Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

zu machen. Die Intendanturgeschäfte bedeuten ja nur einen 
Teil seines Pflichtenkreises, denn alle beim Generalkom- 
mando vorkommenden wirtschaftlichen Angelegenheiten fallen 
ihm noch zu. Uber sie hat er dem kommandierenedn General 
Vortrag zu erstatten. 
Vom Intendanten wandern die Eingänge in die Ab- 
teilungsregistraturen, werden dann dem Abteilungsvorsteher 
vorgelegt und von diesem den Beamten zur Bearbeitung 
zugestellt. 
In umgekehrter Reihenfolge wird mit den bearbeiteten 
Sachen verfahren. In der Absendestelle herrscht namentlich 
in den Nachmittagsstunden ein sehr reger Betrieb, denn 
es muß dafür gesorgt werden, daß alle am Tage be- 
arbeiteten Ausgänge bis zum Abend zum Versand fertig sind. 
Am selben Eingang liegen die Räume der 1. Abteilung, der 
„Kassenabteilung“. Wir sehen im ersten Zimmer zwei Be- 
amtenstellvertreter damit beschäftigt, Gehaltsanweisungen für 
die Beamten der Intendantur und nichtregimentierte Offi- 
ziere des Korps an- 
345 
träge bereitgestellt, um ihnen zu steuern. Diese wurden 
in dankenswerter Weise von privater Seite mehrfach er- 
gänzt. Sehr bedeutende hochherzige Spenden gingen aus 
Industriekreisen dem Generalkommando zu mit der Be- 
stimmung, zu Unterstützungen für aktive und inaktive Unter- 
offiziere und Mannschaften verwendet zu werden. Gesuche 
werden bei der Intendantur auf ihre Berechtigung geprüft, 
was nicht selten mit recht umständlichen Erörterungen ver- 
knüpft ist. So ist manche Sorge erleichtert, manche Träne 
getrocknet worden. In den ersten vier Kriegsjahren wurden 
43 000 Mark aus Reichsmitteln, über 51000 Mark aus 
Stiftungen verteilt. 
Einem weiteren Sekretariatsbeamten fällt die Sorge zu 
für Besetzung der Kassenverwaltungen bei den Truppen an 
der Front und im Lande mit Zahlmeistern und Unterzahl- 
meistern. Bei der sehr großen Zahl solcher Verwaltungen 
— im Kriege waren nicht nur die Bataillone, sondern oft 
auch Kompagnien und sonstige kleine Verbände damit ver- 
sehen — gab es viel 
  
zufertigen. Neben 
an bearbeitet ein 
Rechnungsrat die 
Personalsachen un- 
serer Behörde. Ein 
umfangreiches Ge- 
biet! Das Personal 
wechselt viel, denn 
die stellvertretende 
Intendantur hat für 
die zahlreichen aus 
ihr hervorgegange- 
nen Feldverwal= 
tungsbehörden Er- 
satz zu stellen. Dau- 
ernd laufen Anfor= 
derungen an solchem 
ein. Meist werden 
„Fachbeamte“ ge- 
wünscht. Aber leider sind sie bei uns so wenig zahlreich ver- 
treten, daß den Wünschen nur ausnahmsweise entsprochen 
werden bann. Geht es nicht an, so springen Assistentenstell- 
vertreter ein. Einige sind für die Verwendung im Felde be- 
sonders vorgebildet und im Reiten einigermaßen geübt. Sie 
gehen gern hinaus. Und es darf gesagt sein, daß sie fast 
ohne Ausnahme den Anforderungen voll entsprochen haben. 
Aber nicht der Feldersatz allein macht dem Herrn Rech- 
nungsrat viel Arbeit. Es kam häufig vor, daß Angehörige 
der Intendantur an andere Militärbehörden abzugeben waren. 
Auch die Zivilbehörden erbaten sich, wenn die Arbeitslage 
eg ihnen erwünscht erscheinen ließ, die von ihnen stammenden 
Beamten ganz oder auf Zeit zurück. Freilich brächte solcher 
Wechsel jedesmal Nachteile mit sich. Oas Einarbeiten von 
Ersatzleuten kostete Mühe und Zeit. 
Zu unserem schmerzlichen Leidwesen rissen auch Krank- 
heit und Tod mehrfach Lücken in den Kreis der Angehörigen 
unserer Behörde. Der lieben Kameraden, die, solange es 
ihre Kräfte erlaubten, treu ihre Pflicht getan haben, sei 
auch an dieser Stelle dankbar gedacht. 
Zu den Personalsachen gehören auch die Auszeichnungea. 
Dem Verdienst seine Krone! Da sehen wir denn bei unserem 
Rundgange so manches Knopfloch geziert mit dem äußeren 
Zeichen der Anerkennung treu erfüllter Pflicht. 
Endlich werfen wir hier noch einen Blick in die Unter- 
stützungsakten. Auch im Frieden standen dem Kriegsministe- 
rium und dem Generalkommando Mittel zur Verfügung, um 
Heeresangehörigen aller Grade in Fällen wirtschaftlicher 
Not Unterstützungen zu gewähren. Es liegt auf der Hand, 
daß der Krieg die Notstände nach Zahl und Schwere ge- 
steigert hat. Daher hat die Reichsregierung namhafte Be- 
  
Das Feuerwerkslaboratorium in Radeberg 
Wechsel. Besonders 
wichtig war natürlich 
die Auswahl in Aus- 
bildung solcher jun- 
ger Leute, die sich 
dem Berufedes Zahl- 
meisters ganz wid- 
men wollen. Wäh- 
rend die Auswahl 
bei der Truppe er- 
folgte, lag der In- 
tendantur ein Teil 
der Ausbildung ob. 
Fastständig war eine 
Anzahl solcher Zahl- 
meisteranwärter zu 
. ihr befehligt, erhielt 
bier Unterricht in 
allen Zweigen der 
Militärverwaltung und hatte sich schließlich einer Prüfung 
zu unterwerfen. 
In dem Zimmer, das wir nun betreten, wird „Pferde- 
arbeit“ geleistet! Hier finden nämlich die Angelegenheiten 
der Krümperpferde und der Schlachtpferde sowie die Ver- 
wendung von Militärpferden zum Nutzen von Zivilpersonen 
ihre Erledigung. Diejenigen Truppenteile, welche über Pferde 
und Wagen verfügen, sind berechtigt, diese im Interesse von 
Privaten zu verwenden, wofür von diesen Bezahlung zu 
leisten ist. Es war Aufgabe der Intendantur, die Fuhren- 
sätze, welche von den Truppen vorgeschlagen wurden, ein- 
gehend zu prüfen. Was die Schlachtpferde betrifft, so 
hatten diese schon im Frieden eine gewisse Bedeutung für 
die Volksernährung. Jetzt war ihre Bedeutung noch wesent- 
lich gewachsen. Da es weit mehr Militärpferde gab als im 
Frieden und ihre Inanspruchnahme stärker war, ist auch die 
Zahl der Schlachtungen höher geworden. Die Schlacht- 
pferde wurden stark begehrt und bildeten den Gegenstand 
zahlreicher Verträge mit Roßschlächtern. 
Eine Kriegserscheinung war das Verleihen von Militär- 
pferden. Der in Stadt und Land immer fühlbarer wer- 
dende Mangel an Zugpferden, Wagen und Bedienung hatte 
die Militärverwaltung bewogen, auszuhelfen. Der Inten- 
dantur fiel die Festsetzung der für diese Spannleistungen 
zu fordernden Gebühren zu. " 
Industrie und Landwirtschaft bedurften aber auch mensch- 
licher Arbeitskräfte. Sie wurden ihnen aus den Mann- 
schaften der Ersatztruppenteile durch Beurlaubungen gestellt. 
Die Besoldung, die Abfindung mit Verpflegung und Be- 
kleidung u. a. m. zu regeln, war wiederum Sache der 
Intendantur.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.