000 Impfportionen.
Die Herstellung der Verbandmittel oblag dem
Hauptsanitätsdepot und den Verbandmittelabteilungen der
beiden Sanitätsdepots, die der Arzneimittel den Arznei-
mittelabteilungen der letztgenannten. Von Kriegsbeginn bis
zum 30. Juni 1918 betrug der Wert der gelieferten bezw.
beschafften Gegenstände des medizinisch-chirurgischen Be-
darfs 306 973,50 Mark.
Auslieferungsstellen für das Feldheer waren das
Sammelsanitätsdepot Dresden und die Sanitätsspeicher
Dreoden und Engelsdorf. Der Wert der durch das auf
dem Gelände des Werkstättenbahnhofs Dresden-Friedrich-
stadr errichteten Sammelsanitätsdepot vermittelten Gegen-
stände des medizinisch-chirurgischen Bedarfs, des ökonomi-
schen Etats und der Krankenverpflegungomittel betrug bis
zum 1. Juli 1918 insgesamt 33 Millionen Mark.
Für das Feldheer wurden durch die Medizinalabteilung
ferner beschafft drei Röntgenkraftwagen, sechs Desinfek-
tionswagen, elf Trinkwasserbereiter, eine fahrbare Lazarett-
wäseherei und fünfzehn Krankenkraftwagen. Mehrere Bade-
wagen für die Türkei wurden auf Veranlassung des preu-
sßischen Kriegsministeriums gestellt und teilweise mit Be-
mannung und Bespannung versehen.
Sanitätshunde für sächsische Sanitätskompagnien
wurden von der Zentralstelle Fangschleuse überwiesen. Die
Gestellung geeigneter Hundeführer war schwieriger, wie
die der Hunde selbst.
Für die Beschaffung der Gegenstände des öko-
nomischen Bedarfs waren im wesentlichen die gleichen
Grundsätze maßgebend, wie bei der der Gegenstände des
medizinisch-chirurgischen. Die Schwierigkeiten waren auch
bier die gleichen. Die Instandhaltung der Geräte ging
glatt vonstatten, solange im freien Verkehr Arbeitskräfte
und Material vorbanden waren. Später wurde zur Er-
richtung von Eigenwerkstätten geschritten, indem man den
Lazaretten Tischler-, Schlosser-, Klempner= usw. Werkstätten
angliederte, in denen mit Erfolg Leichtkranke aus den be-
treffenden Fächern verwendet wurden. "
Bei der Ausgabe von Wäsche und Krankenbeklei-
dung muste mit größter Sparsamkeit verfahren werden.
Je siärker sich die Stoffknappheit fühlbar machte, um so
mehr mußte auf die Instandsetzung beschädigter Stücke
Wert gelegt werden. Die Einrichtung einer Lazarettwäsche-
Instandsetzungswerkstatt beim XllI. Armeekorps hat sich alo
sehr segensreich erwiesen; es wurden 40 bis 30 Nähfrauen
beschäftigt. Im Bereich des XIX. Armcekorps wurde die
Ausbesserung in den Lazaretten selbst von Nähfrauen aus-
geführt.
Für die Reinigung der Wäsche standen die Garnison=
waschanstalten und die eigenen Waschbetriebe der Lazarette
zur Verfügung. Sehr empfindlich bemerkbar hat sich der
Mangel an fetthaltiger Waschseife für die Arzte und die
Kranken gemacht. Zur Neinigung der Wäsche der Haut-
kranken war das Kriegsseifenpulver nicht mit Vorteil ver-
wendbar.
Die Beleuchtung der Lazarette durch Kerzen, Kar-
bid, Petroleum oder Spirituo mußte, der Not geborchend,
bald auf das Auserste eingeschränkt werden. Wo irgend
angängig, wurden elektrische Lichtanlagen hergestellt, Gas-
anlagen wurden erweitert.
Die Versorgung der Lazarette mit Lebensmit-
teln erfolgte im allgemeinen nach denselben Grundsätzen
und durch die gleichen Stellen, wie die der Truppen.
Im Bereiche des XII. Korpo entstand im Oktober 1915
eine Lebenomittelstelle — Lazarettlebensmitteldepot ge-
nannt —, durch die Lebenomittel, die nur für den Bedarf
der Lazarette bestimmt waren, empfangen und verteilt wur-
den. Andere Arten von Lebensmitteln, die einheitlich für
Lazarette wie Truppen bestimmt waren, wurden von den
einzelnen Lebensmittel-Zentralstellen dem Proviantamt zu-
gewiesen und von dort an die Verbrauchsstellen verteilt.
Soweit als solche Lazarette in Frage kamen, geschah die
Zuleitung zuerst unmittelbar; später vollzog sie sich durch
die Vermittelung des Landeslebensmitteldepots.
Im Bereiche des XIX. Korps wurden erst zu Anfang des
Jahres 1918 vier Landeslebenomittelstellen eingerichtet, die
der Kontrolle des Lebensmittelamtes unterstanden; die Laza-
rette bezogen ihren Bedarf unmittelbar von den Truppen-
ernährungsämtern.
Der Hurchschnittskostensatz für Kopf und Tag
betrug während des ganzen Krieges 1,33 Markz; der durch-
schnittliche Höchstsatz war 1,84 Mark, der Mindestsatz
0,95 Mark. Gegen den Friedenssatz ist ein Anwachsen um
durchschnittlich 3o vom Hundert zu Ende des Jahres 1918
zu verzeichnen gewesen.
Auf den Ausbau der schon im Frieden bei einem Lazarett
bestehenden Eigenwirtschaft wurde großer Wert ge-
legt. Gegenstand der Eigemwirtschaft war neben der Ge-
müse-- und Obstzucht die Gewinnung von Eiern, Honig und
Milch. Uber die Erfahrungen mit Kaninchen-, Ziegen= und
Schweinezucht ist weiter oben berichtet worden. Die Eigen-
wirtschaft ging teils auf eigenem, teils auf erpachtetem
Lande vor sich. Neben der Ergänzung der Lebensmittel-
versorgung bot sie erwünschte Gelegenheit, Genesende wie-
der an regelmäßiges Arbeiten zu gewöhnen und Kriegs-
beschädigten zur Ertüchtigung ihrer Glieder zu verhelfen.
Zu den Gesichtspunkten, die im Frieden für die Be-
handlung der Kranken und Verwundeten maß-
gebend waren, traten während des Krieges zwei neue hinzu:
die größtmögliche Sparsamkeit #m Verbrauch der zur Unter-
suchung und Behandlung erforderlichen Hilfsmittel und
die Verkürzung der Behandlung auf ein Mindestmaß, die
eine möglichst rasche Wiederverwendung der Genesenen im
Heeresdienste ermöglichte. Im einzelnen auf die Behand-
lungoweise einzuwirken, bestand für die Medizinalabteilung
keine Veranlassung. Bei folgenden besonderen Heil-
verfahren war die Mitwirkung der Abteilung erforderlich.
Die Verwendung von Nöntgenapparaten nahm an Umfang
zu; die Zahl der im Frieden vorhandenen — achtzehn —
wurde verdoppelt. Beim Neservelazarett 1 Dresden wurde
eine eigene Röntgenabteilung eingerichtet, die unter der
Leitung eines namhaften Spezialisten den höchsten An-
forderungen gewachsen war. Die Kosten der Einrichtung
betrugen zwanzigtausend Mark; im Jahre wurden durch-
schnittlich neuntausend Aufnahmen gemacht. Den Arbeiten
des Institutes verdanken eine Anzahl röntgenologischer
Neucrungen ihren Ursprung. Bewährt haben sich bei der
Behandlung von Wunden und Hautkrankheiten die soge-
nannten „Künstlichen Höhensonnen“. Reichlicher Gebrauch
wurde gemacht von Elektrisier= und medico-mechanischen
Apparaten. Einige heilgymnasiische Anstalten wurden mili-
tärärztlichen Zwecken dienstbar gemacht. Auf manuelle
Massage und Krankengymnastik wurde besonders Wert ge-
legt; außerdem wurde in Dresden ein Ambulatorium für
Massage und Krankengymnastik eingerichtet.
Für besonders wichtige Gebiete des Heilwesens wurden
namhafte Spezialisten als Fachärztliche Beiräte —
beim XII. Korps 18, beim XIX. 27 — verpflichtet.
Die schon erwähnte Einrichtung von Sonderlaza-