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(Dadureh die Last der lange währenden Einquartierung fühl-
bar erleichtert.
Mustergültig sind die im „Jägerpark“ an der äußeren
Radeberger Straße in Dresden von der Stadtgemeinde
erbauten Baracken. Binnen kürzester Zeit entstand dort
eine kleine Stadt. Freundlich leuchten die weißen Häuser
mit ihren großen Fenstern aus dem Grün der Heidekiefern.
Recht schwierig war es, den längs der böhmischen Grenze
aufgestellten Grenzschutz unterzubringen, da die Gebirgs-
gegend schwach bevölkert ist. Häufig wurden da die sonst
von Sommerfrischlern besuchten Gasthäuser belegt. End-
lose Verhandlungen mit Stadt= und Landgemeinden, mit
Saalbesitzern und sonstigen Quartierwirten waren zu füh-
ren und zahlreiche Verträge zu schlietßen, um all die vielen
Leute unter Dach und Fach zu bringen. Wo militärische
Gebäude zur Verfügung standen, wurden sie natürlich in
erster Linie benutzt. Einbauten in Dachböden und Ställen
schufen neue Wohn= und Schlafräume.
Die bisher aufgeführten Arbeiten drängten sich in den
ersten Kriegsjabren zusammen. Neue Sorgen erwuchsen
der Abteilung IV: die erschwerte Beschaffung aller Geräte
und Verbrauchemittel.
Am fühlbarsten wurde der Mangel an Rohstoffen zunächst
durch das Ausbleiben des Petroleums, das für die Beleuch-
tung der Kasernen noch bis in die jüngste Zeit eine be-
deutende Nolle spielte. Nun hieß es plötzlich neue Beleuch-
tungomöglichkeiten schaffen. Wo es anging, wählte man
Elektrizität, die meist von leistungsfähigen Werken, mit
denen Verträge abzuschließen waren, bezogen wurde. Dann
kam der Mangel an Geweben. Statt der Bettwäsche, Stroh-
säcke und Handtücher aus Leinen mußten solche aus Papier=
faser beschafft werden. Ankäufe der Seife, der Besen und
Schrubber lagen schon längst nicht mehr in der Hand der
einzelnen Verwaltungen, sondern wurden von „Zentralstel-
len“ vorgenommen. Das Gleiche galt für die Füllmittel
der Bettsäcke. Stroh durfte nicht mehr verwendet werden;
es fand Ersatz durch Holzwolle, Alpengras, Schilf oder
Papier. Die Kohlen mußten nach den vom Reichskohlen=
kommissar aufgestellten Leitsätzen durch die Intendantur
beschafft und den Verbrauchsstellen zugeleitet werden. Der
Schriftwechsel mit Werken und Händlern, das Prüfen von
Rechnungen und Einfuhrzöllen, von Kohleneingangs= und
zverbrauchsmeldungen, das Ausstellen von Bezugsscheinen
wuchs derart an, daß bei Abteilung IV eine besondere Koh-
lenbeschaffungostelle mit eigener Registrande errichtet wer-
den mußte. Jedem Garnisonkommando trat überdies eine
Heizungskommission zu, die in enger Fühlung mit der
Intendantur den Kohlenverbrauch beaufsichtigte und für
sachgemäßes Heizen zu sorgen hatte.
Während der planmäßigen Demobilmachung erwuchsen
der Abteilung IV aus der hiermit im Zusammenhang stehen-
den Zurüstung der Quartiere, die sich über Stadt und
Land erstrecken, sehr bedeutende Arbeiten. Handelte es sich
doch voraussichtlich um große Massen, die unterzubringen
waren, nicht bloß an Menschen, sondern auch an Pferden,
Waffen, Wagen, Bekleidung u. a. Die Kohlenfrage be-
reitete auch hier einige Sorge.
Daß es bei derartig angewachsener Arbeit — das ver-
mehrte Rechnungswesen ist noch nicht einmal erwähnt wor-
den — ohne wesentliche Verstärkung der Arbeitskräfte der
Abteilung nicht abgehen konnte, erscheint wohl begreiflich.
Wir steigen zum III. Stockwerk hinauf und finden hier
zunächst die II. oder „Naturalverpflegsabteilung“. Ihr
hauptsächlichstes Arbeitsfeld gemahnt vielleicht am meisten
an den Krieg, denn es heißt: „Nachschub der Verpflegung
ans Feldheer.“ Das Heer findet nur den geringsten Teil
seineo ungeheuren Bedarfes im Feindesland; vollends im
Stellungokrieg versagen die örtlichen Hilfsquellen bald, den
Löwenanteil muß die Heimat liefern. Da müssen denn
gewaltige Lager von Lebens= und Futtermitteln aller Art
angelegt und dauernd auf einer gewissen Höhe gehalten
werden. Die Intendantur erhält die nötigen Anweisungen
vom Kriegoministerium.
Die Stapelplätze sind meist mit den seit Friedengzeit
bestehenden Proviantämtern verbunden und die Vorräte in
deren Räumen untergebracht. Wo diese nicht zureichten,
wurden Behelfsbauten errichtet, Heu und Stroh in Fei-
men eingelagert.
Ein besonderer Hauptstapelplatz entstand als Proviant=
depot der Sammelstation Dresden am dortigen König Al-
bert-Hafen. Von hier rollten nach Bedarf die beladenen
Züge hinaus in das Etappengebiet zur Füllung der dor-
tigen Magazine. Wir werden diesem Depot später noch
einen kurzen Besuch abstatten. Vorerst ist uns nur mög-
lich, uns auf Grund der in der Intendantur geführten
Übersichten einen Begriff von den Arten und Mengen der
Güter zu machen, welche unseren braven Kämpfern aus
der Heimat zugingen. Wir nehmen den Eindruck mit fort,
daß vortrefflich für des Leibes Nahrung und Notdurft
gesorgt ist und daß nur widrige Kriegszufälle die Schuld
trugen, wenn einmal an der Front Mangel an dem oder
jenem eintrat.
Die Bereitstellung der für das Feldheer und die Heimat
erforderlichen Verpflegungsmittel — Lebens-, Futter= und
Streumittel — einschließlich der Verpackung, der Säcke,
Planen, Zelteinrichtungen, Feldküchen, Kochkessel, Wärme-
halter usw., machte Verhandlungen und Abschluß von Ver-
trägen und regen Verkehr mit den nach und nach einge-
richteten Kriegsgesellschaften, den Reichs-, Landes= und
Kommunalverteilungsstellen notwendig. Der jeweilig vor-
handene Lagerraum und die Sorge für rechtzeitige Heran-
ziehung bei dem sehr unregelmäßigen und oft dringlichen
Abrufe für den Feldbedarf, andererseits die immer schär-
fer geforderte Vermeidung unnötigen Wagenumlaufes waren
bestimmend für die Unterbringung der herangeholten Güter.
Uhbersichten über die Fassungsmöglichkeiten der einzelnen
Magazine und Lagerplätze und Zeitangaben über die vor-
handenen und für das Feldheer entbehrlichen Bestände, er-
möglichten es dem Kriegsministerium und dem General-
intendanten des Feldheeres einesteils Sonderzuweisungen
zu machen, wenn es gilt größere Mengen an Verpflegungs-
gegenständen unterzubringen, wie Kriegsbeute oder Liefe-
rungen aus den besetzten Gebieten (Rumänien), anderen-
teils die Leistungsfähigkeit der Magazine zu ermessen und
hiernach entsprechende Truppenmengen auf die Versorgung
durch diese Stellen anzuweisen, oder Aushilfen an andere
Dienststellen anzuordnen.
Das Proviantdepot Dresden war nur während kurzer
Zeit zu Beginn des Krieges und in letzter JZeit mit zur
Versorgung des Westheeres herangezogen, im übrigen hatte
es die im Osten und Südosten kämpfenden Truppen ver-
sorgen müssen und zwar vorübergehend bis zu drei Armeen.
Es ist erheblich in Anspruch genommen gewesen, sind doch
zeitweilig bis zu 40 Eisenbahnzüge wöchentlich von hier
nach den Feldstellen abgefertigt worden. "
Die Eigenartigkeit des Kriegsschauplatzes ließ auch be-
sonders geartete Anforderungen aufkommen, erwähnt seien
nur ganze Einrichtungen von Zigaretten- und Mineral-
wasserfabriken.
Zur Auffüllung des Proviantdepots waren in der Haupt-
sache die Magazine Dresden und Bautzen bestimmt, vor-
übergehend auch andere, wie Leipzig und Torgau. Bel
Zuführung der ungeheuren Mengen an Hartfutter, Heu
und Stroh für das Feldheer mußten auch die der stellver-
tretenden Intendantur unterstellten acht Proviantämter des
Korpsbereiches Beachtliches leisten.
Sehen wir uns weiter in der II. Abteilung um, so finden
wir, daß hier cine gewaltige Arbeitsleistung zu bewältigen