ist. Neben der Uberwachung und Prüfung der Geschäfte
und des Rechnungswesens des Proviantdepots mit seinen
Ersatzmagazinen und der Proviantämter, die je einem Be-
amten obliegt, sind diese und andere Beamte und Hilfs-
arbeiter eifrig beschäftigt mit den vielen Aufgaben, die die
Verpflegung von Mann und Pferd mit sich bringt. Hier
bearbeitet ein älterer Beamter Personalsachen, Aufstellung
und Ergänzung des Verpflegungspersonals für Feld und
Heimat, Ausbildung von Anwärtern, Beförderungs-, Ge-
bhalts= und Disziplinarfragen, sowie Lohnsachen der Maga-
zinarbeiter. Dort erläutert uns ein Beamtenstellvertreter,
wie sich angesichts der Futterknappheit nach den neuesten
Verfügungen die Rationen der Truppendienstpferde in der
Heimat zusammensetzen müssen. Da erfahren wir, was
alles als Ersatzfutter und Streumittel dienen muß: auf-
geschlosseneo Strohkraftfutter, von Laub und Laubheu, Laub-
futterkuchen, Kartoffeltrockenschnitzel, Schilf, Heidekraut,
Quecken usw. Bei manchen dieser Ersatzmittel mag es die
treuen Vierfüßler vielleicht anfänglich ebenso abgeschüttelt
hüben, wie man- 4 .
349
eine wurde von einem Unternehmer betrieben, die andere
von der Heeresverwaltung bewirtschaftet. Da war zu klären,
wer aus diesen Küchen beköstigt werden durfte und mit
welchen Portionssätzen. Zur Entlastung der Kriegsverpfleg-
anstalten waren noch einzelne Bahnhofswirtschaften an grö-
ßeren Durchgangsstationen als Speiseausgabestellen einge-
richtet worden. Bei diesen wie bei den Kriegsverpflegan-
stalten waren die Abrechnungen zu prüfen und die Verwen-
dung der aus Heeresbestand aushilfsweise abgegebenen Le-
bensmittel zu überwachen.
Für die Brot- und Zwiebackbäckereien der Heeresverwal-
tung waren die erforderlichen Backstoffe zu beschaffen und
bereit zu stellen. Der Schlacht= und Arbeitsbertrieb der
Armeekonservenfabrik war zu überwachen.
Naturalleistungen von Gemeinden mußten auf Grund
der darüber eingereichten Forderungonachweise nachgeprüft
und die errechneten Geldbeträge angewiesen werden. Aus-
hilfen, die Gemeinden oder einzelne aus den ihnen gesetzlich
zustehenden Beständen geleistet haben, waren zu erstatten.
Neuaufgestellte
chen menschlichen
Bewohner des
deutschen Vater-
landes bei der
Kriegskost, be-
sonders im Kohl-
rübenwinter
19016/17. All-
mählich hatten sie
sich aber ganz
gut an die Kost
gewöhnt. Die
Beschaffung
dieser Futter-
und Streumittel
mußte zum Teil
durch die Pro-
viantämter er-
folgen.
Auch die Fra-
gen der Anwen-
dung, Durchfüh-
rung und Über-
wachung der
„Requisitionen“, »
Beschlagnahmen und Landlieferungen von Futter- und
Streumitteln verursachten nicht unerhebliche Arbeit.
Durch Verträge mit leistungsfähigen Trocknereien, Braue-
reien, Mälzereien, wurden große Mengen Kartoffeltrocken-
schnitzel für das Feldheer als Haferersatz bereit gestellt.
Eine ganze Reihe Strohaufschließungsanstalten wurden durch
Verträge zur Lieferung von Strohkraftfutter verpflichtet.
Ein außer Betrieb gesetztes Torfstreuwerk in Reitzenhain
im Erzgebirge wurde unter Mitwirkung der Militärver-
waltung wieder in Betrieb genommen und lieferte seine
gesamte Ausbeute an das sächsische Heereskontingent.
An einem anderen Arbeitoplatze ist ein Beamter beschäf-
tigt mit der Frage der Beköstigungsart der Truppen: ob
sie mit Verpflegung einquartiert werden sollen, ob eigene
Truppenküche eingerichtet werden kann, oder ob die Ver-
pflegung ausnahmsweise an Unternehmer zu verdingen ist;
welche Geldsätze in dem einen oder anderen Fall gewährt
werden dürfen; ob einzelne Mannschaften oder ganze Ver-
bände alo Selbstversorger das Beköstigungsgeld zu be-
ziehen haben und in welcher Höhe; ob und wie Transporte
und Transportbegleiter mit Verpflegungsmitteln in Natur
oder mit Beköstigungsgeld abgefunden werden sollen. Für
die auf Eisenbahnfahrt befindlichen Einzelreisenden und
Transporte bestanden zwei Kriegsverpfleganstalten. Die
Pulverfabrik Gnaschwitz
Truppenteile
hatten in ihren
Aufstellungsorten
durch Anlage von
Übungeplätzen
usw., Flieger bei
Notlandungen
Flurschaden ver-
ursacht. Die For-
derungsnachwei-
se hierfür waren
nach Grund und
Höhe zu prüfen
und anzuweisen.
Ab und zumuß-
ten auch unver-
mutete Kassen-
und Wirtschafts-
prüfungen bei
den Proviant=
ämtern vorge-
nommen und
deren Baube-
dürfnisse begut-
achtet werden.
Ganz besondere Arbeitskraft erforderten die im Laufe des
Krieges immer mehr aufgetretenen Transportverluste. Da
galt es zu prüfen, ob und welche Stellen etwa schaden-
ersatzpflichtig gemacht werden könnten und ob und wo die
Verluste in Ausgabe gestellt werden durften.
Wir betreten schließlich die Registratur, um uns zu über-
zeugen, daß Dank musterhafter Ordnung jede Abte und
jedes Schriftstück — auch nach Jahren noch — leicht auf-
zufinden ist.
Nahebei finden wir Abteilung lla. Sie bearbeitet die
Versorgung der Truppen, Lazarette, militärischen Anstalten,
teilweise auch Kriegsgefangenen des Korpsbezirks mit Lebens-
mitteln.
Das Mannschafts brot entstammt in der Hauptsache den
Militärbäckereien. Soweit diese den Bedarf nicht decken
bönnen, wird es von Privatbäckern bezogen. Das Mehl lie-
fern ihnen die Proviantämter.
Da unser Korpsbezirk die Kartoffeln hauptsächlich
aus den Provinzen Posen und Schlesien erhielt, wurde in
Bunzlau eine sächsische „Versorgungsstelle“ eingerichtet.
Zeitweise wurden Erntekommandos mit Wagen und Pfer-
den von hier dorthin geschickt.
Für die Fleischversorgung bestand bei der Inten-
dantur eine „Korpsverteilungsstelle““; sie versorgte die mili-