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Wenn wir noch erfahren, daß zu den Aufgaben der Ab-
teilung 1 noch gehören: die Verteilung von Schreibmaschinen
an die Truppen und Behörden des Korpsbezirkes; die Ver-
waltungofragen bei Errichtung technischer Bauten, als da
sind Fliegerhorst, Sammellager der Pioniere u. dgl.; ferner
die durch die Steigerung aller Lebensbedürfnisse bedingten,
den Heeresangehörigen zugebilligten Teuerungszulagen und
schließlich die laufenden Entschädigungen, welche einem
großen Teil der Offiziere in der Heimat anstatt der Burschen
gewährt wurden, so dürfte der Beweis erbracht sein, daß
für Beschäftigung des Personals von einigen 20 Köpfen
reichlich gesorgt war.
In der gleichen Zimmerflucht hat Abteilung Vla ihr Unter-
kommen gefunden. Sie ist zwar klein, gleichwohl wichtig.
Denn sie bearbeitet die Lohnangelegenheiten der Arbeiter-
schaft beider sächsischer Korpsbezirke, die Kranken= und Un-
fallversicherungen, die Kriegobeihilfen und Unterstützungen.
Da die Jahl der Arbeiter im Dienst der Militärverwaltung
sich gegenüber dem Frieden um ein Mehrfaches erhöht hatte
— ed sei nur an die Munitionsherstellung und an die Werk-
stätten für Heeresgerät erinnert — so schwoll der Arbeits-
stoff der Abteilung stark an.
In einem Seitenflügel ist die Kanzlei untergebracht, in
der die „Reinschriften“ hergestellt werden. Geschah dies
noch vor dem Kriege fast ausschließlich mit der Feder, so
ist jetzt — zumeist von weiblicher Hand bedient — eine statt-
liche Anzahl Schreibmaschinen in Tätigkeit. Was wären
wir bei dem so ungeheuer angewachsenen Schriftverkehr ohne
unsere Maschinen!
Neben der Schreibmaschine ist zur Anfertigung von
Schreiben, die in vielen, gleichlautenden Stücken hinaus-
gehen, eine Umdruckmaschine vorhanden.
Im 2. Stockwerk kommen wir zunächst zu den drei Bau-
abteilungen. Der Krieg stellte die Heeresverwaltung vor
vermehrte, völlig veränderte Aufgaben auf dem Gebiete
der Bautätigkeit.
Der älteste Intendantur= und Baurat gibt über die Bau-
tätigkeit mit allen begleitenden Verhältnissen im folgenden
ein anschauliches Bild:
„Eine Schilderung der Bautätigkeit in den Kriegsjahren
muß notwendigerweise eine Beschreibung des Ringens mit
allen Schwierigkeiten zufolge der eingetretenen wirtschaft-
lichen Hemmungen, die besonders im Bauwesen auftraten,
einschließen. Es galt einen unausgesetzten, sich stetig stei-
gernden Kampf gegen täglich neu auftretende Schwierig-
keiten, um wichtige Bauschöpfungen durchzusetzen. Für die
Militärbauverwaltung war dieser Kampf um so aufreiben-
der, als ihre Tätigkeit und die Erreichung ihrer Ziele vom
Zusammenwirken vielgestaltiger Nebenumstände und zahl-
reicher Mitwirkender abhing, die Aufgaben aber unvermit-
telt, plötzlich auftauchten und in kürzester Frist durchzufüh-
ren waren.
Dieser Zustand leitete sich nach und nach ein; aber schon
im Jahre lols war er voll entweckelt.
Die Mobilmachung hemmte zunächst die Fortführung
der im Gange befindlichen Bauten nur insofern, als die
Geschäftsführung der Bauämter, deren der Korpsbezirk XII
6 zählt, durch Einziehung zahlreicher Hilfokräfte und Bau-
arbeiter betroffen wurde. Die Baugeschäfte kamen den Auf-
trägen noch nach, neue Arbeiten konnten zu angemessenen
Preisen vergeben werden, an Baustoffen fehlte es nicht,
eingezogene Arbeitskräfte ließen sich mühelos ersetzen. Ein
störendes allgemeines Bauverbot wurde bald wieder auf-
gehoben. Allerdings hatte der reibungslose Gang der Bau-
tätigkeit durch das Verbot den ersten empfindlichen Stoß
erfahren, von dem er nicht wieder voll genas. Geübte
Arbeitskräfte wurden bald seltener. Alte Leute, Lehrlinge
und Frauen mußten als Ersatz herhalten. Die fristgemäße
Fertigstellung der Bauten war daher nicht möglich. Dazu
trat der Mangel an vielen Baustoffen. Die Metallbeschlag-
nahme — Ende 1915 — wirkte lähmend. Ihr folgten
weitere Beschlagnahmen. Zement und Ziegel waren nur
noch auf schwer zu beschaffende Freigabescheine erhältlich.
Ersatzstoffe, die aufkamen, konnten nur ausnahmsweise be-
friedigen. Die Anfuhr der Baustoffe wurde durch den
Mangel an Geschirren, durch die Einschränkung des Eisen-
bahnbetriebes stark gehemmt und verteuert. Anlaß dazu
gab die Einziehung aller für den Heeresdienst einigermaßen
tauglichen Leute aus allen Berufskreisen, Futtermangel,
Kohlen= und Wagenmangel. Mit der Zeit litt auch die
körperliche Leistungsfähigkeit der Arbeiter.
Hand in Hand mit all diesen Erschwernissen setzte eine
derartige Verteuerung ein, daß nur noch die dringlichsten
Bauherstellungen gerechtfertigt blieben. Die zum Teil auf
inneren Gründen nicht beruhende, vielfach auf Wucher zu-
rückzuführende Uberteuerung brachte bis heute Preissteige-
rungen von 300, ja 400 Prozent.
Es wurde daher zur Unmöglichkeit, die Kosten einer
Auoführung vor Beginn nur einigermaßen richtig zu be-
ziffern. Kostenüberschreitungen waren unvermeidbar. Dazu
wirkte bei allen Bauverwaltungs= und Bauführungsgeschäf-
ten ein immer fühlbarer werdender Mangel an geeigneten
Bauhilfskräften im hohen Maße schädlich mit. Die aus
Ersatztruppenteilen herangezogenen fachkundigen Techniker
waren den alten, eingearbeiteten nicht gleichwertig. Auch bei
ihnen trat übrigens die durch Unterernährung hervorgerufene
Erschöpfung in Erscheinung. Wenn gleichwohl alles durch-
gesetzt werden konnte, was auf baulichem und verwaltungs-
technischem Gebiete gefordert wurde, so war dies nur der
unermüdlichen treuen Arbeit der Beamten bei den füh-
renden Baubehörden zu danken.
Es ist kein erfreuliches Bild, das der Schilderung der
Tätigkeit der Bauabteilungen vorangestellt werden mußte,
doch war es nicht entbehrlich, wenn diese Tätigkeit ins
rechte Licht gerückt werden soll.
Bei Kriegsanfang galt es zunächst, die noch laufenden
Bauten zu vollenden und das Rechnungswerk für sie zum
Abschluß zu bringen. Das gab schon reichlich Arbeit. Dann
kamen die neuen Aufgaben der Kriegsbauten, Planbearbei-
tungen, Prüfung von Kostenanschlägen und Bauentwürfen,
die Erledigung zahlloser Verdingungen häuften sich. Sie waren
der Anstoß zur Verstärkung des Beamtenkörpers der Bau-
abteilungen. Besonders belastet wurden die Intendantur-
und Bausekretäre durch umfangreiche Listenführungen u. dgl.,
welche durch die veränderten Entlöhnungoverhältnisse beim
Bauhilfspersonal nötig geworden sind.
Veranlaßt durch die im Jahre 1917 erstmalig den Bau-
unternehmern auf Reichskosten zugebilligten Vergütungen
von tarifmäßigen Lohnzulagen an Arbeiter des Bauarbeit-
geberverbandes waren für alle von der Kriegsamtstelle be-
willigten kriegswichtigen Bauten die Abrechnungen einer
bei der Intendantur eingerichteten Prüfungsstelle vorzulegen.
Diese Abrechnungen beziehen sich lediglich auf nichtfiska-
lische Bauten. Die Prüfung war deshalb besonders um-
ständlich, weil Unternehmer in Frage kamen, mit denen
während der Ausführung keine Verbindung bestanden hatte.
Bei Kriegsbeginn setzten die sogenannten Mobilmachungs-
bauten ein. Schon im Frieden sorgfältig vorbereitet, wurden
sie sofort in Angriff genommen. In unserem Korpobezirk
entstanden so innerhalb 6 Wochen umfängliche Erweiterun-
gen des Bekleidungsamtes in Dresden, Reservelazarette in
Bautzen und Dresden und Kriegoverpflegungsanstalten. Es
gelang, sämtliche Ausführungen in Höhe von etwa 1 Million
Mark rechtzeitig zu vollenden.
Bald brachten die Kriegsbedürfnisse viele neue Aufgaben,
deren Bearbeitung der Intendantur ebenfalls zufiel: Bauten
für Kriegsgefangenenlager, zur Herstellung von Munition
und Heeresgerät, für Pferdelazarette u. a. m.