Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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Schwierigkeiten in der Kriegoindustrie wie in der Ernäh- 
rungswirtschaft des Jahres 1916 das Kriegsamt mit den 
ihm untergeordneten Kriegsamtstellen gegründet. Diese 
waren zunächst örtliche Organe des Kriegoamtes für den 
Bezirk eines Armeekorpö, erhielten auch zuerst die Bezeich- 
nung „Kriegsamtstelle im Bezirk des stellvertretenden Ge- 
neralkommandos“. In Sachsen traten die beiden Kriegs- 
amtstellen am 21. Dezember 1916 bei den beiden Kl. 
Sächs. Armeekorpo ins Leben. Schon am 15. Dezember 
1916 erteilte der Kommandierende General des XIX. Ar- 
meekorps dem späteren Vorstande der Kriegsamtstelle Leip- 
zig den Auftrag, die Errichtung der Kriegsamtstelle im Be- 
zirk des XIX. Armeekorps ungesäumt in die Wege zu lei- 
ten. Die Kriegsamtstelle ging also zunächst nicht aus einer 
anderen Abteilung des stellvertretenden Generalkommandos 
bervor, sondern sie entstand neben diesem. Ursprünglich 
war daher auch bestimmt, daß die Kriegsamtstellen dem 
Kriegsamt direkt unterstellt und dem stellvertretenden Ge- 
neralkommando nur angegliedert seien. Diese Nebenein- 
anderstellung von Generalkommando und Kriegsamtstelle 
erwies sich jedoch späterhin als wenig glücklich, da aus 
diesem Verhältnio leicht Schwierigkeiten entstehen konnten. 
Es sei hervorgehoben, daß im Bereiche des stellver- 
tretenden XIX. Armeekorpo derartige unliebsame Erschei- 
nungen nicht zu verzeichnen sind. Bereits im Februar 1917 
wurden die Kriegsamtstellen allgemein den stellvertretenden 
Generalkommandos unterstellt. In der entsprechenden Ver- 
fügung wurde gesagt, daß die Kriegoamtstellen in sich ge- 
schlossen ausgebaute Organisationen seien, militärische Be- 
börden unter einem besonderen vom Kriegoamt auf Vor- 
schlag der stellvertretenden Generalkommandos zu ernennen- 
den Vorstande und daß sie den stellvertretenden Generalkom= 
mandos unterstellt seien. Unter dem 28. Februar 1917 
wurde die oben genannte Bezeichnung der Kriegsamtstellen 
umgeändert in „Kriegsamtstelle Leipzig, Cassel usw.“, also 
je nach dem Sitz der betreffenden Behörde. 
B. Das Arbeitsgebiet der Kriegsamtstelle 
1. Die Aufgaben im allgemeinen 
Trotz der Unterstellung der Kriegsamtstelle unter das 
stellvertretende Generalkommando blieb nach obiger Ver- 
fügung hinsichtlich der Aufgaben eine Zweiteilung bestehen, 
indem die Kriegsamtstelle einerseits alt Organ des Kriegs- 
amtes, andererseits als Organ des stellvertretenden General= 
kommandos tätig sein sollte. Die Aufgaben, die ihr als 
Organ des Kriegoamtes oblagen, waren u. a. folgende: 
a) Die sich aus der Bearbeitung des Gesetzes über 
den vaterländischen Hilfsdienst ergebenden Maß- 
nahmen, 
b) die mit der Frauenarbeit und Frauenfürsorge zusam- 
menhängenden Tätigkeiten, 
) die Fürsorge für die Förderung der Produktion zum 
Zwecke der Waffen-, Munitions= und sonsligen 
Kriegsmaterialbeschaffung, 
d) die Verkehrsfragen. 
Unter den Aufgaben, deren Bearbeitung der Kriegoamt- 
stelle als Organ des Generalkommandos oblagen, seien 
aufgeführt: 
a) Die Sicherstellung der Arbeitskräfte für die im 
Kriegsinteresse tätigen staatlichen und privaten Be- 
triebe, 
b) die Fürsorge für die Bewirtschaftung und Zuführung 
der Rohstoffe, 
c) die Ein- und Ausfuhr. 
Die Kriegsamtstelle Leipzig hat sich von Beginn an aufs 
engste an das stellvertretende Generalkommando angeschlos- 
sen und sich in jeder Weise auf dieses gestützt. Der Vor- 
stand der Kriegcamtsielle hat stets in allen irgendwie 
grundlegenden Angelegenheiten dem kommandierenden Ge- 
neral Vortrag erstattet, so daß die Kriegoamtstelle sehr 
bald auch seitens des stellvertretenden Generalkommandos 
als eine seiner Abteilungen mit den gleichen Nechten und 
Pflichten wie alle übrigen Abteilungen aufgefaßt wurde. 
Diese enge Anlehnung an das Generalkommando hat der 
Kriegsamtstelle ihre Aufgaben in hohem Maße erleichtert. 
Eo ist bekannt, daß fast bei jedem stellvertretenden Gene- 
ralkommando dieses Verhältnis zur Kriegsamtstelle sich 
anders entwickelt hat und daß bei den meisten anderen 
Generalkommandos die Kriegoamtstellen, namentlich im An- 
fang, stets als etvas außerhalb Stehendes betrachtet wur- 
den. 
2. Vom General-Kommando und von Zidvil- 
behörden übernommene Arbeitsgebiete 
Wenn nun auch die Kriegsamtstelle Leipzig nicht aus 
dem stellvertretenden Generalkomando, sondern neben ihm 
entstand, so war doch durch die Gründung des Kriegoamtes 
manchen anderen Abteilungen des Generalkommandos der 
Boden entzogen, so daß sie dort überflüssig wurden und 
schließlich im der Kriegsamtstelle aufgehen mußten. 
Gleich zu Anfang hatte die volkowirtschaftliche Abteilung 
des stellvertretenden Generalkommandos das erste Perso- 
nal für das Kriegsamt abgegeben, späterhin wurde ihr 
die sogenannte „Fabrikenabteilung“ mit deren gesam- 
tem Personal entzogen und der Kriegoamtstelle zugewie- 
sen. Der volkswirtschaftlichen Abteilung verblieben im we- 
sentlichen die Zurückstellungen für 
a) Reichs-, Staats= und Kommunalverbände, 
b) Landwirtschaft, 
) häusliche Verhältnisse. 
Alo nächste Abteilung wurde der Aufklärungsoffizier 
des stellvertretenden Generalkommandos übernommen, 
gleichgeitig wurde bei der Kriegsamtstelle die Aufklärung 
für den gesamten Korpobeziek einheitlich durch Gründung 
des Referates P. A. (Presse und Aufklärung) organisiert. 
Die dritte Abteilung des stellvertretenden Generalkomman= 
dos, welche übernommen wurde, war die Kriegorohstoff- 
stelle. Ferner wurden einzelne Arbeitögebiete der stellver- 
tretenden Intendantur in den Arbeitsbereich der Kriegsamt- 
stelle eingefügt, z. B. die Abfassung der Stimmungsbe- 
richte über die Ernährungslage und die Stimmung der Be- 
völkerung, die Holzbeschaffung für das Feldheer, die Ver- 
teilung der Heeresnäharbeiten usw. Die Kriegsamtstelle 
hat aber stets Wert darauf gelegt, mit der Intendantur 
Hand in Hand zu arbeiten, als Beispiel sei angeführt, daß 
die Verfügungen betr. Militarisierung von Betrieben ein- 
gebend mit der stellvertretenden Intendantur vor der Ver- 
öffentlichung durchgesprochen wurden. 
Aber nicht allein aus den Abteilungen des Generalkom= 
mandos zog die Kriegoamtstelle ihr Arbeitsgebiet. Viel- 
mehr schlug sie ihre Wurzeln auch vielfach in den Tätig- 
keitsbereich der Zivilbehörden und anderer ziviler Institu- 
tionen, wobei sie diesen naturgemäss einen Teil ihres Ar- 
beitsstoffes nahm. Daraus erblären sich auch die vielfachen 
Hemmungen und Schwierigkeiten, mit denen die Kriegs- 
amtstelle im Anfang zu kämpfen hatte, denn sie wurde 
von den meisten Behörden als Neuling, der ihre Macht 
Lan sich reißen wollte, nicht besonders freundschaftlich be- 
grüßt. Als solche den Zivilbehörden entzogene Tätigkeits= 
gebiete seien als Beispiel angeführt: Die Mitwirkung bei 
der Kohlen= und Lebensmittelverteilung, die Maßnahmen 
zur Still= und Zusammenlegung von Betrieben sowie die 
Fürsorgemaßnahmen für arbeitende Frauen und deren 
Kinder. Besonders hervorgehoben sei die Übernahme der 
ehemaligen Maschinenausgleichstellen, welche als „Techni- 
sche Bezirkodienststelle Leipzig“ in die Organisation der 
Kriegsamtstelle aufgingen.
	        
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